Finanzhaie auf Facebook

Im Internet-Netzwerk Facebook versucht eine Luzerner Firma, jungen Personen riskante Anlagen zu verkaufen. Der K-Tipp warnt.

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K-Tipp 18/2010

31.10.2010

Letzte Aktualisierung:
11.03.2014

Ernst Meierhofer

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Die Nachricht auf Facebook kam für Bettina Sültmann aus Neuenhof AG überraschend. Ein M. G. schrieb ihr: «Villicht wunderets dich, wieso ich grad Dich aschriebe!? Dis Profil isch mier im Facebook sehr positiv ufgfalle.» Er sei dabei, ein Unternehmen mit aufzubauen, und dieses biete «super Chancene». Er wolle mal mit ihr reden.

«Ich finde diese Art von Werbung skandalös», empört sich Sültmann. G. hat dazu nicht Stellung genommen. M. G. arbeitet bei der Swiss Finance Conceptions & Marketing AG in Luzern, abgekürzt SFC.

Sie ist auf dem Internet-Netzwerk Facebook mit einem eigenen Auftritt präsent und lockt dort Leute mit tollen Verdienstaussichten und Aufstiegschancen. Die SFC lebt von den Verkaufsprovisionen für Finanzprodukte.

Die Firma hat auch auf der Homepage des K-Tipp einen Eintrag – und zwar auf der Warnliste mit Finanzberatern, die Laien zu riskanten Investments verleiten. Oder die Finanzprodukte verkaufen, die für Kleinanleger nicht geeignet sind.

Genau das ist bei der SFC der Fall. Aus den aktuellen Verkaufsunterlagen geht hervor, dass die SFC-Leute Fondspolicen der Pax verkaufen sowie zwei verschiedene Finanzprodukte der liechtensteinischen Firma Global AWS.

Dazu muss man Folgendes wissen:

Jahrelange Verpflichtung: Fondspolicen basieren auf langfristigen Verträgen und verpflichten den Kunden, jahrelang Prämien zu zahlen. Sie sind für junge Leute – und damit für die Mehrheit der Facebook-Nutzer – ungeeignet. Viele können und wollen die Prämien später aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr zahlen – und verlieren dann Geld. Denn bei einem sogenannten Rückkauf der Police erhält man weniger zurück, als man an Prämien eingezahlt hat.

Grosse Versprechungen: Die Global AWS ist in der Vermögensverwaltung tätig. Sie hat unter anderem die «Anlagestrategie Nachhaltigkeit SFC» im Angebot. In den Unterlagen, mit denen die Verkäufer der SFC hausieren, ist von einer stolzen Zielrendite von 9 bis 14 Prozent pro Jahr die Rede.

Hohe Anlagerisiken: Chef der Global AWS ist Thomas Gschwend. Er sagt selber, das Risiko dieser Anlage sei sehr hoch. In den Antragsunterlagen steht, dass «ein Verlust der Anlage eintreten kann».

Enorme Gebühren: Besonders krass sind aber die Gebühren, die die Global AWS einsackt. Von jeder Anlage des Kunden nimmt sie gleich zu Beginn 5 Prozent als «Einrichtungsgebühr».

Zusätzlich zieht sie von der investierten Summe jedes Jahr eine «Management-Fee» von 2,5 Prozent ab und dazu noch 20 Prozent von den erzielten Gewinnen. Die hohe Einrichtungsgebühr geht zu 90 Prozent an die Verkäufer. Beispiel: Investiert jemand mit einer einmaligen Zahlung 200 000 Franken, verdient die SFC happige 9000 Franken auf Kosten des Anlegers.

Riskante Anlageprodukte: Die Global AWS hat auch die hochspekulative «Anlagestrategie Forex Fund» im Angebot. Auch damit hausieren die SFC-Verkäufer. In ihren Unterlagen weisen sie für die Jahre 2005 bis 2009 jährliche Traumrenditen zwischen 47 und 70 Prozent pro Jahr aus. Thomas Gschwend von der Global AWS sagt aber, dieses Anlagevehikel aus dem Bereich des Devisenhandels sei nicht für Kleinkunden gedacht.

Fazit: Die Swiss Finance Conceptions & Marketing AG verkauft Produkte, die ihr selber hohe Provisionen verschaffen, für die Kunden aber ungeeignet und teuer sind. Im Vordergrund steht nicht der Kundennutzen, sondern das Abkassieren.

Chef der Swiss Finance Conceptions & Marketing AG ist Gerhard Schmutz. Er sagt, die kassierten Provisionen seien «branchenüblich». Und sein Verkäufer M. G. habe Bettina Sültmann «höflich angeschrieben».

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