Für 1 Rappen nach Italien telefonieren
Swisscom ist bis zu 170-mal so teuer wie die günstigsten Telecomfirmen Ortel und Lebara. Zudem sind Gespräche ins Ausland massiv günstiger als solche vom Ausland in die Schweiz. Das belegt ein Preisvergleich.
Inhalt
K-Tipp 05/2013
13.03.2013
Christian Birmele
Schweizer zahlen im Ausland überrissen hohe Handy-Gebühren. So kostet zum Beispiel ein Anruf mit dem Sunrise-Prepaid-Handy aus Italien in die Schweiz Fr. 1.70 pro Minute (siehe Kasten). Telefoniert man jedoch von der Schweiz aus per Handy nach Italien, zahlt man mit Ortel oder Lebara gerade mal 1 Rappen pro Minute.
Das zeigt ein Preisvergleich des K-Tipp mit zwölf Prepaid-Angeboten. Dabei wurden die Minutenpreise für Anrufe nach Italien, Deutschland,...
Schweizer zahlen im Ausland überrissen hohe Handy-Gebühren. So kostet zum Beispiel ein Anruf mit dem Sunrise-Prepaid-Handy aus Italien in die Schweiz Fr. 1.70 pro Minute (siehe Kasten). Telefoniert man jedoch von der Schweiz aus per Handy nach Italien, zahlt man mit Ortel oder Lebara gerade mal 1 Rappen pro Minute.
Das zeigt ein Preisvergleich des K-Tipp mit zwölf Prepaid-Angeboten. Dabei wurden die Minutenpreise für Anrufe nach Italien, Deutschland, Portugal und Serbien verglichen. Aus diesen Ländern stammt fast die Hälfte der rund 1,8 Millionen Ausländer, die in der Schweiz wohnen. Zusätzlich verglichen wurden Telefonate nach Sri Lanka und Brasilien: Von dort kommen die grössten Ausländergruppen, die nicht aus Europa stammen, aber in der Schweiz leben.
Für Festnetz-Anrufe nach Italien, Deutschland, Portugal und Brasilien sind Ortel und Lebara klar am günstigsten: Man zahlt gerade mal 1 Rappen pro Minute. Wer häufig nach Serbien oder Sri Lanka telefoniert, sollte Lebara oder Lycamobile wählen.
Nachteil: Ortel, Lebara und Lycamobile verlangen als Einzige zusätzlich Verbindungsgebühren. Bei Ortel sind dies 25, bei Lebara und Lycamobile 19 Rappen pro Anruf. Wer nur kurz ins Ausland telefoniert, fährt mit Yallo günstiger. Dort kostet die Minute zwar 3 Rappen, dafür fallen keine Verbindungsgebühren an.
Für SMS zahlt man bei allen Unternehmen immer gleich viel – egal, in welches Land man eine Nachricht schickt. Mit 10 Rappen pro SMS am günstigsten sind Coop, Orange, Yallo und Migros.
Swisscom am teuersten
Beim Minutenpreis auffallend teuer ist Swisscom. Anrufe in europäische Länder kosten mit Fr. 1.10 über 100-mal so viel wie bei den kleinen Firmen. Bei Verbindungen nach Brasilien sind es gar 170-mal so viel. Swisscom begründet: «Unser Prepaidangebot ist nicht speziell auf Auslandtelefonie ausgerichtet. Kunden, die viel und häufig ins Ausland telefonieren, empfehlen wir deshalb entsprechende Optionen und ein passendes Abonnement.»
Unglaublich: Ein Anruf per Handy ins brasilianische Festnetz ist günstiger als ein Anruf innerhalb der Schweiz. Im ersten Fall kostet das Gespräch pro Minute 1 Rappen, im zweiten Fall 14 Rappen bei Aldi mobile. Das ist 14-mal so viel – obwohl Aldi das günstigste Schweizer Prepaid-Angebot hat (siehe K-Tipp 3/13).
Roaming: Kleine sind günstiger
Swisscom verlangt von Prepaid-Kunden pro Anruf von Italien in die Schweiz bis zu Fr. –.80 pro Minute, bei Sunrise und Orange kostets bis Fr. 1.70/Min. (Roaming). Begründung der Firmen: Die ausländischen Netzbetreiber verrechneten sehr ho he Durchleitungskosten. Man sei zu klein, um bessere Preise aushandeln zu können.
Tatsache ist: Gerade kleine Betreiber unterbieten Swisscom & Co. problemlos. So verlangt Ortel für den gleichen Anruf 59 und Lycamobile 45 Rappen pro Minute.
Schluss mit der Abzockerei beim Roaming!
Sehr geehrte Mitglieder des Ständerats
Wir Schweizer zahlen bis zu 15-mal mehr als die EU-Bürger, wenn wir im Ausland unser Handy benützen. Dafür gibt es keinen Grund. Auch im Ausland kassierten die Telecomkonzerne früher viel zu viel. Die EU hat diese Abzockerei abgestellt, indem sie Höchstpreise festlegte.
Dasselbe forderten vor zwei Jahren auch 56 000 Leserinnen und Leser von «K-Tipp», «Saldo» und «Bon à Savoir». Innerhalb von nur fünf Wochen unterschrieben sie eine Petition an den Bundesrat. Dieser zeigte ihnen die kalte Schulter.
Anders handelten Ihre Kolleginnen und Kollegen im Nationalrat: Sie unterstützten mit 181 zu 5 Stimmen einen Vorstoss, der beim Roaming auch für Schweizer EU-Preise verlangt. Das war im September 2011. Seither hat die Telecom-Lobby im Bundeshaus das Geschäft erfolgreich verschleppt. Mit gutem Grund: Jedes Jahr zahlen die Schweizer beim Roaming 400 Millionen Franken zu viel.
Nun sind Sie an der Reihe. Am 19. März entscheidet der Ständerat über den Vorstoss aus dem Nationalrat. Wir fordern Sie auf: Vertreten Sie die Schweizer Bevölkerung und nicht Swisscom & Co.
Ihre Wähler erwarten ein Zeichen: Stoppen Sie die Roaming-Abzockerei!
Freundliche Grüsse
Die Redaktionen von «K-Tipp», «Saldo» und «Bon à Savoir»
Zeynep Ersan Berdoz
Peter Salvisberg
René Schuhmacher