Fürs höfliche Warten bestraft
Endloses Anstehen am Check-in-Schalter ist nervenaufreibend. Und es kann die Flugreise gefährden. Der letzte Check-in-Termin ist verbindlich.
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K-Tipp 12/2007
20.06.2007
Gery Schwager
Peter Stieger wähnte sich im falschen Film. Nach 45 mühsamen Minuten in der Warteschlange am Airport London-Luton hatte er um 18.11 Uhr endlich den Check-in-Schalter erreicht - um dort zu hören, dass das Check-in für den Easyjet-Flug 2085 nach Basel pünktlich um 18.10 Uhr beendet worden sei.
Gewiss: Die Check-in-Zeit war auf der Buchungsbestätigung vermerkt. Stieger kannte sie und war ja auch nicht zu spät am Flughafen eingetroffen. Bloss schaffte er es nicht, rechtzeitig bis zum Sc...
Peter Stieger wähnte sich im falschen Film. Nach 45 mühsamen Minuten in der Warteschlange am Airport London-Luton hatte er um 18.11 Uhr endlich den Check-in-Schalter erreicht - um dort zu hören, dass das Check-in für den Easyjet-Flug 2085 nach Basel pünktlich um 18.10 Uhr beendet worden sei.
Gewiss: Die Check-in-Zeit war auf der Buchungsbestätigung vermerkt. Stieger kannte sie und war ja auch nicht zu spät am Flughafen eingetroffen. Bloss schaffte er es nicht, rechtzeitig bis zum Schalter vorzurücken. Wegen einer einzigen Minute konnte er nicht mitfliegen. Ähnlich wie Stieger erging es an diesem 15. April mindestens drei weiteren Passagieren.
Check-in-Termin unbedingt einhalten
Besonders ärgerlich: Normalerweise fordert die Easyjet-Abfertigungs?rma in Luton noch anstehende Fluggäste kurz vor Ablauf der Check-in-Zeit dazu auf, sich fürs Last-Minute-Check-in an einen speziellen Schalter zu begeben. Doch für Flug 2085 gab es diese Durchsage laut Stieger nicht. Deshalb war er sicher, dass die Zeit reichen würde, und harrte höflich in der Schlange aus.
Der Fall Stieger ist keine Ausnahme. Auch am Flughafen Zürich warten fast täglich Passagiere in Staus vor den Check-in-Schaltern bis es zu spät ist. In aller Regel wird das Check-in nicht von den Airlines selber, sondern von Abfertigungsunternehmen durchgeführt. Und die Zahl der offenen Schalter ist gemessen am Andrang oft klein. Trotzdem müssen Passagiere den auf dem Ticket oder der Buchungsbestätigung festgehaltenen Check-in-Termin unbedingt einhalten. Denn er ist verbindlich.
Deshalb gibt es nur eines, falls Passagieren die Zeit in der Warteschlange davonzulaufen droht: Unverzüglich - und ungeachtet allfälliger Missbilligung durch andere Wartende - zum Schalter vorgehen und die Zeitnot melden. In Zürich kann man sich auch an den mit «Supervisor» beschrifteten Schalter wenden. So lässt sich entweder rechtzeitig einchecken, oder die Abfertigungs?rma muss die Verantwortung für den verpassten Flug übernehmen.
«Von Easyjet für dumm verkauft»
Bei Peter Stieger lief es anders. Er flog schliesslich am Tag nach dem verpassten Easyjet-Flug mit Swiss von London nach Basel. Von der Airline mit der orangen Seitenflosse verlangt er die Rückerstattung seiner Zusatzkosten - rund 340 Franken - sowie eine Entschädigung gemäss geltender Richtlinie über die Passagierrechte in Europa (siehe K-Tipp 11/07).
Doch Easyjet winkt ab. Nahezu 100 Prozent der Passagiere seien beim fraglichen Flug rechtzeitig an Bord gewesen, so Sprecher Oliver Aust. «Das legt nahe, dass es keine langen Warteschlangen gab.»
Peter Stieger kann nur den Kopf schütteln. Und verärgert hält er fest: «Ich fühle mich von Easyjet für dumm verkauft.»
Alternativen zum langen Anstehen
Das Check-in am Flughafen gehört häufig zu den unerfreulichsten Reiseerlebnissen. Doch es lässt sich in manchen Fällen umgehen:
- Wer am Vorabend eincheckt oder das Bahnhof-Check-in benützt, geht am Reisetag gelassen an den Warteschlangen beim Check-in vorbei (Infos und Liste der Bahnhöfe: http:// mct.sbb.ch/mct/flyrail). Doch Achtung: Auch dann sollte man für Passkontrolle, Sicherheits-Check und Weg zum Gate genügend Zeit einplanen.
- Bei diversen Fluggesellschaften - darunter Swiss und die meisten anderen Star-Alliance-Airlines - ist es möglich, zu Hause via Internet oder am Airport über Self-Service-Automaten einzuchecken. Ersteres geht nur mit elektronischen, Letzteres auch mit Papiertickets (Infos: www. swiss.com -> Informationen & Services -> Check-in).
In beiden Fällen drucken Passagiere die Bordkarte selber aus. Das Gepäck können sie an speziell bezeichneten Schaltern abgeben.