Fehler in Rechnungen kosten pro Jahr eine halbe Milliarde!

Für eine Behandlung in der Notfallstation erhielt eine Patientin eine absurd hohe Rechnung. Das Spital hatte falsch abgerechnet. Kein Einzelfall: Krankenkassen zahlen dadurch Jahr für Jahr mehrere 100 Millionen Franken zu viel.

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K-Tipp 10/2009

19.05.2009

Susanne Rufer

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Der Unfall geschah vor 14 Jahren. Doch er hat bis heute schwerwiegende Folgen für Ursula Winterhalter aus Winterthur ZH: Sie kann den rechten Arm nicht mehr bewegen. Trotzdem arbeitete die Lehrerin vier weitere Jahre. Mit fatalen Konsequenzen: Seither schmerzt auch der andere Arm. Wenn diese Qualen unerträglich werden, muss sie jeweils sofort ins Spital – wie Ende Januar 2009. Der Hausarzt wies seine Patientin ins Kantonsspital Winterthur ein. Doch alle Betten waren belegt. Nahezu drei Stunden harrte Winterhalter in der Notaufnahme aus. Ein Arzt verabreichte ihr eine Schmerzspritze. Derweil suchte das Spital einen Platz in einem anderen Krankenhaus.

Fehler: 3108 Franken für eine Behandlung

Als sie die Kopie der Spitalrechnung vom Kantonsspital bekam, traute Ursula Winterhalter ihren Augen nicht: Für den Kurzaufenthalt waren 3108 Franken verrechnet worden. Sie intervenierte telefonisch. Vergeblich: «Man versicherte mir, bei der Verrechnung seien keine Fehler gemacht worden.» Damit gab sich die Patientin nicht zufrieden. Sie verlangte eine schriftliche Erklärung. Gleichzeitig wandte sie sich an den K-Tipp – mit Erfolg. Bei der Verrechnung sei irrtümlich der Tarif für eine stationäre statt eine ambulante Behandlung angewendet worden, räumt das Spital nachträglich ein. Es hat nun sogar die ganze Rechnung storniert.

Das Beispiel zeigt: Es kann sich lohnen, Arzt- und Spitalrechungen genau zu kontrollieren. Voraussetzung dafür ist, dass Patienten die Rechnung überhaupt zu Gesicht bekommen. Im Fall Winterhalter war das zwar so. Es ist aber nicht die Regel. Arzt- und insbesondere Spitalrechnungen gehen meist direkt zu den Krankenkassen bzw. Versicherungen. Gerade Spitäler unterlassen es oft, ihren Patienten eine Kopie zu schicken – obwohl das Gesetz dies so verlangt.

Lösung: RechnungsKopie für Patienten

Doch es gäbe eine einfache Lösung: Die Krankenkassen übernehmen diese Aufgabe und schicken den Patienten eine Rechnungskopie, damit sie diese kontrollieren können. So liesse sich viel Geld sparen. Laut Schätzungen des Krankenkassenverbandes Santésuisse zahlen die Kassen jährlich gegen 500 Millionen Franken zu viel, weil Ärzte und Spitäler schlampig abrechnen und fehlerhafte Rechnungen verschicken. Felix Schneuwly von Santésuisse hält trotzdem nichts davon, den Krankenkassen zu empfehlen, den Patienten eine Kopie der Spitalrechnung zu senden: Der administrative Mehraufwand würde den Nutzen übersteigen. Anderer Ansicht ist Gesundheitsökonom Willy Oggier aus Küsnacht ZH: «Es wäre durchaus sinnvoll, die Patienten würden die Rechnungen kontrollieren.» Er schränkt aber ein: «Die Rechnungen sind für die Patienten noch zu wenig transparent.»

Checkliste: So kontrollieren Sie Arzt- und Spitalrechnungen

Sehr häufig fallen Fehler nur den Patienten selber auf. Verlangen Sie deshalb immer eine Kopie der Rechnung, sofern sie nicht automatisch zugestellt wird. Sie haben ein Anrecht darauf.

Achten Sie auf folgende Punkte:

Stimmen die Daten der Behandlung?
Wurde die in Rechnung gestellte Leistung tatsächlich erbracht?
Leistungen werden in 5-Minuten-Zeiteinheiten gemessen. Wurden mehr Einheiten verrechnet als angewendet?
Wurde der Notfall-Tarif verrechnet? Dies ist nur zulässig, wenn sich der Arzt unverzüglich um Sie gekümmert hat. Er darf Sie nicht im Wartezimmer warten lassen. Er muss sogar die Behandlung eines anderen Patienten unterbrechen.
Sofern Sie direkt Medikamente bezogen haben: Überprüfen Sie, ob die Angaben zu Packungsgrösse und Dosierung stimmen.
Wenden Sie sich direkt an den Arzt, ans Spital oder an die Krankenkasse, sollte die Rechnung nicht stimmen. Dieses Vorgehen führt meist am schnellsten zum Ziel. Ein Irrtum kann immer passieren.
Hält der Arzt am Rechnungsbetrag fest, können Sie den Fall der kantonalen Ärztegesellschaft unterbreiten, mit der Bitte um Weiterleitung an die jeweils zuständige Stelle. Adressen: www.fmh.ch

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