Viele Jogger tragen sie am Handgelenk: Fitnesstracker. Sie messen die Laufdistanz, den Puls und je nach Gerät die Kalorien, die man verbraucht. Die Daten sendet es ans Smartphone, und die Sportler können so kontrollieren, ob sich ihre Leistung verbessert. Das motiviere, sich zu bewegen, sagt Sportpsychologin Romana Feldmann aus Küsnacht ZH: «Man rafft sich deshalb schneller vom Sofa auf und nimmt eher die Treppe statt den Lift.»
Das klingt gut. Aber zeigen die Geräte die zurückgelegte Schrittzahl und den Puls korrekt an? Lassen sie sich einfach bedienen?
Der Gesundheitstipp liess in Zusammenarbeit mit der Fernsehsendung «Kassensturz» zehn Fitnesstracker mit integriertem Pulsmesser gegeneinander antreten: Drei Experten unterzogen die Geräte einem Härtetest. Ein Speziallabor prüfte Gehäuse und Bänder auf heikle Inhaltsstoffe (siehe «So wurde getestet»).
Das Resultat: Keiner der zehn Fitnesstracker verdient eine Goldmedaille, denn keiner schaffte die Note «sehr gut». Immerhin schnitten sieben Modelle gut ab, drei genügend (siehe Tabelle im PDF). Die zwei teuersten Produkte waren auch die besten: «Gear Fit 2 Pro» von Samsung (Fr. 249.-) und «A370» der finnischen Marke Polar (Fr. 229.90).
Ausgerechnet bei der Messgenauigkeit zeigten fast alle Geräte Schwächen. Einzig das «Mi Band 2» des chinesischen Herstellers Xiaomiar war durchwegs gut beim Erfassen der Schritte, der Distanz und der Herzfrequenz. Das Gerät hat auch den besten Akku und ist mit 40 Franken das günstigste im Test.
Armbewegungen mit Schritten verwechselt
Das Handycap der meisten Tracker: gewisse Bewegungen als Schritte zu erkennen – etwa, wenn die Experten die Geräte beim Staubsaugen testeten. Diese kamen dabei stärker ins Schwitzen als die Fachleute. Einige Modelle erfassten Schritte nach vorn, nicht aber seitliche. Acht Tracker registrierten selbst Armbewegungen als Schritte. Die Ausnahmen: Xiaomi und My Kronoz.
Einige Geräte strapazierten die Geduld der Experten. Jedes zweite Modell ärgerte mit kleinem Display, winziger Schrift oder schwachem Kontrast. Das Display des TomTom-Modells reagierte mitunter weder auf Wischen noch auf Tippen und schaltete sich schon nach 4 Sekunden Standzeit aus.
Das Garmin-Gerät «Vivosport Smart GPS» wäre unter den ersten drei gelandet. Doch die Kontaktsensoren geben Nickel ab. Für Sportler, die auf das Metall allergisch reagieren, könnte das problematisch sein. Daher gabs einen Notenabzug für diesen Tracker.
Garmin bestätigt, dass «die Metallkomponenten Nickel enthalten können» – aber innerhalb der gesetzlichen EU-Grenzwerte. Leider schütze dies nicht alle vor allergischen Reaktionen, so Garmin.
Allerdings sollten nicht nur Allergiker die Geräte zwischendurch weglegen. Denn Tracker bergen das Risiko, dass man sich zu sehr auf die Daten fixiert. Sportpsychologin Feldmann: «So ignoriert man rasch die eigenen Belastungsgrenzen.»
So wurde getestet
Das Labor PZT in Wilhelmshaven (D) testete für den Gesundheitstipp zwölf Fitnesstracker mit integriertem Pulsmesser. Die Experten prüften die Produkte im Labor und in einem Praxistest.
- Schrittzählung und Distanz: Drei Experten joggten 3 Kilometer oder gingen 400 Meter. Beide Distanzen wurden mittels Messrad definiert. Die Experten prüften zudem, ob die Tracker Schritte bei Bewegungen wie Treppensteigen oder Staubsaugen erfassen und ob sie Armbewegungen als Schritte zählen.
- Herzfrequenz: Das Labor mass bei den Testpersonen jeweils je fünf Mal den Puls in Ruhe und bei körperlicher Aktivität. Referenz war eine Pulsmessuhr, die die Testpersonen an der Brust trugen.
- Handhabung: Fachleute prüften den Tragekomfort zu Hause, im Büro und beim Training. Sind die Displays gut lesbar, lassen sie sich leicht bedienen? Sind die Gebrauchsanleitungen gut verständlich?
- App: Sind die Apps – für Android oder iOS – übersichtlich gestaltet und vielseitig? Wie lange dauern das Einrichten und die Synchronisation mit den Geräten?
- Akku: Ein Schlitten bewegt die Tracker kontinuierlich hin und her. Wie lange hält der volle Akku? Wie lange dauert es, bis die leeren Akkus komplett geladen sind?
- Kratzfestigkeit: Die Tester zogen eine rund 2 kg schwere Metallhalbkugel über das Display und massen die Breite des entstandenen Kratzers.
- Schadstoffe: Das Labor untersuchte Gehäuse und Armband der Tracker auf polyzyklische Kohlenwasserstoffe, die Krebs auslösen können. Zudem analysierte es, ob die Geräte heikle Weichmacher enthielten oder Nickel.