Was in die Schweiz importiert wird, muss günstiger werden: Nach dem Entscheid der Nationalbank von Mitte Januar, den Euro-Mindestkurs aufzuheben, hat der Euro zum Franken fast 17 Prozent an Wert verloren. Mit dem starken Franken können Produkte im Ausland billiger eingekauft und somit in der Schweiz entsprechend günstiger verkauft werden – ohne dass Hersteller und Händler einen einzigen Rappen verlieren.
Das gilt übrigens nicht nur für Waren aus dem Euro-Raum, sondern für praktisch alle importierten Güter. Denn der Schweizer Franken wurde gegenüber allen verbreiteten Währungen stärker: Der US-Dollar, das britische Pfund und der japanische Yen wurden um rund 15 Prozent billiger.
Umgekehrt heisst das auch: Wo die Preise der Importgüter nicht sinken, streichen Hersteller, Importeure oder Händler die Währungsgewinne selber ein, statt sie an die Konsumentinnen und Konsumenten weiterzugeben.
Der K-Tipp hat die Situation in verschiedenen Branchen unter die Lupe genommen:
Grossverteiler: Coop und Migros versichern, auf alle aktuell in Euro eingekauften Produkte den Kursvorteil umgehend weiterzugeben. Sie haben bereits mehrere Hundert Artikel verbilligt – vorab Früchte, Gemüse und weitere Frischprodukte.
Harziger läuft es bei den ausländischen Markenprodukten. Denn diese kaufen die Grossverteiler zumeist bei Herstellern oder Importeuren in Schweizer Franken ein. Zwar sind auch ein paar Markenartikel bereits günstiger zu haben – bei Coop z. B. Andros-Fruchtsäfte, Iglo-Tiefkühlkost und Milchprodukte von Galbani, La Laitière und Danone. Doch mit den meisten Lieferanten stecken Coop und Migros noch in «harten Verhandlungen» über die Weitergabe der Wechselkurs-Vorteile.
Obs nützt? Der K-Tipp hat bei vier grossen Markenartiklern nachgefragt – Procter & Gamble und L’Oréal wollten sich nicht äussern, Nivea-Hersteller Beiersdorf hat gar nicht erst reagiert. Ferrero dagegen kündigte an: «Angesichts der Währungssituation, die zu einer Kostenverringerung für die Produkte aus der Euro-zone führt, wird Ferrero Schweiz seine Preise anpassen.»
Möbel: Werden Sofas, Tische und andere Möbel von Schweizer Händlern erst auf Kundenauftrag beim ausländischen Hersteller bestellt und in Euro oder Dollar bezahlt, kommt der Kursvorteil zum Tragen. Konkret müssen sie 15 Prozent weniger zahlen.
Schubiger Möbel, Möbel Hubacher und Pfister gewähren denn auch bereits Euro-Rabatte.
Reisen: Steigt der Franken im Wert, zahlen Reiseveranstalter für Hotels, Flüge und Mietautos im Ausland deutlich weniger. Die Preise besonderes für Badeferien sind darum in der Schweiz schon kräftig gesunken.
Autos: Neuwagen diverser Marken werden erst nach Kundenbestellung importiert und vom Importeur in der Währung des Herstellerlandes bezahlt. Darum konnte etwa Fiat kurz nach dem Entscheid der Nationalbank beschliessen, den Kunden «den gesamten Währungsvorteil von 17 Prozent» weiterzugeben. Man kaufe eben sämtliche Fahrzeuge in Euro ein und importiere nicht auf Vorrat, so Sprecherin Fiona Flannery.
Die Amag-Gruppe mit Marken wie VW, Audi und Škoda hats da schwerer: Sie kauft nach eigenen Angaben in Franken ein. Die Gewinne sackt so der Hersteller ein.
Kleider: Modehändler Charles Vögele z. B. bezieht zwar rund 90 Prozent seiner Waren aus Asien in Dollar. Doch was aktuell in den Läden ist, hat er schon vor Monaten eingekauft. Kursvorteile gibt er darum noch keine weiter. Ob das für andere Modehäuser ebenfalls gilt? C&A und H&M gaben keine Auskunft.
Allerdings: Auch wenn jetzt viele Händler in der Schweiz mit «Euro-Rabatt» oder «Euro-Währungsvorteil» locken – die Gefahr, für ein bestimmtes Produkt in der Schweiz deutlich mehr hinblättern zu müssen als im Ausland, ist grösser denn je. Doch dann werden sich viele Schweizer Konsumenten zu helfen wissen – und weiterhin im Ausland einkaufen.
16 von 35 Firmen haben gehandelt
Der K-Tipp hat bei 35 Unternehmen in der Schweiz abgeklärt, ob sie nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses die Preise für importierte Güter bzw. Dienstleistungen senken. Folgende 16 Firmen haben das zumindest bei Teilen ihres Angebots getan (Stand 23. 1. 2015):
- Coop, bis 20 %
- Delinat, 10 %
- Fiat, 17 %, bis 28. 2. 2015
- Ford, 1500 bis 4000 Franken, bis 31. 1. 15
- Hotelplan Suisse (inkl. Migros Ferien, Travelhouse, Globus Reisen), 8 bis 20 %
- Hyundai, 12 %, bis 14. 2. 15
- Interdiscount
- ITS Coop Travel, 15 %
- Kuoni (inkl. Helvetic Tours), 15 %, bis 14. 2. 15
- Mercedes-Benz (inkl. Smart), 18 %
- Migros, 10 bis 30 %
- Möbel Hubacher, 12 %
- Möbel Pfister
- Renault, 1500 Franken, bis 31. 1. 15
- Schubiger Möbel, 15 %
- Tui Suisse (inkl. 1-2-Fly, Airtours), 15 %