Der Internethändler Galaxus.ch gehört der Migros. Das breite Sortiment umfasst laut eigenen Angaben über 2,5 Millionen Artikel. Die Migros verkauft die gleichen Produkte auch in Deutschland (Galaxus.de) und Österreich (Galaxus.at). Dort bestellte Artikel liefert die Migros nur an Adressen in Deutschland und Österreich, nicht aber in die Schweiz.
Der K-Tipp verglich Anfang August die Preise von 50 zufällig ausgewählten Artikeln aus dem ganzen Sortiment – von der Babyflasche über die Giesskanne bis zu Alleskleber und Lippenstift. Ergebnis: Bei Galaxus.de waren am Stichtag 37 der 50 Artikel günstiger als bei Galaxus.ch, bei Galaxus.at waren es 35 Artikel. So kosteten 500 Blatt A4-Druckerpapier von HP in Deutschland Fr. 10.57, in der Schweiz aber Fr. 22.30 – also mehr als das Doppelte (siehe Tabelle im PDF). Eine Packung mit 20 Kondomen von Durex kostete bei Galaxus.de Fr. 15.39, bei Galaxus.ch aber Fr. 29.20. Das ist ein Schweiz-Zuschlag von 90 Prozent.
Auch Lindt und Calida für Deutsche billiger
Auch andere Schweizer Unternehmen schröpfen Kunden im Inland: So verkauft der Schokoladenhersteller Lindt auch Schweizer Schokolade auf Lindt.de günstiger als auf Lindt.ch. In der K-Tipp-Stichprobe waren alle 15 Produkte im deutschen Shop günstiger zu haben. 500 Gramm Lindor-Kugeln kosteten auf Lindt.de Fr. 14.13, auf Lindt.ch Fr. 18.95. Das ist über ein Drittel mehr. Lindt.de liefert nur nach Deutschland.
Der Schweizer Wäschehersteller Calida verweist Kunden im Ausland an den Internetshop Onmyskin.de. Dort bietet er sein ganzes Sortiment an. In der K-Tipp-Stichprobe kosteten 14 von 15 Artikeln bei Onmyskin.de weniger als im Schweizer Internetshop Calida.com. Den Bademantel «Cosy Shower» gabs bei Onmyskin.de für Fr. 97.43. Bei Calida.com kostete er 129 Franken.
Höhere Versand-und Einfuhrkosten
Immerhin: Von den günstigeren Preisen bei Onmyskin.de können auch Schweizer Kunden profitieren, denn Onmyskin.de liefert weltweit – auch in die Schweiz. Schweizer zahlen allerdings bei Bestellungen unter 50 Euro einen höheren Versandpreis als Deutsche und Österreicher (Euro 7.90). Und: Bei der Einfuhr in die Schweiz können zusätzliche Zollgebühren anfallen, weil die Wäsche aus Deutschland verschickt wird.
Das Gesetz verbietet es ausländischen Internetshops, Kunden auf eine Schweizer Internetseite umzuleiten – Schweizer müssen auch im Ausland bestellen können. Das Gesetz schreibt aber nicht vor, dass die Shops in die Schweiz liefern müssen. Viele Anbieter machen das nicht und zwingen Schweizer Konsumenten so, Artikel in überteuerten Schweizer Internetshops zu kaufen (K-Tipp 2/2022).
Galaxus begründet seine höheren Schweizer Preise gegenüber dem K-Tipp mit angeblich höheren Preisen der Hersteller und Zwischenhändler für in der Schweiz verkaufte Produkte sowie mit den Importzöllen. Dazu komme, dass Galaxus in der Schweiz höhere Mieten und Löhne zahle.
Lindt schreibt dem K-Tipp, man produziere die in Deutschland verkaufte Schokolade hauptsächlich in Deutschland. Das sei günstiger als in der Schweiz. Aber: Lindt verkauft auch in der Schweiz Schokolade, die in Deutschland produziert wurde. So stammen die Mini-Pralinés bei Lindt.ch laut Herkunftsdeklaration aus der Fabrik in Aachen. Im Schweizer Internetshop sind sie aber rund ein Drittel teurer.
Calida schreibt dem K-Tipp, Schweizer würden zu selten im deutschen Shop bestellen. Darum lohne sich eine direkte Auslieferung aus der Schweiz zurzeit nicht.
Eine löbliche Ausnahme ist Victorinox: Der Sackmesserhersteller verlangt im Schweizer Internetshop leicht tiefere Preise als im deutschen Shop. So kostet das Messer «Swiss Champ» in der Schweiz 89 Franken, in Deutschland Fr. 92.61. Geschäftsführer Carl Elsener sagt dem K-Tipp: «Als Schweizer Marke wollen wir, dass unsere Produkte in der Schweiz günstiger sind als im Ausland.»
Bestellungen an Adresse im Ausland
Schweizer Kunden können sich Ware etwa von Galaxus.de oder Lindt.de an eine Adresse in Deutschland liefern lassen und sie dort abholen. Oder sie können sich ihre Bestellungen durch Firmen wie Meineinkauf.ch in die Schweiz weiterleiten lassen. Das kostet aber zusätzlich. Hinzu kommt: Wer Bestellungen in ausländischen Internetshops mit einer Schweizer Kreditkarte zahlt, muss dafür bei den Kartenherausgebern mit Gebühren von 1,5 bis 2,5 Prozent des Kaufpreises rechnen («Saldo» 10/2021).