Fr. 75.- fürs Nichtstun
K-Tipp-Leserin Susan Linsig müsste für einen Kostenvoranschlag 75 Franken bezahlen. Doch das Canon-Reparaturcenter hat die Kamera gar nicht begutachtet.
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K-Tipp 11/2003
04.06.2003
Marco Diener - mdiener@ktipp.ch
Nichts ging mehr bei der Canon Ixus Z70 von Susan Linsig aus Binningen BL. Deshalb brachte sie die Kamera ins Fotohaus nach Basel. Von dort ging sie ins Canon-Reparaturcenter nach Mägenwil AG.
Doch drei Wochen später erhielt Susan Linsig nicht die reparierte Kamera zurück, sondern einen so genannten Kostenvoranschlag. Dort stand, die Reparaturpauschale koste 276.70.
Falls das für sie zu viel sei, könne sie die Kamera unrepariert zurückhaben. Das koste allerdin...
Nichts ging mehr bei der Canon Ixus Z70 von Susan Linsig aus Binningen BL. Deshalb brachte sie die Kamera ins Fotohaus nach Basel. Von dort ging sie ins Canon-Reparaturcenter nach Mägenwil AG.
Doch drei Wochen später erhielt Susan Linsig nicht die reparierte Kamera zurück, sondern einen so genannten Kostenvoranschlag. Dort stand, die Reparaturpauschale koste 276.70.
Falls das für sie zu viel sei, könne sie die Kamera unrepariert zurückhaben. Das koste allerdings 75 Franken. Oder sie könne die Kamera auch gratis entsorgen lassen.
Tatsache ist: Die Canon-Leute haben die Kamera nicht einmal angeschaut. «Warum soll ich dann 75 Franken bezahlen?», fragt Susan Linsig. «Ich will ja nur mein Eigentum wieder zurück.»
Jede Reparatur ist gleich teuer
Seit mittlerweile sechs Monaten arbeitet Canon mit so genannten Reparaturpauschalen. Das heisst: Bei einer bestimmten Kamera kostet jede Reparatur gleich viel. Es sei denn, es handle sich um einen Extremfall. Zum Beispiel, wenn Wasser oder Sand in der Kamera ist. Oder wenn nur ein Batteriefachdeckel kaputt ist.
Die Idee hinter der Reparaturpauschale: «Der Kunde wird im Geschäft über den zu erwartenden Preis informiert», erklärt Richard Breyer von Canon Schweiz. So könne der Kunde schon im Geschäft entscheiden, ob sich eine Reparatur lohne oder nicht.
«Wir wollen so das sinnlose Hin- und Hersenden von Geräten vermeiden», sagt Breyer. Wenn ein Kunde überzeugt ist, dass bei seiner Kamera nur ein kleiner Schaden vorliege, könne er von Canon für 81 Franken einen Kostenvoranschlag machen lassen. Der Betrag werde dann an eine allfällige Reparatur angerechnet. Auch Paul Schenk, Präsident des Verbandes Fotohandel Schweiz, betont: «Mit Pauschalen hat das Verkaufsgeschäft die Möglichkeit, schon bei der Annahme der Reparatur eine Preisauskunft zu geben.»
Im Fall von Susan Linsig ist das allerdings nicht geschehen. «Es kann durchaus sein, dass unsere Kundin nicht explizit auf die Pauschale hingewiesen wurde», gibt denn auch Rolf Hämmerlin vom Fotohaus zu.
Stattdessen schickte er die Kamera ein und verlangt jetzt noch 75 Franken dafür. Und er begründet: «Die Bedienung der Kundin, die Annahme der Reparatur, der Postversand - all das kostet.»
Im Übrigen würden die Kunden darauf hingewiesen, dass ein Kostenvoranschlag 75 Franken koste. «Zum Beispiel mit einem grossen roten Schriftbalken auf dem Reparaturformular.»
Die Konkurrenz kennt keine Pauschalen
Susan Linsig widerspricht: «Mir wurde nichts gesagt. Und ein Reparaturformular habe ich auch nicht gesehen.» Kommt hinzu: Einen wirklichen Kostenvoranschlag hat niemand gemacht. Canon hat ja bloss den Pauschalbetrag eingesetzt.
Übrigens: Die Canon-Konkurrenten Minolta und Nikon arbeiten nicht mit Reparaturpauschalen für bestimmte Kameras. «Wir berechnen jede Reparatur nach Aufwand», sagt Luigi Cirillo von Nikon.
Minolta wird zwar im Sommer für bestimmte Schäden auch fixe Preise festlegen. «Aber nicht Gerätepauschalen», wie Franz Rehmann betont. «Wir betrachten solche Gerätepauschalen als unfair, weil der Verkäufer im Laden nicht feststellen kann, welche Defekte leicht zu reparieren sind und bei welchen Defekten eine Reparatur unrentabel ist. Deshalb werden wir immer schadensabhängige Preise verrechnen.»