Jahrzehntelang war klar: Wer eine Rechnung erhielt, musste den Rechnungsbetrag bezahlen. Und damit hatte es sich. Seit ein paar Jahren sind aber viele Firmen dazu übergegangen, Geld für Papierrechnungen zu verlangen:
- Konsumenten mit einer Kreditkarte der Credit Suisse oder der Neuen Aargauer Bank zahlen Fr. 1.50.
- Fr. 1.80 verlangt die UBS.
- Noch teurer sind Papierrechnungen für Besitzer der Kreditkarten Cumulus (Migros) und Supercard (Coop): Sie kosten Fr. 1.95.
- Die Viseca, die Karten für eine ganze Reihe von Banken herausgibt, verlangt Fr. 2.–.
- Bei der Telecomfirma UPC sind es Fr. 3.–.
- Sunrise verlangt Fr. 3.–. Für eine Rechnung mit detaillierten Infos noch einen Franken mehr.
- Der Konkurrent Salt Fr. 2.– bis Fr. 5.–.
Eines haben diese Gebühren gemein: Sie sind viel zu hoch. Das zeigen Recherchen des K-Tipp. Ein B5-Brief kostet nämlich – als B-Post-Massensendung aufgegeben – zwischen Fr. –.47 (bis 20 Gramm) und Fr. –.53 (bis 100 Gramm) Porto. Und auf diese Preise gewährt die Post erst noch Rabatte, wenn der Absender die Briefe vorsortiert und in eines ihrer Brief- oder Logistikzentren bringt. Zudem winkt schon ab einem Jahresumsatz von 100 000 Franken ein Mengenrabatt.
Unternehmen, die Gebühren für Papierrechnungen verlangen, sind bezüglich der Kosten nicht auskunftsfreudig. Deshalb fragte der K-Tipp bei anderen Firmen nach – also bei solchen, die Papierrechnungen gebührenfrei verschicken. Und siehe da: Die Kosten sind bescheiden.
Geantwortet haben Billag, Concordia, Groupe Mutuel, Helsana und Sanitas. Sie verschicken zusammen rund 20 Millionen Papierrechnungen pro Jahr und nennen Gesamtkosten von Fr. –.60 bis Fr. –.70 pro Rechnung – fürs Porto, Drucken, Verpacken und Verschicken sowie für das Papier und die Umschläge. Und die Rabatte der Post sind bei diesen Preisen noch nicht einmal abgezogen.
Ein Vielfaches der tatsächlichen Kosten
Mit anderen Worten: Die Gebühren von Salt & Co. betragen ein Vielfaches der tatsächlichen Kosten. Deshalb wollte der K-Tipp wissen, warum sich die Firmen an den Papierrechnungen bereichern:
Die Viseca sagt, bei Papierrechnungen fielen auch noch Kosten für Postretouren an – etwa wenn jemand umzieht.
UPC teilt mit, «einige Papierrechnungen» gingen «bei der Post oder bei den Kunden verloren».
Sunrise schreibt, Kunden mit Papierrechnung seien mit der Zahlung häufiger in Verzug. «Verspätete Zahlungen und der Mahnprozess verursachen Kosten.» Doch genau dafür verlangt Sunrise ja Mahngebühren von 30 Franken.
Entlarvend ist die Stellungnahme von Salt: Die Firma verlangt unter anderem eine überhöhte Gebühr, «um die fortschreitende Digitalisierung zu fördern». Anders gesagt: Kunden mit Papierrechnungen finanzieren elektronische Rechnungen.
Die Cembra, Herausgeberin der Cumulus-Kreditkarte, und die UBS behaupten, ihre Kosten für Papierrechnungen seien höher. Wie hoch sie sind, sagen die Banken aber nicht.
Die Cembra-Bank ist besonders dreist. Sie lässt sich den Versand der Papierrechnungen nicht nur von ihren Kunden bezahlen, sondern auch noch von Firmen, die Werbung betreiben wollen. Im April beispielsweise legte die Cembra den Papierrechnungen einen 16-seitigen Prospekt des Möbelhändlers Interio bei. Wie viel die Cembra dafür kassiert hat, sagt sie dem K-Tipp nicht.
Der Preisüberwacher findet es «inakzeptabel», dass Firmen Gebühren für Papierrechnungen von bis zu Fr. 5.– verlangen. Aber das Gesetz gibt ihm keine Befugnis, dagegen vorzugehen.
Kein Zuschlag ohne Zustimmung des Kunden
Laut Gesetz darf für eine Rechnungsstellung kein Geld verlangt werden. Denn die Rechnung erfolgt nicht im Auftrag oder Interesse des Kunden, sondern des Beauftragten oder Verkäufers. Eine Gebühr für eine Rechnung ist nur zulässig, wenn dies im Vertrag unter den Parteien ausdrücklich abgemacht und betragsmässig genau festgelegt ist. Tipp: Klauseln über kostenpflichtige Rechnungen im Vertrag durchstreichen. Und Änderungen in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen schriftlich ablehnen. Dann gilt der bisherige Vertrag – ohne Gebühren. (res)
E-Rechnung nicht günstiger
Immer mehr Firmen verschicken E-Rechnungen. Das sind Rechnungen, die direkt ins E-Banking des Kunden gehen. Dieser kann dann mit einem Klick die Zahlung auslösen.
«Die E-Rechnung ist für uns der teuerste elektronische Zustellkanal», sagt die Swisscom, weil sie «von den Preisen des entsprechenden Anbieters abhängig» sei: der Firma Six-Paynet. Zahlen nennt Swisscom nicht.
Offener ist die Krankenkasse Concordia. Sie spricht von 56 Rappen pro E-Rechnung. Dies bei 590 000 Rechnungen pro Jahr. Bei kleinerem Volumen sind die Kosten höher.
Mit anderen Worten: E-Rechnungen sind gar nicht günstiger als Papierrechnungen. Deshalb wollte der K-Tipp wissen, warum viele Firmen für Papierrechnungen eine Gebühr verlangen, für E-Rechnungen aber nicht. UBS und Sunrise behaupten, E-Rechnungen seien weniger teuer als Papierrechnungen. Doch Zahlen nennen sie nicht. Salt sagt, man wolle die E-Rechnungen «fördern». Deshalb verlangt Salt keine Gebühr.
Der wahre Grund dürfte ein anderer sein. Solange E-Rechnungen nicht bezahlt sind, poppen sie im E-Banking des Kunden immer wieder auf. Deshalb werden sie schneller bezahlt als Papierrechnungen.