Filme und Serien auf Internetplattformen sind äusserst beliebt: Alleine im letzten Jahr konnte Netflix in der Schweiz laut der «Interessengemeinschaft Elektronische Medien» 600 000 neue Kunden gewinnen.
Die Abo-Gebühren von Netflix sind in der Schweiz überdurchschnittlich hoch. Fr. 11.90 kostet hier ein Basis-Abo pro Monat. In den Nachbarländern Deutschland, Italien und Österreich sind es nur Fr. 8.55. Noch stärker zur Kasse bittet Netflix Familien: Mit dem Premium-Abo ist es möglich, auf bis zu vier Geräten gleichzeitig Filme oder Serien anzuschauen. Das kostet in der Schweiz Fr. 24.90. In fast allen anderen europäischen Ländern zahlen Kunden rund 19 Franken oder weniger. Der Schweiz- Aufschlag beträgt also mindestens 30 Prozent.
Schweiz-Aufschlag bei allen Filmdiensten
Auch andere Film- und Video-Plattformen sind in der Schweiz teurer als im Ausland (siehe Tabellen im PDF). So verlangt etwa Amazon für «Prime Video» von den Schweizern den Höchstpreis: Fr. 9.99 pro Monat. Nur die Briten zahlen gleich viel. Und auch bei Disney+ zahlen die Schweizer mit Fr. 12.90 am meisten. In den Nachbarländern kostet das Abo durchschnittlich Fr. 9.62.
Musikplattformen sind ebenfalls teurer
Das gleiche Bild zeigt sich bei Musik-Plattformen: Die Schweizer Kunden zahlen für das meistgenutzte Spotify Fr. 12.95 fürs Einzel- Abo, das Familien-Abo kostet Fr. 20.95. Nur die Dänen müssen fürs Einzel-Abo mit 14 Franken noch tiefer in die Tasche greifen. In den meisten europäischen Ländern liegt der Preis für ein Einzel-Abo bei Fr. 10.69 und Fr. 17.11 für das Familien-Abo.
Weshalb müssen Schweizer draufzahlen? Apple und Disney liessen die Fragen des K-Tipp unbeantwortet. Netflix schreibt, die Abo- Preise seien «länderspezifisch». Amazon sagt: «Die Preispolitik fusst unter anderem auf dem allgemeinen Preisniveau per Territorium und Preisvergleichen mit Konkurrenzangeboten.»
Im Klartext: Die Firmen schöpfen die Kaufkraft in der Schweiz ab. Und wo die Konkurrenz teurer ist, wird ebenfalls hingelangt.
Das bestätigt Spotify: Man richte sich nach dem Preisniveau im jeweiligen Land. Laut Spotify werden die Preise weiter steigen: «Wir nahmen in den letzten Jahren in verschiedenen Ländern Preiserhöhungen vor. Und wir werden dies auch weiterhin tun, wenn es auf der Grundlage von lokalen und regionalen Faktoren sinnvoll ist.»
Mit VPN geht es etwas günstiger
Immerhin: Netflix & Co. lassen sich auch etwas günstiger benutzen. Das ist aber ziemlich umständlich: Mit einem virtuellen privaten Netzwerk (VPN) täuscht der Computer vor, sich zum Beispiel in Brasilien zu befinden. Dort kann man ein Netflix-Abo zu den örtlichen Konditionen lösen – rund Fr. 4.35 etwa für die Basis-Version. Damit das funktioniert, muss eine beliebige Telefonnummer mit brasilianischer Vorwahl eingegeben werden. Danach lässt sich das Abo mit einer Kreditkarte zahlen. Das funktioniert aber nicht in allen Ländern. Teils wird die Telefonnummer per SMS überprüft, oder es wird eine Kreditkarte mit Rechnungsadresse im jeweiligen Land verlangt. Zu beachten ist, dass auch für VPN- Dienste Abo-Gebühren anfallen. Zudem setzt sich insbesondere Netflix mit Sperren gegen VPN-Anbieter zur Wehr. Nicht jedem VPN-Dienst gelingt es, die Blockaden zu umgehen. Kommt Netflix einem Benutzer auf die Schliche, wird der Zugang gesperrt.
Die Zeitschrift «Computerbild» hat kürzlich getestet, welche VPN-Dienste das ausländische Netflix- Angebot am besten entsperren. Gut funktioniert hat das bei NordVPN (ab Fr. 4.40/Monat) für Netflix sowie bei ExpressVPN (ab Fr. 6.25 ) für Netflix, Amazon Prime und Disney+.
Wer es unkompliziert mag und gar kein Geld ausgeben will, findet auf diversen Plattformen von öffentlich-rechtlichen TV-Stationen kostenlos viele Filme und Dokus. Playsuisse.ch etwa bietet rund 2000 Programme, Filme und Serien von SRF, RTS, RSI und RTR. Freien Zugang zu den Inhalten erhält, wer sich dort registriert. Für Smartphones gibts die App «Play Suisse».
Ein breites Angebot bieten auch die ARD (Ardmediathek.de), 3sat (3sat.de) und Arte (arte.tv). Die Programme sind teilweise nur während einiger Wochen nach der Erstausstrahlung abrufbar.