Fotos zurückzaubern
Ein falscher Tastendruck - und weg ist das Ferienfoto. Oder der PC stürzt beim Datenübertragen ab. Ist wirklich alles weg? Nicht unbedingt, falls Sie ein Datenrettungsprogramm haben.
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K-Tipp 17/2006
18.10.2006
Rolf Frank - Redaktion@ktipp.ch
Was viele Nutzer digitaler Fotokameras nicht wissen: Wird ein Foto gelöscht oder eine Speicherkarte neu formatiert, entfernt das Betriebssystem der Kamera nur den Verzeichniseintrag. Das ist eine Art Inhaltsverzeichnis, das den Bezug zu den Fotodaten herstellt (Grösse, Farben, Kontrast, Helligkeit). Bei einem Systemunterbruch kann es beschädigt werden. Doch die eigentlichen Fotodaten bleiben erhalten.
In beiden Fällen sind die Fotos also nicht verloren. Sie werden von der Kame...
Was viele Nutzer digitaler Fotokameras nicht wissen: Wird ein Foto gelöscht oder eine Speicherkarte neu formatiert, entfernt das Betriebssystem der Kamera nur den Verzeichniseintrag. Das ist eine Art Inhaltsverzeichnis, das den Bezug zu den Fotodaten herstellt (Grösse, Farben, Kontrast, Helligkeit). Bei einem Systemunterbruch kann es beschädigt werden. Doch die eigentlichen Fotodaten bleiben erhalten.
In beiden Fällen sind die Fotos also nicht verloren. Sie werden von der Kamera nur nicht mehr erkannt und deshalb zum Überschreiben freigegeben. Dieses Funktionsprinzip machen sich Datenrettungsprogramme zunutze. Sie suchen die Speichermedien nach Fotos mit fehlenden oder beschädigten Verzeichniseinträgen ab, rekonstruieren sie und verknüpfen sie mit den immer noch vorhandenen Fotodaten: Das Foto wird für die Kamera wieder lesbar und ist gerettet.
Die Rettungsprogramme sind meist sehr einfach zu bedienen und funktionieren bei den gängigsten Dateitypen wie JPEG und TIFF. Die Installation geht schnell und braucht nur wenig Platz. Vor dem Aufstarten des Programms muss die Kamera via USB-Kabel an den PC angeschlossen werden. Es greift dann auf die Speicherkarte zu und listet alle «gelöschten» und beschädigten Fotos auf. Als Alternative kann die Speicherkarte über einen separaten Speicherkartenleser ausgelesen werden.
Das Wiederherstellen der Fotos gelingt aber nicht in jedem Fall. Um die besten Ergebnisse zu bekommen, sollte man einige Grundregeln beachten:
- Keine neuen Fotos schiessen
Die Speicherkarte darf nach einem versehentlichen Löschen nicht weiterbenutzt werden. Denn jedes neue Bild überschreibt die zu rettende Fotodatei teilweise oder ganz mit den neuen Daten. Folge: Das «gelöschte» Bild lässt sich nicht mehr zusammenhängend rekonstruieren und ist definitiv verloren.
- Kein «Defragmentieren»
Nach einem Malheur sollte man auch das Defragmentieren vermeiden. Der Vorgang ordnet Daten neu, die auf der Karte verstreut abgelegt sind. Das schafft mehr Speicherplatz und verkürzt die Zugriffszeit. Die Datenrettungsprogramme scheitern jedoch oft bei der Zuordnung von Verzeichnis und verschobenen Daten.
- Zuerst Gratisprogramme versuchen
Für digitale Fotos gibt es viele Rettungsprogramme. Die meisten lädt man vom Internet herunter. Auf manchen Speichermedien einer Kamera sind sie jedoch bereits vorhanden und müssen einfach auf den PC kopiert und installiert werden. Es lohnt sich, zunächst die Gratisprogramme auszuprobieren. Sie liefern genauso gute Ergebnisse wie Programme, für die man bis 60 Franken bezahlen muss. So das Testergebnis des deutschen Fachmagazins «Colorfoto».
- Fachhändler beauftragen
Wer für die Foto-Flickerei keine Zeit hat oder sie sich nicht zutraut, bringt seine Speicherkarten mit den «gelöschten» Fotos einem Profi. Einfache Wiederherstellungen sind laut Verband der Fotohändler gratis und gehören zum Service - «sofern man ein treuer Kunde ist». Alle anderen bezahlen 5 bis 10 Franken für eine «Standardrettung» (oder nach Aufwand).
- Richtig löschen
Weil sich gelöschte Foto-Dateien so einfach wieder hervorzaubern lassen, sollte man Speicherkarten nicht gedankenlos weitergeben. Wer seine Daten sicher löschen will, verwendet mit Windows z. B. das Gratisprogramm Eraser (www. heidi.ie/eraser). Ab Apples Mac OS X 10.4 ist sicheres Löschen Bestandteil des Betriebssystems (Befehl via Finder-Menü: «Papierkorb sicher entleeren»).
Beim Löschvorgang werden die Fotodaten mit Nullen überschrieben. Danach stimmt der Vermerk «keine Fotos vorhanden auf der Speicherkarte» tatsächlich.
Gute Programme für PC und Mac
Das deutsche Magazin «Colorfoto» hat Datenrettungsprogramme für digitale Bilder getestet.
«Gut» für Windows:
- PC Inspector Smart Recovery, gratis, www.pcinspector.de
- Pixo Rescue, gratis, www.pixomedia.com
Für Apple-Computer:
- Photo Rescue, Fr. 45.-, www.datarescue.com
- Flash Recovery, ca. Fr. 60.-, www.diskinternals.com
Als «weniger empfehlenswert» gilt:
- JPEG-Dump, gratis
Das Programm rettet nur JPEG-Fotos. Das «Colorfoto»-Urteil: «unpraktische Bedienung».
Quelle: «Colorfoto», Ausgabe 7/06, für 7 Euro inkl. Porto zu bestellen unter 0049 711 182 2525.