Für jeden Koffer abkassieren
Werden Flugpassagiere bald für jeden einzelnen Koffer zur Kasse gebeten? Bei einigen Airlines ist das bereits der Fall.
Inhalt
K-Tipp 3/2007
14.02.2007
Gery Schwager
Eeuropäischen Fluggesellschaften geht es so gut wie schon lange nicht mehr. 2006 erwirtschafteten sie einen Gewinn von über 2 Milliarden Franken.
Das hindert sie aber nicht daran, neue Gebühren zu erfinden. Die irische Aer Lingus etwa kassiert auf Europastrecken seit dem 17. Januar für jedes Gepäckstück, das in den Frachtraum muss, Fr. 13.-. Mit «nur» Fr. 6.50 kommt davon, wer vor dem Abflugtag online bezahlt.
Ebenfalls kein Freigepäck gibts bei Ryanair und...
Eeuropäischen Fluggesellschaften geht es so gut wie schon lange nicht mehr. 2006 erwirtschafteten sie einen Gewinn von über 2 Milliarden Franken.
Das hindert sie aber nicht daran, neue Gebühren zu erfinden. Die irische Aer Lingus etwa kassiert auf Europastrecken seit dem 17. Januar für jedes Gepäckstück, das in den Frachtraum muss, Fr. 13.-. Mit «nur» Fr. 6.50 kommt davon, wer vor dem Abflugtag online bezahlt.
Ebenfalls kein Freigepäck gibts bei Ryanair und Flybe: Passagiere zahlen am Flughafen pro Koffer Fr. 11.- bzw. 14.50, bei Vorauszahlung Fr. 7.-. Und trotzdem hat keine der drei Airlines das Gewichtslimit für eingechecktes Gepäck hinaufgesetzt.
Laut Aer-Lingus-Sprecher Niall Bradlay soll die Gebühr zu weniger Gepäck und so zu schnelleren Abläufen führen. Vor allem aber ist sie wohl ein gutes Geschäft: Wenn jeder der jährlich rund 7,5 Millionen Europa-Passagiere von Aer Lingus einen Koffer eincheckt, spült die Gebühr umgerechnet zwischen 48 und 96 Millionen Franken in die Kasse.
Ob das Nachahmer auf den Plan ruft? Die meisten Airlines - darunter Belair, Edelweiss Air, Helvetic Airways und Swiss - transportieren eingechecktes Gepäck bis zu 20 Kilo (Europa, Economy) kostenlos. Und überall heisst es, solche Gebühren seien zur Zeit kein Thema.
Der zweite Koffer kostet 150 Franken
Doch es gibt andere Möglichkeiten, Passagiere zu ärgern: So befördert etwa British Airways seit 13. Februar auf Europastrecken pro Economy-Fluggast nur noch ein Gepäckstück (plus allenfalls ein Sportgerät) gratis. Wer zwei eincheckt, zahlt fast 150 Franken - auch wenn das Gewichtslimit nicht überschritten wird. Die Gebühr sinkt auf knapp 120 Franken, falls man das zusätzliche Gepäckstück im Voraus anmeldet.
Easyjet toleriert ebenfalls nur ein Stück Freigepäck. Die Airline behauptet wie British Airways, dadurch die Gepäckabfertigung beschleunigen zu wollen. Immerhin: Auch Easyjet offeriert Rabatt, falls man für zusätzliche Gepäckstücke nicht erst am Airport zahlt.
Was Übergewicht beim Gepäck betrifft, verfahren Helvetic Airways, Air France und KLM seit kurzem ähnlich: Wer zu schwere Koffer frühzeitig anmeldet, zahlt einen reduzierten Übergepäcktarif.
Kerosinzuschlag: Airlines langen noch immer zu
Im vergangenen August erreichte der Kerosinpreis den Höchststand. Seither ist er stark gesunken - aktuell ist er auf dem Niveau vom Frühsommer 2005.
Dennoch zahlen Flugpassagiere nach wie vor teils happige Treibstoffzuschläge. So verlangt Swiss seit Monaten auf Langstreckenflügen Fr. 106.- und auf der Kurzstrecke Fr. 32.- pro Weg. Bei Helvetic Airways, die keine Langstrecken fliegt, kostet der Zuschlag Fr. 42.-, bei Air Berlin Fr. 29.- bis Fr. 37.-. Eine Senkung ist bei diesen drei Fluggesellschaften kein Thema.
Andere Airlines haben ihre Treibstoffzuschläge seit letztem Sommer zumindest auf Langstrecken reduziert: Lufthansa und Austrian Airlines um Fr. 16.-, British Airways um Fr. 13.-, Air France um Fr. 11.- und KLM um Fr. 8.-. Bei allen zahlen Reisende nun um die 80 Franken pro Weg - rund 25 Franken weniger als bei Swiss.
Edelweiss Air verlangt - nach eigenen Angaben - seit Anfang Jahr keine Treibstoffzuschläge mehr. Easyjet wiederum hat gar nie welche erhoben, sondern laut Firmensprecher Oliver Aust versucht, Kosten zu senken und Nebeneinkünfte etwa aus Bordverkäufen zu steigern.
Stimmen Sie ab!
Manche Airlines verlangen für jedes Gepäckstück eine Gebühr: Sollte man diese Fluggesellschaften boykottieren? Stimmen Sie ab unter www.ktipp.ch.