Farbe bekennen!
E 127 gilt als problematischer Zusatz, der in fast allen Lebensmitteln verboten ist. In Arzneimitteln dagegen trifft man ihn häufig an.
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K-Tipp 3/2004
11.02.2004
Patrick Gut - pgut@ktipp.ch
Corinne Taiana aus Birmensdorf ZH bekam wegen Eisenmangels das Arzneimittel Ferrum Hausmann verschrieben. Sie schluckte die Kapseln aber nicht, ohne vorher den Beipackzettel zu lesen.
Und das war gut so. Das Präparat enthält nämlich den roten Farbstoff E 127 (Erythrosin). Mit diesem Zusatzstoff verbindet Taiana schlechte Kindheitserinnerungen: «Nach dem Genuss von Grenadine-Sirup, der den Farbstoff enthielt, bekam ich plötzlich eine geschwollene Zunge und Ausschläge im Gesic...
Corinne Taiana aus Birmensdorf ZH bekam wegen Eisenmangels das Arzneimittel Ferrum Hausmann verschrieben. Sie schluckte die Kapseln aber nicht, ohne vorher den Beipackzettel zu lesen.
Und das war gut so. Das Präparat enthält nämlich den roten Farbstoff E 127 (Erythrosin). Mit diesem Zusatzstoff verbindet Taiana schlechte Kindheitserinnerungen: «Nach dem Genuss von Grenadine-Sirup, der den Farbstoff enthielt, bekam ich plötzlich eine geschwollene Zunge und Ausschläge im Gesicht.» Im Spital habe man dann herausgefunden, dass sie auf E 127 allergisch reagiere.
Inzwischen kann Corinne Taiana die meisten Nahrungsmittel gefahrlos konsumieren. Erythrosin ist als Lebensmittel-Zusatzstoff in der Schweiz und in der EU weitestgehend verboten. Einzig in bestimmten Kirschenkonserven (z.B. Cocktailkirschen) ist er noch erlaubt.
Ganz anders sieht es bei den Arzneimitteln aus. Der heikle Zusatzstoff ist zugelassen, muss aber deklariert werden. «Aufgrund der uns vorliegenden Meldungen aus der Schweiz sehen wir wie die EU zurzeit keinen Handlungsbedarf», beschwichtigt Nicole Wyss von der Arzneimittelbehörde Swissmedic. Die Menge von E 127 in Arzneimitteln sei sehr gering.
Für Heinz Knieriemen, Naturheilpraktiker und Autor des Puls-Tipp-E-Nummern-Führers ist das eine Ausrede: «Ein Kennzeichen von allergischen Erkrankungen ist ja gerade, dass unabhängig von der Menge schwere Reaktionen möglich sind.» Wenn man Arzneimittel mit dem wohl heikelsten synthetischen Farbstoff färbe, sei das auch bezeichnend für den unsorgfältigen Umgang mit Menschen, die von Jod krank werden. Für Knieriemen ist klar: «Das jodhaltige Erythrosin hat in Arzneimitteln nichts zu suchen.»
Vifor International, Hersteller von Ferrum Hausmann, gibt sich ahnungslos: Das Medikament sei seit über 30 Jahren auf dem Schweizer Markt, und in dieser Zeit «wurde keine aussergewöhnliche Häufigkeit von Nebenwirkungen beobachtet».
E 127 ist übrigens auch in zahlreichen anderen Arzneimitteln enthalten, zum Beispiel in den Eisenmedikamenten Duofer, Tardyferon und Fero-Folic-500.
Erythrosin: Unbedingt meiden
E 127 (Erythrosin) ist ein künstlich hergestellter Azofarbstoff, der zu mehr als 50 Prozent aus Jod besteht. Im Tierversuch wirkte sich der Farbstoff negativ auf die Nervenfunktion und die Schilddrüse aus. Erythrosin gilt als phototoxisch, das heisst es kann zusammen mit Sonnenstrahlen zu Gesundheitsschäden führen.
Gemäss E-Nummern-Führer von Puls-Tipp zählt E 127 zu den Zusatzstoffen, die man unbedingt meiden sollte.