Die Benützung des Handys im Ausland (Roaming) ist nach wie vor extrem teuer. Beispiel: Ein Schweizer tätigt mit seinem Salt-Prepaid-Handy innerhalb Italiens einen Anruf. Das kostet ihn Fr. 1.40 pro Minute. Zum Vergleich: Deutsche zahlen für den gleichen Anruf über die deutsche Telecomfirma O2 nur 35 Rappen pro Minute. Der Grund: Die Europäische Union hat Roaming-Gebühren vor über drei Jahren verboten. EU- Bürger zahlen seither für die Handybenutzung im EU-Ausland gleich viel wie zu Hause.
In der Schweiz treiben die Telecomfirmen die Roaming-Kosten der Kunden mit verschiedenen Tricks in die Höhe. Immerhin: Einige davon werden ab dem 1. Juli verboten sein.
Kostenlimite: Früher erhielten Kunden bei der Rückkehr aus den Ferien immer wieder exorbitant hohe Telefonrechnungen – teils über mehrere Zehntausend Franken (K-Tipp 13/2011). Damit das nicht mehr passiert, müssen die Kunden neu zwingend eine Roaming-Kostenlimite setzen (siehe Kasten unten). Wer das nicht tut, kann im Ausland weder telefonieren noch surfen. Stossend: Bei gewissen Telecomfirmen wie der Swisscom gilt die Limite für Prepaid-Benutzer erst ab Herbst.
Roaming-Pakete: Telecomfirmen verkaufen für einen fixen Preis ein Guthaben-Paket für eine gewisse Anzahl an Gesprächsminuten oder Megabyte. Diese waren meist sehr teuer und verfielen nach 30 Tagen. Neu verfallen die Pakete erst nach einem Jahr. Einige Telecomfirmen wie die Swisscom streichen dafür aber die günstigsten Pakete aus dem Angebot.
Rundungstrick: Telecomfirmen rundeten immer zu Ungunsten der Kunden auf ganze Minuten auf. Beispiel: Dauerte der Anruf von Frankreich aus in die Schweiz zwei Minuten und eine Sekunde, verlangt Salt Fr. 6.60 für drei Minuten statt Fr. 4.40 für zwei Minuten. Das beweist auch die Statistik: «Für ausgehende Anrufe innerhalb der EU wurden 23 Prozent mehr Minuten berechnet als tatsächlich konsumiert», schreibt das Bundesamt für Kommunikation. Neu muss ab Juli pro Sekunde abgerechnet werden. Beim Datenbezug wird nach wie vor pro Kilobyte abgerechnet.
Flugzeug und Kreuzfahrtschiff: Mit bis 6 Franken pro Minute waren die Roaming-Gebühren auf Kreuzfahrtschiffen und in Flugzeugen am höchsten. Grund: Auf dem Meer oder in der Luft gibts kein Handynetz. Alle Gespräche werden via Satellit weitergeleitet. Das Problem: Die Kunden zahlten auch, wenn sie angerufen wurden. Das passiert nun nicht mehr. Denn Telefonieren und Surfen auf Kreuzfahrtschiffen und in Flugzeugen ist neu grundsätzlich gesperrt – die Benutzung des Handys ist nur noch via WLAN möglich.
Roaming: So tappen Sie nicht in die Kostenfalle
Swisscom, Sunrise und Salt haben spezielle Websites, auf denen ihre Kunden die wichtigsten Roaming-Kostenfallen sperren und Limiten festlegen können. Für die Swisscom lautet die Adresse cockpit.swiss-com.ch, für Sunrise cockpit.sunrise.ch und für Salt costcontrol.salt.ch.
Bei der Swisscom muss man beispielsweise zuerst auf «Kosten» tippen und dort die Limite auf den gewünschten Wert einschalten. Dann «Abo Info» anklicken und dort «Anrufeinstellungen» auswählen. Hier alle Schalter ausschalten und zum Schluss auf «Speichern» drücken.
Günstige SIM-Karten im Ausland
Wer das Handy in den Ferien benutzt, sollte vor Ort eine Prepaid-SIM- Karte kaufen. Damit telefoniert und surft man deutlich günstiger als mit der Schweizer SIM-Karte. Das zeigen diverse Roaming-Preisvergleiche der vergangenen Jahre (K-Tipp 12/2019).
Auch dieses Jahr hat der K-Tipp die Preise von 28 Prepaid-Verträgen bei 18 landesweit tätigen Telecomfirmen in den fünf beliebtesten Reiseländern verglichen.
Das sind die günstigsten SIM-Karten für die fünf Länder:
- Deutschland: Bei der Firma O2 kostet die Prepaid-Karte «my Prepaid S» umgerechnet einmalig Fr. 5.50. Anrufe in Deutschland und ein Surfvolumen von 3500 Megabyte (MB) sind inbegriffen. Anrufe in die Schweiz kosten rund 30 Rappen pro Minute.
- Frankreich: Free «Série Free 80Go» gibts für 24 Franken. Anrufe innerhalb von Frankreich und 80 000 MB sind inbegriffen. Anrufe in die Schweiz kosten 70 Rappen pro Minute.
- Italien: TIM «International Senza Limiti» kostet 13 Franken. Enthalten sind alle Anrufe in Italien sowie 50 000 MB Datenvolumen. Anrufe in die Schweiz kosten 15 Rappen pro Minute.
- Spanien: Vodafone verlangt für «Prepago S» 11 Franken. Enthalten sind 300 Minuten Telefonie (auch in die Schweiz) und 24 000 MB an Daten.
- Österreich: «Talk M» von Drei kostet 11 Franken. Enthalten sind 1000 Minuten Telefonieren in Österreich sowie 10 000 MB Daten. Anrufe in die Schweiz kosten rund 50 Rappen pro Minute.
Gut zu wissen: In den jeweiligen Ländern gibt es viele weitere lokale Telecomfirmen mit günstigeren Tarifen. Diese sind aber nicht im ganzen Land erhältlich.