Ärger für Jennifer Schatt aus Aarwangen BE: Im vergangenen Februar wurde ihr an der Fasnacht das Portemonnaie mit Bargeld, GA und der ID gestohlen. Schatt meldete den Diebstahl der Polizei und musste für die Meldung vom Verlust der ID 40 Franken zahlen.
Später erfuhr sie: Der gestohlene Ausweis war bei der Passstelle Solothurn abgegeben worden. Doch niemand hatte sie darüber informiert. Das Ganze kostete sie nebst den 40 Franken für die Verlustmeldung weitere 70 Franken für eine neue ID. «Für mich als Lehrling ist das viel Geld», sagt Schatt. Sie hat wenig Verständnis für das Vorgehen der Passstelle.
Missbrauch droht auch in anderen Fällen
Was sie nicht wusste: Die Passstelle handelte gesetzeskonform. Denn in der Ausweisverordnung steht: «Der Verlust eines Ausweises hat dessen Ungültigkeit zur Folge. Der Ausweis darf nicht weiterverwendet werden.» Laut Bundesamt für Polizei will man damit Missbräuche verhindern. Mit einer gestohlenen ID könne man zum Beispiel unter falschem Namen einen Vertrag abschliessen.
Das ist ein wenig überzeugendes Argument. Denn wer zum Beispiel in einem Hotel eincheckt, muss seinen Pass oder seine ID meist dem Personal überlassen – ein Missbrauch ist in einem solchen Fall also ebenfalls möglich. Das Bundesamt bestätigt denn auch, dass dieses Risiko bestehe.
Laut Bundesamt für Polizei wurden 2014 in der Schweiz 99 048 Ausweise als gestohlen oder verloren gemeldet. Wie viele davon wiedergefunden und abgegeben wurden, ist unbekannt.
Sicher ist allerdings: Bei einem Preis von 145 Franken für den Pass und 70 Franken für die ID ist es für den Bund ein gutes Geschäft, die Ausweise im Verlustfall als ungültig zu erklären. Angenommen, alle im Jahr 2014 verschwundenen Ausweise waren IDs: Dann spülte die fragwürdige Ausweisverordnung fast sieben Millionen Franken zusätzlich in die Staatskasse.
Provisorischer Pass wird nicht überall akzeptiert
Wer vor einer Reise seinen Pass verliert, kann sich für 100 Franken einen provisorischen Pass erstellen lassen. Erhältlich ist er bei kantonalen Passstellen, aber auch an den Flughäfen Zürich-Kloten, Genève-Cointrin, Basel-Mülhausen und Lugano-Agno. Dort kostet er aber mindestens 150 Franken.
Wichtig: Der Notpass ist nicht in allen Ländern gültig. Gemäss Bundesamt für Polizei akzeptieren ihn etwa die USA für die Ein- und Durchreise nicht. Das Gleiche gelte für gewisse arabische Länder. Deshalb empfiehlt sich vor Reisen mit Notpass: In der Schweiz bei der Botschaft des Ziellandes nachfragen.
Im Duo billiger
Die kantonalen Passstellen und Ausweiszentren stellen Pässe und IDs aus. Für Reisen in Europa reicht in der Regel eine ID. Wer aber etwa in die USA fliegt, benötigt einen Pass. Braucht jemand sowohl Pass als auch ID, empfiehlt sich das Kombi Pass/ID: Die beiden Ausweise kosten für Erwachsene zusammen 158 Franken – statt je 145 Franken für den Pass und 70 Franken für die ID. Beide Ausweise sind zehn Jahre gültig.
Infos zu Pass und Identitätskarte finden sich unter Schweizerpass.admin.ch.