Für den «Kassensturz» hat der Umweltwissenschafter Daniel Balmer acht grosse Gartencenter besucht – drei Grossgärtnereien sowie Do it + Garden der Migros, Coop Bau + Hobby, Jumbo, Obi und Landi. Mit der Stichprobe wollte der «Kassensturz» klären, wie gut die Kunden im Hinblick auf einen möglichst naturnahen Garten beim Kauf von Blumen und Sträuchern beraten werden. Und: Können die Mitarbeiter Fragen zu einheimischen, insekten- und vogelfreundlichen Pflanzen kompetent beantworten?
Ergebnis: Viele Verkäufer hatten von Botanik und ökologischen Zusammenhängen wenig oder keine Ahnung. Sie wiesen nicht darauf hin, unter welchen Bedingungen und an welchem Standort Pflanzen am besten gedeihen.
Kein Warnhinweis auf Neophyten
Der gröbste Fauxpas: In der Landi und bei Obi wurden dem Experten invasive Neophyten empfohlen – eingeschleppte Pflanzen, die einheimische Arten gefährden. Solche Pflanzen sind bei Naturgärtnern verpönt und teils auch verboten (siehe unten «Tipps»). Laut Daniel Balmer müssten Neophyten zumindest mit einem entsprechenden Warnhinweis gekennzeichnet sein. Das war bei der Landi nicht der Fall.
Gut war die Beratung hingegen in den drei Grossgärtnereien Zulauf in Schinznach AG, Schwitter in Inwil LU und Wyss in Zuchwil SO. Mit einer Ausnahme empfahlen die Verkäufer nur einheimische Pflanzen für einen naturnahen Garten.
Landi und Obi versprechen, die Ausbildung des Personals werde künftig intensiviert.
Tipps: So fühlen sich Vögel und Insekten im Garten wohl
Ein naturnaher Garten mit einheimischen Pflanzen schafft Lebensräume für Insekten und Vögel.
Bei Gemüse, Blumen, Gebüsch und Bäumen wenn immer möglich einheimische Arten berücksichtigen. So ist gewährleistet, dass für die Tiere genügend Futter vorhanden ist.
Verzichten Sie auf chemische Hilfsmittel wie Dünger und Pestizide sowie auf Torfprodukte.
Je nach Standort und vorhandenem Platz möglichst viele unterschiedliche Lebensräume schaffen: Blumenwiese, artenreiche Trocken- oder Feuchtwiese, Gebüschgruppe, Hecke mit Dorn- und Beerensträuchern, einheimische Kletterpflanzen an Hausfassade und Pergola, Hochstamm-Obstbäume, Blumenbeete mit Wildstauden, Tümpel und Teiche, Sand-, Kies- oder Steinhaufen, Asthaufen, Trockenmauer, Komposthaufen und begrünte Zäune.
Die Gartenwiese zumindest teilweise nicht mähen. So können Pflanzen aussamen und den Insekten lange als Nahrung dienen.
Keine eingeschleppten Arten anpflanzen
Die Goldrute ist wegen ihrer dunkelgelben Blüten eine beliebte Gartenpflanze. Doch sie zählt zu den invasiven Neophyten. Das sind eingeschleppte Pflanzen, die sich stark verbreiten und einheimische Arten gefährden. Sie können für Menschen sogar gefährlich sein. Laut Gesetz ist es verboten, folgende invasive Neophyten anzupflanzen: Aufrechtes Traubenkraut, Staudenknöterich, Riesenbärenklau, Drüsiges Springkraut, Himalaja-Knöterich, Japanischer Staudenknöterich, Essigbaum sowie Kanadische und spätblühende Goldrute. Gesetzlich nicht verboten, aber heikel sind folgende Pflanzen: Falsche Akazie, Gewöhnliche Jungfernrebe, Kirschlorbeer, Götterbaum, Sommerflieder, Topinambur und Vielblättrige Lupine.
So bekämpft man invasive Neophyten im Garten: Einzelpflanzen ausreissen oder ausgraben. Wenn möglich die Bestände entfernen, solange sie noch klein sind. Oft muss man dies während mehreren Jahren wiederholen, da die Pflanzen nachwachsen. Neophyten sollte man mit dem normalen Kehricht entsorgen.