Man sitzt in der Maschine, wartet auf den Start in die Ferien, und die Vorfreude steigt. Normalerweise. Bei Sacho Mirtchev aus St. Gallen war das am 10. September 2015 anders. Mirtchev und seine Partnerin wollten mit der Airberlin-Tochtergesellschaft Belair von Zürich nach Marsa Alam in Ägypten fliegen. Doch der Start von Flug 4T2108 ans Rote Meer verzögerte sich.
Nach etwa 40 Minuten erkundigte sich Mirtchev bei einer Flugbegleiterin nach dem Grund. Er erfuhr: Das Flugzeug sei zu schwer, man müsse deshalb Gepäck ausladen. Tatsächlich stellte er beim Blick aus dem Fenster fest, dass 15 Koffer ausgeladen und aufs Rollfeld gestellt worden waren.
Mindestens ein Dutzend Passagiere warteten nach der Ankunft in Marsa Alam vergeblich auf ihr Gepäck. Auch Sacho Mirtchev und seine Partnerin. Wann die Koffer eintreffen würden, konnte ihnen am Flughafen niemand sagen. Also fuhren sie mit leeren Händen ins Hotel.
Ärger über «totales Schweigen» der Airline
Von dort erkundigte sich Mirtchev zweimal via Website von Airberlin nach dem Verbleib des Gepäcks. Antwort erhielt er keine. Die Koffer kamen schliesslich mit dreitägiger Verspätung an – nachdem Mirtchev und seine Partnerin vor Ort bereits für rund 400 Franken Ersatzkleider und Toilettenartikel eingekauft hatten.
Zurück in der Schweiz, reklamierten die beiden schriftlich bei Airberlin. Neben der Gepäckverspätung hatte sie vor allem das «totale Schweigen» verärgert, auf das ihre Anfragen aus Ägypten gestossen waren. Doch das Schweigen hielt an, auch nach dem Beschwerdebrief.
Erst auf Anfrage des K-Tipp zeigte sich die Fluggesellschaft etwas mitteilsamer: Airberlin bedaure die Unannehmlichkeiten, so eine Sprecherin. Wenn zum Beispiel «aufgrund einer etwas anderen Flugroute oder starken Gegenwinds zusätzlicher Treibstoff mitgenommen werden muss und die Maximallast eines Flugzeugs nicht überschritten werden darf», dann müsse man eben Gepäck ausladen.
Hätte denn nicht vielleicht Fracht statt Passagiergepäck zurückgelassen werden können? Das beantwortete die Sprecherin ebenso wenig wie die Frage, warum die betroffenen Passagiere keine Informationen über das Vorgehen der Airline und die Ankunftszeit ihrer Koffer erhielten.
Airberlin kündigte an, eine Erstattung der Noteinkäufe von Sacho Mirtchev und seiner Partnerin zu prüfen. Allerdings will die Fluggesellschaft zuvor die Kaufquittungen und weitere Unterlagen sehen. «Airberlin wird gar nichts bekommen», sagt Mirtchev dazu. Er verzichte auf die 400 Franken und wolle mit dieser Fluggesellschaft nichts mehr zu tun haben.
Gepäckverlust: Airlines müssen zahlen
Wer nach einem Flug am Gepäckband vergeblich auf seine Koffer gewartet hat, sollte direkt zum Lost-and-Found-Schalter des Flughafens gehen und ein Verlustformular ausfüllen. Zudem hat man das Recht, sich notwendige Ersatzware zu kaufen, also beispielsweise Unterwäsche, Hygieneartikel und Kleidung für den tatsächlichen Bedarf.
Wichtig: Kaufquittungen verlangen. Airlines müssen bei verspätetem oder verlorenem Gepäck bis rund 1570 Franken pro Passagier zahlen.