Fettfreie Süssigkeiten: Irreführende Werbung
Mit dem Aufdruck «ohne Fett» auf Zuckerwaren werden die Konsumenten für dumm verkauft.
Inhalt
K-Tipp 14/2004
08.09.2004
Das Angebot an Bonbons, Fruchtgummis, Schleckstängeln und Lakritzen ist schier unerschöpflich. In allen möglichen Farben und Formen füllen sie Gläser und Beutel in den Regalen von Spezialgeschäften für Schleckwaren, von Kiosken und Grossverteilern.
«Sauer, erfrischend, spritzig», «kräftig gesalzen» und «ohne künstliche Farbstoffe» lauten die gängigen Aufdrucke auf den Packungen der Süssigkeiten. Und neuerdings: «ohne Fett». Diese Botschaft prangt unübersehbar a...
Das Angebot an Bonbons, Fruchtgummis, Schleckstängeln und Lakritzen ist schier unerschöpflich. In allen möglichen Farben und Formen füllen sie Gläser und Beutel in den Regalen von Spezialgeschäften für Schleckwaren, von Kiosken und Grossverteilern.
«Sauer, erfrischend, spritzig», «kräftig gesalzen» und «ohne künstliche Farbstoffe» lauten die gängigen Aufdrucke auf den Packungen der Süssigkeiten. Und neuerdings: «ohne Fett». Diese Botschaft prangt unübersehbar auf Beuteln mit sauren und salzigen Heringen sowie auf den Dolci di Yoghurt von Katjes. Die Kaubonbons Hot Tamales werben mit «a fat free candy» - und auf den Chupa-Chups-Lutschern ist zu lesen «0 % Fett».
Das Problem ist nicht Fett, sondern Zucker
Endlich darf man also ohne schlechtes Gewissen so richtig geniessen - schliesslich sind all die Schleckereien fettfrei. Bloss: Das Problem bei diesen Süssigkeiten liegt gar nicht beim Fett, sondern beim Hauptbestandteil Zucker. Nicht unbegründet bezeichnet man sie auch als Zuckerwaren.
Ist die Bezeichnung «ohne Fett» bei Schleckwaren überhaupt zulässig? In der Lebensmittelverordnung ist das Täuschungsverbot festgehalten. Verboten ist es, mit Eigenschaften zu werben, obschon alle vergleichbaren Lebensmittel dieselben Eigenschaften besitzen. Übersetzt heisst das: Die Bezeichnung «ohne Fett» ist nur dann täuschend, wenn alle vergleichbaren Produkte kein Fett enthalten. Gilt beispielsweise das Rahmtäfeli - das selbstverständlich Fett enthält - als vergleichbares Lebensmittel, so wäre die Werbung zulässig.
«Diese Bezeichnung ist Unfug»
Trotzdem: «Die Bezeichnung "ohne Fett" ist bei Zuckerwaren absolut überflüssig. Ich halte das für Unfug», sagt Robert Sempach, Ernährungspsychologe und Projektleiter des Club Minu. Im Club werden übergewichtige Kinder und Jugendliche behandelt.
In Deutschland haben die Schleckwaren mit dem Verkaufsargument «ohne Fett» die Aufmerksamkeit der Verbraucherzentrale Bundesverband auf sich gezogen. Sie hat wegen bedenklicher, irreführender Werbung sogar Klage eingereicht.
«Mit dem Hinweis "ohne Fett" wird der Eindruck erweckt, die Produkte seien besonders gesund, obschon sie überwiegend aus Zucker bestehen», kritisiert Carel Mohn, Pressesprecher der Verbraucherzentrale Bundesverband. Der Aufdruck beruhige das schlechte Gewissen von Eltern, die ihren Kindern solche Zuckerwaren kaufen: «Dass diese Art der Werbung sehr gut funktioniert, zeigen die Verkaufszahlen.»
(pag)