Orangensaft gilt wegen seines vergleichsweise hohen Vitamin-C-Gehalts als gesund. Und er ist weniger süss als Apfelsaft. Der K-Tipp wollte Genaueres wissen: Wie viel Vitamin C und Zucker stecken in Orangensäften? Die Testredaktion kaufte 20 Produkte, 12 davon waren pasteurisierte Säfte aus den Kühlregalen der Grossverteiler. Sie wurden bereits im Herkunftsland gepresst, haltbar gemacht und dann in die Schweiz transportiert. Die andern acht Säfte waren frisch gepresst und stammten von Take-away-Ständen und Theken in der Schweiz. Ein spezialisiertes Labor untersuchte die Säfte auch auf krank machende Keime und Pestizide (siehe Unten).
Schlusslichter: Betty Bossi und Anna’s Best
Die wichtigsten Testresultate: Frisch gepresste Säfte enthalten mehr Vitamin C als solche, die im Herkunftsland abgefüllt wurden. Am besten schnitt in diesem Punkt der Saft des Take-away-Stands Hitzberger im Hauptbahnhof Zürich ab: Dort können Kunden den Saft an einer Maschine selbst abfüllen. Er enthält 58 mg Vitamin C pro Deziliter. Das heisst: Bereits ein 2dl-Glas reicht, um den empfohlenen Tagesbedarf eines Erwachsenen an Vitamin C zu decken. Dieser liegt laut Weltgesundheitsorganisation WHO bei etwa 100 mg.
Sehr wenig Vitamin C enthalten die Säfte der Migros-Marken Anna’s Best und M-Budget sowie das Produkt von Betty Bossi (Coop). Laut dem deutschen Fruchtsaft-Branchenverband sollten in einem Deziliter Orangensaft mindestens 20 mg Vitamin C stecken. Die drei Säfte enthielten zum Teil deutlich weniger, Betty Bossi etwa nur 12,8 mg.
12 Würfelzucker auf einen halben Liter
Orangensaft enthält viel Fruchtzucker. Deshalb sollte man nicht zu viel Orangensaft auf einmal trinken. Bereits bei einem halben Liter des vitaminreichen Hitzberger-Safts ist die empfohlene Tagesdosis an Zucker fast ausgeschöpft. Ein halber Liter enthält rund 48 Gramm Zucker. Das entspricht 12 Würfelzuckern. Der Saft ist damit einer der süssesten im Test. Am meisten Zucker enthielt der Naturaplan-Orangensaft von Coop: 51 Gramm pro halbem Liter. Das ist fast so viel wie in der gleichen Menge Coca-Cola. Die WHO empfiehlt pro Tag höchstens 60 Gramm.
Wer wert auf viel Vitamin C legt, muss dafür tief in die Tasche greifen: Ein Liter frisch gepresster Orangensaft kostet zwischen Fr. 11.40 (selbst gepresster Saft von Naturaplan) und Fr. 22.– (Tibits). Die Preise der pasteurisierten Säfte reichen von Fr. 2.09 (Pure Fruits/Aldi und Solevita/Lidl) bis Fr. 5.90 pro Liter (Andros Bio aus dem Globus). Günstiger ist es, wenn man Orangen selber presst: Für einen Liter Orangensaft braucht es rund 1,5 Kilo Orangen. Diese kosten nur rund Fr. 3.50.
Laut Coop beeinflussen verschiedene Faktoren den Vitamin-C-Gehalt im Betty-Bossi-Saft: «Der Gehalt hängt von Anbau, Erntezeitpunkt, dem Abfüllprozess sowie der Haltbarmachung ab.» Auch die Lagerung bis zum Konsum könne eine Rolle spielen. Die Migros verweist ebenfalls darauf, dass der Vitamin-C-Gehalt aufgrund der verschiedenen Einflüsse im Orangensaft stark schwanken könne.
Keine Schimmelpilze, aber Spuren von Pestiziden
Die Orangensäfte im K-Tipp-Test wurden auch auf gesundheitsgefährdende und unappetitliche Bakterien sowie Schimmelpilze untersucht.
Die gute Nachricht: Alle untersuchten Produkte waren hygienisch einwandfrei. Das ist ein gutes Ergebnis. Das Landesamt für Verbraucherschutz des deutschen Bundeslandes Niedersachsen ermittelte 2016 bei jedem fünften Fruchtsaft erhöhte Bakterien- oder Schimmelpilzwerte. Und die freie Universität Berlin wies in einer Untersuchung von Saftbars sogar die Krankheitserreger Listerien und Salmonellen nach.
Im K-Tipp-Test suchte das Labor auch nach Pestiziden.
Im «Andros Bio Orangensaft» sowie in den frisch gepressten Säften von McCafé, Hitzberger, Globus, Jelmoli und Tibits entdeckte das Labor Spuren davon. Die Menge war aber so klein, dass sie kein Risiko für die Gesundheit darstellt.