Fast so scharf wie beim Profi-Fotografen
Ein einfaches Ministativ kostet 10, ein edles Dreibeinstativ 1000 Franken. Deshalb: Wer ein Stativ kaufen will, muss sich zuerst über die Anwendung im Klaren sein.
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K-Tipp 11/2003
04.06.2003
Patrick Gut - pgut@ktipp.ch
So schöne Sonnenuntergänge wie auf seiner letzten Australienreise hat Peter Knobel noch nie gesehen. In der einen Hand den Drink, in der anderen seine Spiegelreflexkamera drückte er entsprechend häufig auf den Auslöser.
Als Knobel zu Hause seine Fotos betrachtet, ist die Enttäuschung gross: haufenweise verwackelte Bilder.
Was war passiert? Wegen der schlechten Lichtverhältnisse musste der Film lange belichtet werden. Zu lange, um aus der Hand zu knipsen.
So schöne Sonnenuntergänge wie auf seiner letzten Australienreise hat Peter Knobel noch nie gesehen. In der einen Hand den Drink, in der anderen seine Spiegelreflexkamera drückte er entsprechend häufig auf den Auslöser.
Als Knobel zu Hause seine Fotos betrachtet, ist die Enttäuschung gross: haufenweise verwackelte Bilder.
Was war passiert? Wegen der schlechten Lichtverhältnisse musste der Film lange belichtet werden. Zu lange, um aus der Hand zu knipsen.
«Bei einer Kleinbildkamera mit Normalobjektiv (50 mm) ist eine Verschlusszeit von 1/125 verwacklungssicher», erklärt Hans-Jürgen Kaul, Geschäftsleiter des Zürcher Fotofachgeschäfts Foto Bären. Bei grösseren Brennweiten gelte: Brennweite gleich Verschlusszeit. Beispiel: Mit einem 200-mm-Teleobjektiv kann man eine Verschlusszeit von 1/200 halten. Bei längeren Belichtungszeiten muss man mit Verwacklungen rechnen.
Mit einem Stativ hätte Peter Knobel seinen Frust verhindern können. Und nicht nur das: Bei Landschaftsaufnahmen wählt man bewusst eine möglichst kleine Blende. Dadurch ergibt sich automatisch eine längere Belichtungszeit. Vorteil: Man erzielt mehr Tiefenschärfe.
Auch wer Tiere in der Natur fotografiert, verwendet mit Vorteil ein Stativ. Der Fotograf kennt das Verhalten der Tiere und legt sich am richtigen Ort auf die Lauer. Mit einem Stativ kann er die Kamera optimal ausrichten.
Die Anwendungsmöglichkeiten sind zahlreich. Bloss: Welches Stativ ist das Richtige? Grundsätzlich gibt es drei Gruppen:
- Ministative
Ministative kosten zwischen 10 und 100 Franken. «Sie sind in erster Linie für Kompaktkameras gedacht», sagt Hans-Jürgen Kaul. Wer mit einer leichten Kompaktkamera fotografiert, will im Normalfall kein schweres Stativ herumschleppen. Für schwerere Kameras eignen sich Ministative dagegen kaum. Man stellt sie auf eine erhöhte Unterlage, zum Beispiel auf ein Mäuerchen, eine Motorhaube, einen Tisch.
Vorteile von Ministativen: Sie sind leicht, klein, nicht unförmig und preisgünstig.
Nachteile: nicht sehr stabil; nicht sehr komfortabel, weil es eine erhöhte Unterlage braucht; weniger Möglichkeiten beim Ausrichten.
- Einbeinstative
Einbeinstative kosten zwischen 50 und 250 Franken. Sie sind geeignet für etwas schwerere Foto- und für Videokameras. Einbeinstative erlauben ruhigere Videoaufnahmen in der Horizontalen. Sie werden auch gerne von Sportfotografen verwendet. Beim Warten auf das richtige Motiv muss man die schwere Kamera so nicht dauernd halten.
Vorteile: leicht; rasch aufgebaut; nicht unförmig.
Nachteile: stehen nicht von alleine; weniger Möglichkeiten beim Ausrichten.
- Dreibeinstative
Brauchbare Dreibeinstative bekommt man bereits für etwa 80 Franken, die teuersten Modelle kosten weit über 1000 Franken. Dreibeinstative sind für den ambitionierten Hobbyfotografen geeignet. Ihre Verwendung ist insbesondere empfehlenswert: wenn man mit einer schweren Kameraausrüstung arbeitet, grosse Brennweiten verwendet, das Objektiv lichtschwach ist und generell bei prekären Lichtverhältnissen. Zum Beispiel bei Dämmerungs- oder Nachtaufnahmen oder im Wald.
Vorteile: stabil und standfest; grosse Flexibilität beim Ausrichten.
Nachteile: hohes Gewicht, eher gross, hoher Preis.