Die meisten Diesel-Fahrer hatten bisher nichts mit Adblue zu tun. Diese Lösung aus Harnstoff und destilliertem Wasser soll die Abgase eines Autos reduzieren. Das Mittel wird in die Abgase eingespritzt. Im Katalysator wandelt es die giftigen Stickoxide in Stickstoff und Wasser um. Die Adblue-Tanks in den Autos fassen je nach Modell zwischen 10 und 25 Litern.
Die neuste Adblue-Technik funktioniert nicht schlecht. Sie kann bei Dieselautos giftige Stickoxide wirksamer filtern. Das zeigen die realitätsnahen Tests des deutschen Automobilclubs ADAC: Sowohl auf dem Prüfstand als auch auf der Strasse lagen die gemessenen Werte bei den getesteten BMW X2 und Peugeot 308 dank genügend eingespritztem Adblue durchgehend niedriger – und in fast allen Testzyklen unter dem Grenzwert.
Der geprüfte Volvo XC60 schnitt beim Stickoxid-Ausstoss im Stadt- und Überlandverkehr gut ab, auf der Autobahn hingegen überschritt das Auto den Grenzwert.
Viele Diesel-Besitzer wissen nicht, dass sie Adblue in einem separaten Tank an Bord mitführen. Grund: Wegen der laschen Abgas-Prüfnormen benötigten die Fahrzeuge früher nur wenig davon. Es genügte, Adblue beim planmässigen Service-Besuch vom Garagisten nachfüllen zu lassen.
Ohne Adblue lässt sich das Auto nicht starten
Seit September 2017 gelten in Europa schärfere Kriterien für die Abgasmessung. Das hat für Diesel-Besitzer Folgen: «Der Verbrauch von Adblue steigt, weil die Abgase verlässlicher gereinigt werden», heisst es beim TCS. Dieselfahrer müssen deshalb künftig selbst Adblue nachfüllen. Eine Kontrollleuchte auf der Armaturenanzeige zeigt, wann das nötig ist. Mit leerem Adblue-Tank lässt sich das Auto nicht mehr starten.
Adblue ist nicht gratis. Deshalb steigen die Kosten für Diesel-Besitzer. Die Hersteller der Autos wollen nicht sagen, wie viel Liter Adblue einzelne Modelle verbrauchen. Volkswagen schreibt immerhin: «Pro 1000 Kilometer benötigt ein Auto 1,5 bis 2,8 Liter Adblue.» Ein Tank fasse zwischen 11 und 19 Liter.
Ein Vielfahrer (30 000 Kilometer pro Jahr) müsste also etwa alle anderthalb Monate Adblue nachfüllen – bei einer sportlichen Fahrweise sogar noch öfter. So kommt er im Jahr schnell auf Zusatzkosten von über 150 Franken.
Adblue ist an mit «Adblue» beschrifteten Tankstellensäulen, in Tankstellenhops und Baumärkten erhältlich. Die Preisunterschiede sind enorm. Das zeigt eine Stichprobe des K-Tipp in verschiedenen Baumärkten, bei Tankstellenketten und kleineren Privattankstellen.
Ergebnis: Wer Adblue an einer Zapfsäule tankt, fährt am günstigsten. Doch das ist noch nicht verbreitet: Nur die Tankstellenkette Agrola bietet Adblue an 49 Zapfsäulen an. Ein Liter kostet dort 59 Rappen.
Die meisten Baumärkte und Tankstellen verkaufen Adblue in Plastikkanistern, die zwischen 1 und 10 Litern fassen. Die Preise bewegen sich zwischen Fr. 2.– und Fr. 3.– pro Liter. Beispiele: Bei Obi kostet ein Liter im 10-Liter-Kanister umgerechnet Fr. 2.30. Bei Coop Bau und Hobby werden in einer 5-Liter-Packung Fr. 3.– pro Liter fällig.
Das teuerste Adblue gibt es bei Markentankstellen: Shell verlangt für die 1,5-Liter-Packung im Shop Fr. 12.90 (Fr. 8.60 pro Liter). Bei Eni-Tankstellen – früher Agip – sind es Fr. 6.95 für einen Liter.
Tanks nicht verwechseln!
Bei den meisten neueren Autos befindet sich der Adblue-Einfüllstutzen als zweite Öffnung gleich neben dem normalen Diesel-Einfüllstutzen. In solchen Fällen können Fahrer an Zapfsäulen ganz einfach Adblue nachfüllen. Wichtig: «Beim Tanken darauf achten, dass Diesel und Adblue in die richtigen Tanks gelangen. Sonst wird es teuer», warnt der TCS. Denn auch wenn man keinen Meter fährt, muss das Tanksystem ausgepumpt und gereinigt werden. Wer mit Adblue im Diesel-Tank losfährt, dem droht im schlimmsten Fall ein Motorschaden.
In älteren Autos kann sich der Adblue-Stutzen unter dem Kofferraumboden oder im Motorraum befinden. Falls man hier mit dem Zapfsäulen-Schlauch nicht an den Stutzen kommt, zuerst Adblue in einen Kanister abfüllen.
Adblue ist nicht giftig. Trotzdem: Falls beim Einfüllen etwas daneben geht, sollte man die Flüssigkeit möglichst schnell abwaschen, um Flecken zu verhindern. Kristallisiertes Adblue am besten mit warmem Wasser und einem Schwamm entfernen.