Autofahren lernen geht ins Geld. Eine Lektion bei einer der rund 3600 Fahrschulen in der Schweiz dauert gemäss Richtlinien des Schweizer Fahrlehrerverbands 50 Minuten und sollte zwischen 85 und 100 Franken kosten. Ein Vergleich lohnt sich. Das zeigt eine Stichprobe des K-Tipp bei 25 Fahrschulen in der Deutschschweiz. Viele geben günstige Preise für eine Fahrstunde an, schlagen dann aber versteckte Nebenkosten drauf oder kürzen die Lektionen.
Eine Stunde dauert noch 45 Minuten
Bei etwa der Hälfte der Fahrschulen in der Stichprobe dauert eine Fahrstunde nur noch 45 statt 50 Minuten. Es gibt jedoch löbliche Ausnahmen: Das Fahrschulcenter De Cristofaro in Zürich-Oerlikon zum Beispiel rechnet mit 55 Minuten. Das relativiert den scheinbar hohen Preis von 98 Franken. Lernfahrten bei der Start-Drive- Fahrschule in Bern dauern sogar 60 Minuten und kosten 85 Franken.
Achtung bei vermeintlichen Billigangeboten wie etwa bei Motomoto in Regensdorf ZH: Eine Fahrstunde gibt es dort laut Vergleichsportal Fahrlehrervergleich.ch ab 60 Franken. Sieht man genau hin, gilt dieser Preis aber nur für ein 30er-Abonnement. Die Einzellektion kostet 95 Franken. Für Stunden ab 18 Uhr wird ein Zuschlag von 20 Prozent fällig. Fahrschüler müssen einmalig noch 150 Franken für die Fahrzeugversicherung bezahlen.
Und die Sparschule in Winterthur ZH erwähnt Nebenkosten nur in ihrem Kleingedruckten.
Bis zu 140 Franken für die Autoversicherung
Seit ein paar Jahren verlangen viele Fahrlehrer eine Beteiligung an der Autoversicherung, meist 80 bis 140 Franken. Bei 20 Lektionen verteuert sich dadurch jede Fahrstunde um bis zu 7 Franken. Falsch ist die Behauptung, diese Abgabe sei «obligatorisch». Für Fahrschüler gibts kein Versicherungsobligatorium. Haftpflicht- und Vollkaskopolice sind Sache des Fahrlehrers und Teil seines allgemeinen Geschäftsaufwands.
Motomoto in Regensdorf erfindet sogar eigene «Versicherungen». Für 50 Franken können sich Töff-Lernfahrer von den Kosten für verspätetes Abmelden freikaufen. Auto-Fahrschüler müssen sich vier Arbeitstage im Voraus abmelden, sonst wird ihnen die Lektion berechnet. Anders die Fahrschule Bern-West. Sie akzeptiert Absagen bis drei Stunden vor dem Termin, und zwar gratis.
Oft wird statt einer «Versicherung» eine Abgeltung für den administrativen Aufwand verlangt, ebenfalls in der Höhe von 80 bis 140 Franken. Aber: Das sind normale Betriebskosten – sie müssten im Stundenansatz einkalkuliert sein.
Ein Abo lohnt sich nicht für alle
Je nach Einfallsreichtum fallen weitere Kosten an. Die Fahrschule Florin etwa bezeichnet sich mit Stundenansätzen von 60 Franken als die «günstigste in der Region Baden Aarau», verlangt dafür aber für Lektionen nach 15.30 Uhr 70 Franken. Agoras in Zürich berechnet für den Theorie-Unterricht eine «Bearbeitungsgebühr» von 19 Franken. Dafür seien «Wasser, Kaffee und Notizpapier» gratis, und das Theorielokal verfüge über einen «Loungebereich».
Fahrschüler sollten sich den Abschluss eines Abos gut überlegen: Die Ermässigung ist oft gering. Und wird das Abo nicht aufgebraucht, weil der Schüler wechseln will oder aufgibt, verweigern einige Fahrschulen die Rückerstattung. Etwa Fox aus St. Gallen. Begründung: «In der Migros-Klubschule muss man den Kurs auch voll zahlen, wenn man mittendrin abbricht.» Andere Firmen verlangen, dass ein Ersatzmann gestellt wird, oder ziehen vom Restbetrag 30 Prozent für Umtriebe ab.
Die meisten Klagen beim Ombudsmann der Zürcher Fahrlehrer gibt es wegen Problemen mit der Rückerstattung. Jürg Stutz sagt: «Eine nicht erbrachte Leistung kann man nicht in Rechnung stellen.» Stutz unterrichtet seit 30 Jahren selbst Fahrschüler. Trotzdem sei er in einem solchen Fall immer auf Seite des Fahrschülers – notfalls bis vor den Friedensrichter.
Darauf sollten Fahrschüler achten
- Erkundigen Sie sich im Voraus nach sämtlichen Kosten, Dauer der einzelnen Fahrstunden sowie nach Absage- und Rücktrittsbedingungen.
- Je luxuriöser das Fahrschulauto, desto höher die Versicherungsprämien für den Fahrlehrer. Das erhöht in der Regel die Preise.
- Klären Sie ab, was Sie für das Fahrschulauto während der Fahrprüfung zahlen müssen.
- Nothelferkurse sind beim Samariterverein oder ähnlichen Institutionen meist günstiger.Die Wiederholungskurse darf man bei einem anderen Fahrlehrer absolvieren.
- Vorsicht bei Paketen: Mal ist der Nothelferkurs inbegriffen, mal eine Theoriestunde.
- Akzeptieren Sie für Kontrollfahrten oder Auffrischungslektionen weder Administrativ- noch Versicherungsgebühren.
- Vergleichsportale wie Fahrlehrervergleich.ch, Fahrlehrer.ch und Superfahrlehrer.ch sind untauglich. Die Positionierung kann die Fahrschule kaufen, Fahrschüler geben nur positive Bewertungen ab, negative fehlen fast ganz.
- Strassenverkehrsämter dürfen keine Empfehlungen abgeben. Mit nachdrücklichem Fragen lässt sich aber oft heraushören, ob ein bestimmter Name einen guten Ruf hat.