Fehlerhafte Stromzähler: Teure Nachprüfung über flüssig
Wegen ungenauer Stromzähler zahlten Kunden über Jahre möglicherweise viel zu hohe Stromrechnungen. Doch auf teure Nachmessungen kann man verzichten.
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K-Tipp 01/2013
16.01.2013
Darko Cetojevic
R und 35 000 Stromzähler des slowenischen Herstellers Iskraemeco sind in der Schweiz in Betrieb. Ihr Problem: Die zwischen 2004 und 2006 produzierten Gerätetypen MT300 und MT400 zeigen möglicherweise einen viel zu hohen Stromverbrauch an. Dies gab das zuständige Bundesamt für Metrologie im November bekannt. Im schlimmsten Fall messen die slowenischen Geräte bis zu dreimal so viel Strom, wie effektiv geflossen ist.
In der Deutschschweiz sind 14&...
R und 35 000 Stromzähler des slowenischen Herstellers Iskraemeco sind in der Schweiz in Betrieb. Ihr Problem: Die zwischen 2004 und 2006 produzierten Gerätetypen MT300 und MT400 zeigen möglicherweise einen viel zu hohen Stromverbrauch an. Dies gab das zuständige Bundesamt für Metrologie im November bekannt. Im schlimmsten Fall messen die slowenischen Geräte bis zu dreimal so viel Strom, wie effektiv geflossen ist.
In der Deutschschweiz sind 14 700 Iskraemeco-Zähler im Einsatz: 12 000 bei Kunden der Industriellen Werke Basel (IWB), 1700 bei Energie Wasser Luzern (EWL) und 1000 bei Energie Wasser Bern (EWB).
Laut Angaben des Herstellers sollen nur rund drei Prozent der Stromzähler falsche Messdaten liefern. Doch wo sich die fehlerhaften Geräte befinden und wie gross die Abweichungen auf den Strom-rechnungen ausgefallen sind, weiss niemand genau. «Weil der Fehler zufällig und nur unter ganz bestimmten Bedingungen auftritt, müssen wir die Nadel im Heuhaufen suchen», erklärt Steffen Weber, Leiter der Eichstelle bei den IWB.
Nachmessung kostet bis 400 Franken
Kunden können zwar eine Nachprüfung ihres Stromzählers verlangen – diesen Tipp gaben diverse Tageszeitungen. Doch das kann teuer werden: Falls der Zähler korrekt funktioniert, muss der Kunde das Prüfverfahren nämlich selber bezahlen. So steht es in der Messmittelverordnung des Bundes. In Bern kostet die Nachprüfung 400 Franken, in Basel je nach Aufwand zwischen 250 und 350 Franken.
Dieses Geld können sich viele Betroffene sparen. Der Grund: Bis Ende 2013 müssen alle installierten Iskraemeco-Zähler ausgewechselt werden. Die Elektrizitätswerke können dann die neuen mit den vorherigen Verbrauchswerten vergleichen. Ist der neue Stromverbrauch unter gleichen Bedingungen signifikant tiefer als der alte, kann davon ausgegangen werden, dass der Kunde zu viel für seinen Strom bezahlt und deshalb Anspruch auf eine Rückzahlung hat.
So geht EWL in Luzern vor: Es will bei den 1700 betroffenen Kunden sechs Monate lang Messungen durchführen. «Ergeben sich Abweichungen, die nicht durch Änderungen der Verbrauchsstruktur des Kunden zu erklären sind, ist dies ein Indiz dafür, dass ein fehlerhafter Zähler im Einsatz war. Dann werden wir dem Kunden einen finanziellen Ausgleich der falsch gemessenen Ver-brauchswerte anbieten», schreibt EWL.
Auch EWB in Bern will nach der Installierung von Ersatzzählern die alten Verbrauchszahlen mit den neuen Werten vergleichen. Allerdings nicht automatisch bei allen Kunden, sondern nur bei jenen, die explizit reklamiert haben.
Noch einmal anders in Basel: Nur Kunden, die bis 15. Januar dieses Jahres reklamiert hatten, konnten eine Nachprüfung verlangen – und mit dem Risiko, die Kosten selber tragen zu müssen. Alternativ können sie laut IWB prüfen lassen, ob «anhand der Stromrechnungen seit 2004 eine deutliche Zunahme des Stromverbrauchs festgestellt werden kann».
Dieses Vorgehen ärgert Liegenschaftsbesitzer Walo Zimmermann: «Das ist nicht kundenfreundlich. Das Basler Werk könnte wie EWL in Luzern bei allen Kunden nach dem Auswechseln Vergleichsmessungen durchführen.»