Swisscom schafft die Roaminggebühren ab», titelten Ende Februar einige Schweizer Medien. Tatsache ist jedoch: Telefonieren im Ausland bleibt für Schweizer überrissen teuer (K-Tipp 4/15).
Die günstigste Alternative zum teuren Roaming: Im Ausland vor Ort eine SIM-Karte einer lokalen Handy-Firma kaufen. Für einen Anruf von Grossbritannien in die Schweiz verlangt etwa die britische O2 pro Minute Fr. 2.20. Mit der SIM-Karte der deutschen Blau.de kostet der gleiche Anruf nur gerade 10 Rappen pro Minute.
Der K-Tipp hat die Prepaidverträge von über 50 Telecomfirmen in den zehn beliebtesten Ferienländern der Schweizer unter die Lupe genommen. Als Referenz dienten die Standardpreise, die Swisscom, Sunrise und Orange von Schweizer Kunden fürs Telefonieren im Ausland verlangen. Zudem ist die Fluggesellschaft Swiss im Vergleich vertreten: Sie verkauft seit einigen Monaten in den Flugzeugen ebenfalls Prepaidhandys.
Ergebnis: Lokale Firmen im Ausland sind immer günstiger als Schweizer Telecomfirmen. Auch die Prepaidkarte der Swiss lohnt sich meist nicht. Und: Wer in mehreren Ländern Europas unterwegs ist, sollte nicht für jedes einzelne Land eine andere SIM-Karte kaufen. Einfacher und günstiger ist eine SIM-Karte der deutschen Blau.de. Mit dieser kosten nämlich alle Festnetzanrufe innerhalb Europas umgerechnet nur 10 Rappen. Weiterer Vorteil: So verhindert man, dass die Karte nach 12 Monaten wegen Nichtbenutzung gesperrt wird.
Diese SIM-Karten sind für folgende Länder empfehlenswert.
- Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Kroatien und Grossbritannien: Mit umgerechnet nur 10 Rappen pro Minute ist Blau.de in ganz Europa am günstigsten. Anrufe zurück ins Schweizer Festnetz kosten ebenfalls nur 10 Rappen. Dazu kommt pro Gespräch eine Grundgebühr von 16 Rappen. Ein Anruf ins Schweizer Handynetz kostet 31 Rappen (ohne Verbindungsgebühr), der Internetzugang 25 Rappen pro Megabyte (MB). Die SIM-Karte gibts unter anderem im deutschen Telecomfachhandel, an Tankstellen und Kiosken. Wer mehr Internetdaten benötigt, kann für Fr. 5.35 ein Paket à 100 MB kaufen. Zum Vergleich: Bei Swisscom kostet die gleiche Datenmenge Fr. 18.–, bei Sunrise Fr. 14.90 und bei Orange Fr. 20.– (200 MB inklusive).
- Österreich: Innerhalb der Landesgrenzen noch günstiger als Blau.de ist Hofer Telecom in Österreich: So kosten ein SMS sowie ein Anruf innerhalb Österreichs umgerechnet 4 Rappen pro Minute. Ein MB Daten gibts für nicht einmal 1 Rappen. Einziger Nachteil: Anrufe und SMS zurück in die Schweiz sind mit 20 Rappen pro Minute teurer. Bei Orange würde der gleiche Anruf aber Fr. 2.20 kosten, bei Sunrise Fr. 1.70, bei Swisscom immerhin noch 50 Rappen.
- Türkei: In der Türkei ist es sehr schwierig, eine SIM-Karte zu kaufen. Darum besorgt man sich am besten ein Einfachhandy. Für Touristen gibt es sie an vielen Kiosken in der Nähe grosser Sehenswürdigkeiten. Die Preise ändern sich ständig. Ein Anruf mit der grössten türkischen Firma, Turkcell, ins Inland kostet meistens etwa 20 Rappen pro Minute, in die Schweiz etwa 90 Rappen.
- USA: In den USA kauft man am besten eine SIM-Karte «Pay as you go» von «H2O Wireless». Für einmalig rund 10 Franken sind 200 Minuten Telefonieren inbegriffen. Danach kosten Anrufe und SMS innerhalb der USA sowie Anrufe zurück in die Schweiz 5 Rappen pro Minute. Ein SMS in die Schweiz sowie ein MB an Daten gibts für 10 Rappen. Die Karte findet man in Supermarktketten von 7-Eleven, Target, ACE Store, Bestbuy, K-Mart, Daily’s, EZ-Mart sowie Family Dollar.
- Thailand: Im Flughafen Suvarnabhumi in Bangkok kostet eine 3G-Tourist-inter-SIM-Karte der Telecomfirma «true move h» umgerechnet Fr. 1.45. Damit kann man 20 Minuten telefonieren sowie 90 MB Daten übers Internet laden. Anrufe zurück in die Schweiz kosten 30 Rappen pro Minute. Zum Vergleich: Orange verlangt dafür Fr. 6.20. Das ist rund 20-mal so viel.
Wichtig: Achten Sie darauf, dass Ihr Telefon keinen sogenannten SIM-Lock hat. Andernfalls akzeptiert es keine fremden SIM-Karten. So können Sie das überprüfen: Einfach die SIM-Karte eines anderen Telecomunternehmens einstecken. Funktioniert die Karte, hat das Gerät keinen SIM-Lock. Funktioniert sie nicht, wenden Sie sich am besten an die eigene Telecomfirma, damit sie das Handy entsperrt. Gut zu wissen: Solche Locks haben meist nur Handys, die mit einem Abo gekauft wurden.
Gut zu wissen: Blau verlangt zwingend eine deutsche Postadresse. Dank spezieller Postfach-Firmen können auch Schweizer eine solche erhalten (siehe Artikel «Umgehen Sie die Liefersperre!» 08/15).
Zwei SIM-Karten in einem Handy
Mit Dual-SIM-Telefonen lassen sich zwei Handynummern gleichzeitig benutzen. Beispiel: Zum Telefonieren und fürs Internet verwendet man die Karte des Ferienlandes – trotzdem ist man jederzeit unter der Schweizer Nummer zu erreichen. Und: Für Gespräche und Internetverbindungen können unterschiedliche SIM-Karten verwendet werden. Bevor man eine Nummer wählt, kann man bestimmen, welche SIM-Karte dafür verwendet werden soll.
Die Nachteile von Dual-SIM-Handys: Die Bedienung ist etwas komplizierter als bei normalen Geräten. Und die Akku-Ausdauer verringert sich durch die doppelte Empfangsbereitschaft leicht.
Beim Kauf solcher Handys sollte man folgende Punkte beachten:
- Android-Handys sollten mindestens die Version 4.4 (Versionsbezeichnung KitKat) haben.
- Das Handy sollte Schlitze für zwei grosse SIM-Karten haben. Zudem sollten Adapter für die kleineren SIM-Karten (Micro/Nano) mitgeliefert sein.
- Die meisten Dual-SIM-Handys unterstützen noch nicht den schnellsten Internetstandard LTE (4G). Bereits LTE-tauglich sind Huawei Ascend Mate 7, HTC One M8 und Wiko Ridge 4G. Diese Handys sind allerdings noch vergleichsweise teuer.
- Als Ferienhandy taugen auch günstige Modelle, die für weniger als 100 Franken erhältlich sind, wie beispielsweise Microsoft Lumia 435 und Wiko Sunset.
Sparen in der Schweiz
Mit dem Dual-SIM-Trick lässt sich auch in der Schweiz massiv sparen. So kann man zum Beispiel seine aktuelle Prepaid-Telefonnummer von Swisscom behalten und für Fr. 5.90 einen Internetzugang bei Lycamobile mit 1000 Megabyte dazukaufen. Zum Vergleich: Bei Swisscom kostet dies 35 Franken.
Mit zwei SIM-Karten lassen sich aber auch private und geschäftliche Telefongespräche einfacher trennen. Man sieht dabei auch, ob jemand auf die private oder die geschäftliche Nummer anruft. Telefonnummern aus dem Adressbuch lassen sich auch fix mit einer der beiden SIM-Karten verknüpfen.
Übrigens: iPhones von Apple verfügen über keine Dual-SIM-Technik.
Kurt Haupt
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