Das Koj Institut für Gehörtherapie wirbt in Zeitungen mit grosszügigen Gutscheinen: «Sichern Sie sich einen von 200 kostenlosen Studienplätzen für die Gehörtherapie im Wert von 745 Franken.» Koj betreibt je eine Filiale in Zürich und in Zug. Auf der Website wirbt das Institut mit einem «neuartigen Gehörtraining», das die «Hörfähigkeit schon in 3 Wochen markant verbessert».
Hörgeräte-Verkauf nach Gratis-Therapie
Raymond Berclaz aus Zürich hatte Probleme mit seinen Hörgeräten. «Aufgrund des lukrativen Gutscheins meldete ich mich für diese Gehörtherapie an», erzählt der 86-Jährige. Doch was als Therapie angekündigt war, endete beim Verkauf von neuen Hörgeräten. «Nach dem dritten oder vierten Termin erhielt ich eine Offerte für Hörgeräte in der Höhe von 6177 Franken», so Berclaz.
Das war ihm zu teuer, deshalb lehnte er ab. Er erhielt eine neue Offerte.Schliesslich kaufte er Hörgeräte für über 4100 Franken. Zum Resultat der Therapie sagt er: «Ich höre nicht besser als vorher.»
Inhaber und Geschäftsführer Andreas Koj sagt dazu: «Die Gehörtherapie war für Herrn Berclaz kostenfrei und unverbindlich. Nach insgesamt sechs Terminen in mehr als zwei Monaten hat sich Herr Berclaz für eine Hörgeräte-Versorgung entschieden.»
Auch Doris Bächtold aus Zürich liess sich durch den Gutschein zu Koj locken. Die 74-Jährige besitzt bereits Hörgeräte. «Gleich zu Beginn machte ich klar, dass ich keine neuen Hörgeräte kaufen will. Darauf sagte mir der Angestellte, dass die ersten beiden Termine gratis seien, danach koste die Therapie rund 1400 Franken.» Vom «kostenlosen Studienplatz», wie im Inserat beworben, sei nicht mehr die Rede gewesen.
Dazu sagt Koj: «Frau Bächtold hatte bereits eigene Hörgeräte und wollte ein Training auch nur mit ihren eigenen Hörgeräten und keinen von uns für die Gehörtherapie bereitgestellten Therapie-Hörgeräten durchführen.» Dies sei mit dem «Studien-Design» nicht kompatibel.
Uni Zürich: «Keine Zusammenarbeit»
In den Inseraten erweckte die Firma Koj den Eindruck einer Forschungskooperation mit der Universität Zürich. Konkret war die Rede von einer «Ausweitung der Studie mit der Uni Zürich».
Auf Anfrage des K-Tipp dementiert dies die Uni: «Eine solche Zusammenarbeit war nie geplant», sagt Sprecher Kurt Bodenmüller. Angedacht worden sei einzig, dass die Uni bereits erhobene Daten zum Hörtraining von Koj erhalte, um diese «eigenständig und zu rein wissenschaftlichen sowie nichtkommerziellen Zwecken auszuwerten».
Die Uni kritisiert, dass Koj mit «kostenlosen Studienplätzen für die Gehörtherapie im Wert von 745 Franken» wirbt. Bodenmüller: Eine Studienteilnahme kann nie kostenpflichtig sein.»
Im Gegenteil: Wie andere Schweizer Institutionen entschädige die Uni Zürich Studienteilnehmer für den ihnen entstandenen Aufwand.
Andreas Koj schreibt dazu dem K-Tipp, in den Inseraten sei lediglich eine «geplante Zusammenarbeit» beschrieben. Und: «Es gibt seitens Kojs keine kostenpflichtige Studie.»
Gut zu wissen: Hörgeräte sind oft überteuert (K-Tipp 9/2015). Deshalb sollte man sich vor dem Kauf beraten lassen und mehrere Offerten einholen.