Fragwürdige Anlagetipps
Wohin mit dem Spargeld bei niedrigen Zinsen? Fachleute tun sich mit Empfehlungen eher schwer.
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K-Tipp 2/2003
29.01.2003
Marco Diener - mdiener@ktipp.ch
Bei der momentan angespannten Börsen-lage können Sie mit Kassenobligationen Ihr Geld zu einer attraktiven Verzinsung anlegen.» Das schrieb Markus Rohner kürzlich in der Coop-Zeitung. Er ist Direktionsmitglied der Bank Coop.
Was er verschwieg: Die Bank Coop verzinst Kassen-obligationen gegenwärtig zu äusserst mickrigen Ansätzen: Bei einer Laufzeit von zwei Jahren gibt sie nur 1,25 Prozent, bei fünf Jahren 2, bei acht Jahren 2,5 Prozent.
Keine Spur also von ei...
Bei der momentan angespannten Börsen-lage können Sie mit Kassenobligationen Ihr Geld zu einer attraktiven Verzinsung anlegen.» Das schrieb Markus Rohner kürzlich in der Coop-Zeitung. Er ist Direktionsmitglied der Bank Coop.
Was er verschwieg: Die Bank Coop verzinst Kassen-obligationen gegenwärtig zu äusserst mickrigen Ansätzen: Bei einer Laufzeit von zwei Jahren gibt sie nur 1,25 Prozent, bei fünf Jahren 2, bei acht Jahren 2,5 Prozent.
Keine Spur also von einer «attraktiven Verzinsung».
Mit diesen Magerzinsen ist die Bank Coop allerdings nicht allein. Andere Banken zahlen teils noch weniger.
Garantierte, aber magere Zinsen
Kommt hinzu: Sämtliche vom K-Tipp befragten Fachleute - auch Markus Rohner selber - rechnen kurz- bis mittelfristig mit konstanten bis leicht steigenden Zinsen. Wer also jetzt Kassenobligationen kauft, dürfte sich bald darüber ärgern, dass er die mageren Zinsen fest angebunden hat.
Zwar ist unbestritten, dass Kassenobligationen bei Schweizer Banken punkto Sicherheit hervorragend sind: Der Zins ist garantiert, und wer die vereinbarte Laufzeit aussitzt, erhält die einbezahlte Summe vollumfänglich zurück.
Angesichts der tiefen Zinsen stellen sich aber viele Sparer die Frage nach attraktiven Alternativen. Doch die sind gegenwärtig dünn gesät.
Der K-Tipp hat sechs grosse Banken um Rat gefragt. Als Fallbeispiel diente ein 30-jähriger, alleinstehender Mann, der 30 000 Franken besitzt und jährlich weitere 5000 Franken spart. Ein Drittel seines Vermögens soll kurzfristig verfügbar sein, der Rest nicht.
Unbestritten der beste Ratschlag ist, was auch der K-Tipp schon oft empfohlen hat: die 3. Säule.Wer langfristig sparen will, sollte immer zuerst diese steuerbegünstigte Anlage wählen (siehe K-Tipp 1/03).
Zinssätze für die 3. Säule:
2 (Bank Coop, CS, UBS, ZKB) bis 2,5 Prozent (Migros-Bank). Mit 3 Prozent hat die WIR-Bank derzeit das beste Angebot.
Wichtig: Gelder in der 3. Säule sind im Prinzip bis zur Pensionierung blockiert.
Doch wohin mit dem Rest? Alle angefragten Banken empfahlen ausschliesslich eigene Produkte. Alle rieten, mindestens 10 000 Franken auf ein Sparkonto oder ein Anlagesparkonto einzuzahlen. Zinssätze: 0,75 (CS und UBS) bis 1,75 Prozent (Migros-Bank).
Ausser der Raiffeisenbank schlugen alle Banken vor, einen Teil des Geldes in Anlagefonds - meist mit kleinem Aktienanteil - zu investieren. Dabei verwiesen sie auf die bisherigen Renditen. Doch die Renditen aus der Vergangenheit sagen über die künftigen nichts aus.
Fazit: Keine der vorgeschlagenen Anlageformen ist wirklich attraktiv. Die Sparzinsen sind kaum höher als die Teuerung, Festgelder rentieren noch schlechter als Kassenobligationen, Geldmarkt- und Obligationenfonds sind derzeit für Neueinsteiger auch keine Renditeperlen.
Bleiben Aktien: Die niedrigen Kurse sind zwar verlockend. Doch wer in Aktienfonds einsteigen will, braucht Mut und einen Anlagehorizont von mindestens acht bis zehn Jahren.
Das Geld zwischenlagern, ist deshalb die momentan richtige Losung. Den besten Zins gibts gegenwärtig bei der WIR-Bank.
Die Basler zahlen auf dem Anlagekonto momentan noch 3 Prozent, ab 1. April immerhin noch 2,75 Prozent.
Überdurchschnittlich ist auch noch die Zurich Invest Bank, bei der 2 Prozent herausschauen.
Sorge um Sicherheit ist unbegründet
Bei beiden Banken ist das Geld gut verfügbar: WIR-Bank-Sparer können pro Halbjahr 25 000 Franken ohne Kündigung abheben, bei der Zurich sind es 50 000 Franken pro Monat.
Viele Leserinnen und Leser haben den K-Tipp in den letzten Tagen gefragt, wie es um die Sicherheit der WIR-Bank stehe. Das Geld sei bei der WIR-Bank so sicher «wie bei jeder anderen seriösen Schweizer Bank», beteuert Vizedirektor Hervé Dubois.
Denn: «Die WIR-Bank ist dem Bankengesetz unterstellt und damit auch den immer strenger werdenden Vorschriften der Eidgenössischen Bankenkommission.»
Zudem ist die WIR-Bank Mitglied der Bankiervereinigung. Deshalb gilt auch für sie der Einlegerschutz von 30 000 Franken.
Konkret heisst das: Wenn die Bank Konkurs ginge, erhielte jeder Kunde mindestens 30 000 Franken. Wer der WIR-Bank nicht traut, sollte hier deshalb nicht mehr als diese 30 000 Franken anlegen.