Fruchtzucker – auch Fruktose genannt – gilt unter Lebensmittelfachleuten mittlerweile als die ungesündeste Art von Zucker. Forscher der ETH Zürich wiesen letztes Jahr nach, dass Fruktose das unkontrollierte Wachstum des Herzmuskels fördert, das bis zu Herzversagen führen kann.
Auch laut der Uni Basel mehren sich die Hinweise aus der Forschung, dass die industriell hergestellte Fruktose dem menschlichen Organismus Probleme bereitet: Fruktose stehe im Verdacht, verschiedene Krankheiten zu begünstigen, etwa Übergewicht, Diabetes, Leberverfettung und Gicht. Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt denn auch, täglich höchstens 1 Gramm Fruktose pro Kilo Körpergewicht zu konsumieren.
Zugesetzter Fruchtzucker steckt nicht nur in Süssigkeiten, sondern auch in Lebensmitteln, die von den Konsumenten als besonders gesund und leicht wahrgenommen werden.
Die Lebensmittelhersteller und -verkäufer scheinen die jüngsten Forschungsergebnisse wenig zu kümmern. Die Getränkefirma Valser zum Beispiel teilt dem K-Tipp mit: «Ein ausgewogener Konsum von Valser-Viva-Produkten ist für die Konsumenten und deren Gesundheit absolut problemlos.»
Die Migros schreibt, dass sie nicht generell auf Fruchtzucker setze. Doch bei gewissen Produkten habe er Vorteile. «Fruchtzucker weist eine höhere Süsskraft auf als Kristallzucker. ‹Fit & Well›-Konfitüren enthalten deshalb 40 Prozent weniger Kohlenhydrate/Zucker und Kalorien als normale Konfitüren.» Deshalb seien sie «diabetikerfreundlich».
Einzig Coop ist zumindest leicht skeptisch: «Mit dem heutigen Wissensstand ist unklar, inwiefern sich Fruchtzucker, in moderaten Mengen konsumiert, negativ auf die Gesundheit auswirken könnte.» Es sei aber aus gesundheitlicher Sicht nicht per se sinnvoll, Kristall- durch Fruchtzucker zu ersetzen.
Auf der Zutatenliste oft nicht erkennbar
Pikant: Nicht immer ist Fruchtzucker als solcher auf der Zutatenliste erkennbar. So wird das Familia-Müesli «Body Balance Heidelbeeren & Pecan» vor allem mit Agavendicksaft gesüsst (7 %). Dieser besteht mehrheitlich aus Fruchtzucker.
Alles über «Alternativen zu Zucker» und deren Zusammensetzung: «Gesundheitstipp» (Ausgabe 11/15), www.gesundheitstipp.ch.
Kein Problem: Fruchtzucker in Obst und Gemüse
Obst und Gemüse enthalten von Natur aus Fruchtzucker. Er gilt grundsätzlich als unproblematisch, weil er zusammen mit anderen wichtigen Stoffen wie Pflanzenfasern aufgenommen wird. Dennoch sollten auch Obst und Gemüse nicht übermässig gegessen werden.
Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung empfiehlt täglich fünf Portionen in verschiedenen Farben – davon drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Früchte.
Problematisch sind Fruchtsäfte und Smoothies. Der Grund: Durch das Schälen, Pressen, Pürieren und Erhitzen gehen während der Herstelung wertvolle Pflanzenstoffe verloren. Aufgrund des hohen Zuckergehalts sollte man pro Tag nicht mehr als einen Smoothie (ca. 2 dl) trinken.
Beispiele: Produkte mit zugesetztem Fruchtzucker
Konfitüre
Ein «fruchtig leichtes Frühstückserlebnis mit weniger Kalorien» verspricht die Migros mit den neuen «Extra Fit & Well»-Konfitüren – mit 40 Prozent weniger Kalorien. Doch dies hat einen entscheidenden Nachteil: Die «Extra Fit & Well»-Konfis sind mit zugesetztem Fruchtzucker gesüsst.
Tipp
Dass es auch anders geht, beweist die Migros selber: Für die meisten Konfitüren ihrer Favorit-Linie verwendet sie Kristallzucker.
Müesli
«Für natürliche Vitalität, 30 % weniger Zucker» steht auf dem Familia-Müesli «Pure Balance Mandeln & Honig», das bei Coop erhältlich ist. Gesüsst wird es mit Fruchtzucker.
Tipp
Das Familia «Naturaplan Bio Birchermüesli» kommt ganz ohne zugesetzten Fruchtzucker aus.
Aroma-Getränke
Als «fruchtige Wellness-Kreationen» bezeichnet Valser seine Getränke der Linie «Viva».
Die Süsse darin stammt ausschliesslich von zugesetztem Fruchtzucker. Und das nicht zu knapp: Bis zu 42 Gramm Fruktose pro Liter enthalten diese Wasser. Auch die Migros-Getränke der Marken Aproz und Nendaz sind teils mit Fruchtzucker gesüsst.
Tipp
Gesünder und günstiger ist es, Wasser mit ein paar Spritzern Zitrone, Limette, Früchtestücken oder Kräuterblättern selber zu aromatisieren.