Fremdgehen ist eine teure Sache
Neue Angebote, neue Gebührenfallen: Handybenützer, die ins falsche Netz geraten, können böse Überraschungen erleben. Dabei wäre es einfach, die Preise transparent zu machen - wenn die Anbieter nur wollten.
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K-Tipp 11/2005
01.06.2005
Anatol Hug, Bennie Koprio
Swisscom Liberty mit einem Stundentarif von 50 Rappen, für 99 Franken unbeschränkt telefonieren mit dem Pauschal-Abo von Orange, ferner das neue Prepaid-Produkt Yallo von Sunrise: In weniger als einem Monat ist der Tarifdschungel im Schweizer Mobilfunkmarkt erneut tüchtig gewachsen.
Für den Konsumenten erhöht sich damit die Qual der Wahl. Denn die vermeintlich günstigen Angebote werden zur Geldvernichtungsmaschine, wenn der Handybenützer ahnungslos in die Gebührenfalle tap...
Swisscom Liberty mit einem Stundentarif von 50 Rappen, für 99 Franken unbeschränkt telefonieren mit dem Pauschal-Abo von Orange, ferner das neue Prepaid-Produkt Yallo von Sunrise: In weniger als einem Monat ist der Tarifdschungel im Schweizer Mobilfunkmarkt erneut tüchtig gewachsen.
Für den Konsumenten erhöht sich damit die Qual der Wahl. Denn die vermeintlich günstigen Angebote werden zur Geldvernichtungsmaschine, wenn der Handybenützer ahnungslos in die Gebührenfalle tappt - insbesondere beim Liberty-Produkt von Swisscom und dem Orange-Pauschalangebot. Die günstigen Tarife gelten nämlich nur für Anrufe aufs Schweizer Festnetz und das eigene Mobilfunknetz. Wer mit einem Handy-Kunden eines anderen Anbieters telefoniert, zahlt massiv drauf.
Plaudert zum Beispiel ein Swiss-Liberty-Abonnent 10 Minuten lang mit einem Handy-Kunden von Orange oder Sunrise, kostet ihn das Gespräch happige 5 Franken statt nur 50 Rappen, mit dem Orange-Pauschal-Abo kostet ein entsprechender Anruf auf ein fremdes Mobilnetz 4 Franken extra.
Die versteckten Zusatzkosten für Anrufe auf Fremdnetze sind ein altes Ärgernis: Auch zahlreiche ältere Angebote funktionieren nach diesem Prinzip (siehe Tabelle). Hauptverantwortlich für den Aufpreis sind die hohen Gebühren von 20 bis 37 Rappen pro Minute, die die Betreiber bei jedem Anruf verlangen, der von aussen auf ihr Netz gelangt. Für Verdruss sorgt zusätzlich, dass der Anrufer oft nicht weiss, in welches Netz er sich einwählt und was ihn das Gespräch kostet.
Hatten früher die Anbieter verschiedene Vorwahlen für Handys - Swisscom zum Beispiel 079 -, ist darauf heute kein Verlass mehr. Denn der Kunde kann bei einem Wechsel zu einem anderen Netz-Betreiber in der Regel seine Nummer mitnehmen (im Fachjargon: portieren).
Österreich bietet Tarif-Transparenz
Die Intransparenz bei den Handy-Tarifen ist auch Richard Eisler vom Vergleichsdienst Comparis ein Dorn im Auge: «Die Provider profitieren: Auf diese Weise können sie mehr Geld einnehmen, als der Konsument bereit ist auszugeben.»
Swisscom und Orange verweisen hingegen darauf, der Kunde könne sehr wohl herausfinden, ob er ins eigene oder ins Fremdnetz telefoniere. Beide Anbieter betreiben einen Dienst, mit dem der Konsument per Gratis-SMS in Erfahrung bringen kann, wer auf welchem Netz telefoniert. Bei Sunrise gibt die Hotline entsprechende Auskünfte.
«Eine Zumutung», sagt dazu Richard Eisler. «Das ist so umständlich, das macht niemand.» In der Tat: Nach Angaben von Mediensprecherin Theres Wenger wird der SMS-Dienst von Orange «praktisch nicht gebraucht».
Dabei wäre Transparenz im Mobilfunknetz so einfach herzustellen. Österreich zeigt, wie es geht: Wer dort auf eine portierte Nummer anruft, erhält als Erstes eine Tarifansage. Dazu Alexander Wachlowski von Mobilkom Austria: «Wir gehen davon aus, dass Tarifinformationen immer so einfach wie möglich zum Kunden gebracht werden sollen - also automatisch.»