Die Gasrechnung allein für letzten Februar belief sich auf rund 850 Franken. Alois Studer fand das ziemlich teuer: «Wie kann das sein? Stimmen die angewendeten Tarife?», fragte sich der Rentner und verglich die Rechnung mit älteren Rechnungen. Dabei stellte er fest: Die Gasversorgung Romanshorn TG hatte früher mit einem tieferen Umrechnungsfaktor kalkuliert.
Der Umrechnungsfaktor bestimmt, wie viele Kilowattstunden (kWh) Energie pro geliefertem Kubikmeter Erdgas in Rechnung gestellt werden. Denn gemessen wird der Gasverbrauch von den Lieferanten in Kubikmetern, die Rechnung basiert jedoch auf Kilowattstunden.
In Romanshorn galt während Jahren ein fixer Umrechungsfaktor von 10,5. Im Februar betrug dieser auf Studers Abrechnung aber 11,269. Das ergab für die 330 gelieferten Kubikmeter Gas eine zu bezahlende Energiemenge von 3719 kWh. Mit dem alten Faktor wären es nur 3465 kWh gewesen. Studer hätte so allein für den Februar fast 60 Franken weniger zahlen müssen.
Die Gasversorgung Romanshorn schreibt, bei der Bestimmung des Umrechnungsfaktors spiele unter anderem der Brennwert des Gases eine zentrale Rolle. Und dieser hänge von der konkreten Gas-Zusammensetzung ab: «Beispielsweise haben Butan und Propan einen deutlich höheren Brennwert als Methan.»
Je nach Gas-Mix höhere Rechnung
Daraus folgt: Ändert sich die Zusammensetzung des bezogenen Gases, variiert auch der Brennwert – und damit der Umrechnungsfaktor. Die Gasversorgung Romanshorn erhält nach eigenen Angaben den jeweils aktuellen Brennwert von ihren Gaslieferanten monatlich mitgeteilt. Darum passt sie ebenfalls monatlich den Umrechnungsfaktor für die Abrechnungen an.
K-Tipp-Recherchen zeigen: Die meisten Haushalte im Gebiet der Gasversorgung Romanshorn dürften seit der Einführung der neuen Abrechnungsmethode höhere Rechnungen erhalten haben, als dies bei Weiterführung des fixen Umrechnungsfaktors 10,5 der Fall gewesen wäre. Auch bleibt ihnen nichts anderes übrig, als darauf zu vertrauen, dass der in Rechnung gestellte Faktor jeweils auf dem korrekten Brennwert des gelieferten Gasgemischs basiert. Nachprüfen können sie das nicht.
Nicht alle Gaswerke haben umgestellt
Laut Nadja Rohrer, Sprecherin der Gasversorgung Romanshorn, entspricht die neue Abrechnungsmethode «dem Branchenstandard». Tatsächlich passen viele Gasversorger in der Schweiz die Umrechnung von Kubikmetern in Kilowattstunden an, wenn sich die Gasbeschaffenheit ändert.
Einige verwenden aber nach wie vor einen fixen Umrechnungsfaktor, wie ein Blick auf die Internetseiten mehrerer Versorgungsbetriebe ergab.
Der K-Tipp wollte vom Verband der Gasindustrie wissen: Wie viele der über 100 Gaslieferanten in der Schweiz rechnen den Verbrauch ihrer Kundschaft mit variierenden Umrechnungsfaktoren ab? Und ist es typisch, dass der Wechsel von einem fixen zu einem variablen Faktor den meisten Kunden höhere Rechnungen beschert? Die knappe Antwort: Der Verband führe keine Statistik über die angewandten Umrechnungsfaktoren und gebe diesbezüglich auch keine Empfehlungen ab: «Preispolitik und -berechnung liegen in der Verantwortung der Gasversorger.»
Sinkt Ihr Gaspreis? Schreiben Sie uns
Seit Sommer letzten Jahres ging der Grosshandelspreis, zu dem Gaswerke an der Energiebörse ihr Gas einkaufen, deutlich zurück. Gaswerke zahlten Ende August 2022 für eine Megawattstunde, bei Einkauf drei Monate vor der Lieferung, 346 Euro. Zum Vergleich: Mitte Mai dieses Jahres waren es nur noch rund 35 Euro.
Geben die Gaswerke, die mehrheitlich Städten und Gemeinden gehören, die tieferen Einkaufspreise an ihre Kunden weiter? Zahlen Konsumenten heute also weniger für ihr Gas als letzten Herbst – und falls ja: wie viel weniger?
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