Fürs Baby nur das Beste
Meinem Kind soll es an nichts mangeln, denken viele Eltern - und schliessen wahllos Versicherungen ab. Doch nicht alles, was die Krankenkassen anbieten, ist auch sinnvoll.
Inhalt
K-Tipp 18/2005
02.11.2005
Ernst Meierhofer - ernst.meierhofer@ktipp.ch
Paare, die ein Baby erwarten, möchten für ihr Kind nur das Allerbeste», ist K-Tipp-Leser Emil Bauer (Name geändert) überzeugt. Seine Partnerin ist schwanger, und deshalb fragte Bauer verschiedene Krankenkassen nach der Möglichkeit, das Kind schon vor der Geburt für die Privatabteilung im Spital zu versichern.
Die Antwort war in den meisten Fällen negativ. Bauer schliesst daraus: «Viele Versicherungen wollen erst einmal sehen, ob das Kind gesund ist, bevor sie es in eine t...
Paare, die ein Baby erwarten, möchten für ihr Kind nur das Allerbeste», ist K-Tipp-Leser Emil Bauer (Name geändert) überzeugt. Seine Partnerin ist schwanger, und deshalb fragte Bauer verschiedene Krankenkassen nach der Möglichkeit, das Kind schon vor der Geburt für die Privatabteilung im Spital zu versichern.
Die Antwort war in den meisten Fällen negativ. Bauer schliesst daraus: «Viele Versicherungen wollen erst einmal sehen, ob das Kind gesund ist, bevor sie es in eine teure Zusatzversicherung aufnehmen.»
Nur: Ist die Privatspitalversicherung für ein Kind überhaupt ein Muss? Oder eher unnötig? Und was gilt bei der obligatorischen Grundversicherung?
Der K-Tipp sagt, was Eltern über die Versicherung ihrer Kinder wissen müssen.
Die Grundversicherung
Die Krankenkassen empfehlen, das Kind schon vor der Geburt für die Grundversicherung anzumelden. Doch das ist nicht nötig, Sie haben dafür bis drei Monate nach der Geburt Zeit.
Tipp: Falls Sie das Kind erst nach der Geburt versichern und das Kind schon krank ist, zahlt die Grundversicherung derjenigen Kasse, bei der Sie das Kind anmelden, vorbehaltlos und rückwirkend. Allerdings müssen Sie dann auch die Prämien rückwirkend zahlen.
Die Geburt: Es drohen ungedeckte Kosten
Liegt die Mutter bei der Geburt auf der allgemeinen Abteilung im Wohnkanton, gibt es nie Probleme. Aufenthalt und Pflege von gesunden Säuglingen werden von der Krankenkasse der Mutter übernommen, für kranke Säuglinge zahlt die Grundversicherung des Kindes.
Liegt die Mutter privat oder halbprivat und hat das (gesunde) Kind nur die Grundversicherung, kann es Probleme geben: Sehr viele Spitäler schicken dann separate Rechnungen für Aufenthalt und Pflege des gesunden Babys - bei «halbprivaten» Müttern für 800 bis 1000 Franken, bei «privaten» Müttern für 1000 bis 2000 Franken.
Diese Kosten übernehmen nicht alle Kassen. Viele sind grosszügig und zahlen sie ohne Wenn und Aber aus der Zusatzversicherung der Mutter. Andere Kassen übernehmen diese Mehrkosten nur, falls das Kind bei ihnen grundversichert ist, und einige wenige Kassen (z.B. Swica) setzen voraus, dass das Kind selber ebenfalls eine Halbprivat- bzw. Privatversicherung hat.
Tipp: Erkundigen Sie sich vorher bei Ihrer Kasse nach den genauen Modalitäten.
Das Kind kommt krank zur Welt
Kommt das nur allgemein versicherte Kind auf der halbprivaten oder privaten Abteilung krank zur Welt und braucht deshalb eine besondere medizinische Betreuung, lässt sich dieses Problem ohne Kostenfolge lösen: Die Eltern müssen einverstanden sein, dass das Kind auf die allgemeine Abteilung des Spitals verlegt wird - sofern vorhanden - oder auf die allgemeine Abteilung eines anderen Spitals. Ist das Kind schwer krank, kommt es ins Kinderspital.
Sollten die Eltern mit der Verlegung nicht einverstanden sein, kommen mit grosser Wahrscheinlichkeit Mehrkosten auf sie zu, die sie selber berappen müssen.
Privatversicherung für das Kind?
Da stellt sich natürlich die Frage: Soll man das Kind schon vor der Geburt halbprivat oder privat versichern, damit es gemäss der entsprechenden Versicherungsdeckung behandelt werden kann, falls es krank zur Welt kommt?
Die Antwort ist simpel: Das ist meist gar nicht möglich. Die meisten der vom K-Tipp befragten 15 grössten Krankenkassen nehmen Kinder erst nach der Geburt auf - und auch dann nur, wenn sie gesund sind. Einzig bei Groupe Mutuel, Intras und Wincare kann man Kinder schon vor der Geburt halbprivat oder privat versichern - unabhängig von ihrem Gesundheitszustand.
Bleibt die Frage: Soll man das gesunde Baby nach der Geburt überhaupt noch halbprivat oder privat versichern? Das ist nicht unbedingt nötig. Einer- oder Zweierzimmer gibt es für Kinder fast nirgends, und der Chefarzt wird sowieso beigezogen, wenn das medizinische Problem gravierend ist.
Folgende Argumente sprechen gemäss Krankenkassen trotzdem für eine Privatversicherung:
- Erkrankt oder verunfallt jemand als Kind, hat er im Erwachsenenalter praktisch nie mehr die Möglichkeit, eine Deckung für die halbprivate oder private Abteilung abzuschliessen (oder nur mit Gesundheitsvorbehalt).
- Die Versicherung garantiert die freie Arztwahl.
- Sie kann nützlich werden, wenn die Familie oft im Ausland ist.
Übrige Zusatzversicherungen
Viele Krankenkassen versuchen, den Eltern bei der Geburt auch kleinere Zusatzversicherungen zu verkaufen. Beispielsweise für Alternativmedizin, die allgemeine Abteilung in der ganzen Schweiz oder für besondere Leistungen wie die Korrektur von abstehenden Ohren. Oft ist der Abschluss hier sogar vor der Geburt möglich.
Solche Pakete sind nicht zwingend nötig.
Tipp: Überlegen Sie deshalb gut, was Sie wirklich benötigen. Lassen Sie sich beraten, bleiben Sie aber skeptisch - auch wenn die Versicherungspakete jeweils sehr günstig sind.
«Zahnspangen»-Versicherung
Auf keinen Fall sparen sollten Sie bei der Versicherung, aus der später die Zahnspangen bei Fehlstellungen der Zähne bezahlt werden; sie ist oft Bestandteil eines Pakets, das noch viele andere Leistungen enthält. Erkundigen Sie sich nach der bestmöglichen Versicherungsvariante.
Tipp: Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse, bis wann Sie die entsprechende Versicherung abgeschlossen haben müssen, ohne dass Sie eine Gesundheitsprüfung bzw. ein Zahnarztattest brauchen.
Kapitalversicherung bei Invalidität
Die meisten Krankenkassen haben Unfallversicherungen, die zum Beispiel bei einer Versicherungssumme von 100 000 Franken bis zu 350000 Franken einmalig auszahlen, falls ein Kind wegen eines Unfalls zu 100 Prozent invalid wird; das kostet nur ein paar Franken im Monat und ist empfehlenswert.
Nur: Die Chance, infolge Krankheit invalid zu werden ist viel höher als das Risiko, durch einen Unfall invalid zu werden. Und genau dieses Krankheitsrisiko kann man nur bei den wenigsten Krankenkassen versichern. Etwa bei der Helsana: Hier kostet ein solches Kombiprodukt für ein 5-jähriges Kind Fr. 8.90; versichert sind dann 10000 Franken im Todesfall bzw. 100000 bei Invalidität.
Eltern können aber nicht nur ein einmalig auszuzahlendes Invaliditätskapital versichern, sondern auch eine lebenslängliche Invalidenrente. Das kostet z. B. bei der Mobiliar für ein Kind zwischen 0 und 15 Jahren 685 Franken im Jahr (für eine jährliche Rente von 30000 Franken ab Invalidität). Die Zürich Versicherung hat ein vergleichbares Angebot, das allerdings komplizierter und teurer ist.
Tipp: Die privaten Versicherungsgesellschaften haben Produkte im Angebot, die diesen Risikoschutz mit einem Sparprozess kombinieren. Davon ist eher abzuraten. Denn auch bei Kindern gilt: Sparen und sich versichern sind zwei Paar Schuhe. Das heisst: Sparen bei der Bank, sich versichern bei der Versicherung.