Die SBB haben alle ihre gefährlichen Übergänge saniert, wie das Bundesamt für Verkehr bestätigt. 55 Privatbahnen hingegen sind damit noch im Verzug. Immer wieder kommt es auf ungesicherten Bahnübergängen zu Unfällen.
Ein besonders tragisches Beispiel: Im August 2014 stiess in Wolfenschiessen NW ein Zug der Zentralbahn mit einem Kleinbus zusammen: Drei Touristen starben, fünf wurden schwer verletzt. Dieser Unfall hätte verhindert werden können: Das Projekt für die Installation einer Barriere lag bereits auf dem Tisch. Doch das Nidwaldner Parlament hatte den Kredit aus Spargründen zunächst abgelehnt.
Laut Bundesamt kam es 2012 bis 2015 in der Schweiz bei Bahnübergängen insgesamt zu 58 Unfällen mit 26 Toten. Ein Teil der Übergänge war noch nicht saniert.
Ein Bahnübergang ist laut Definition des Bundesamts gefährlich, wenn Barrieren, Blinklichtanlagen oder eine ausreichende Signalisation fehlen. Ende 2014 hätten eigentlich alle heiklen Übergänge saniert sein sollen – so stehts in der Eisenbahnverordnung des Bundes.
Die Regierung verlängerte aber die Frist, weil viele Bahnbetreiber mit der Sanierung im Verzug waren. Das Bundesamt für Verkehr versichert dem K-Tipp: Alle Bahnen hätten inzwischen ein Baugesuch für die Sanierung ihrer Bahnübergänge eingereicht. Liegt eine rechtskräftige Baubewilligung des Bundesamts vor, muss die Sanierung innerhalb eines Jahres erfolgen.
Das Problem: Gegen die Baubewilligung kann beim Bundesverwaltungsgericht Beschwerde erhoben werden. Einige Fälle wurden sogar bis ans Bundesgericht weitergezogen. Die Sanierung ist so für Jahre blockiert.
Heikle Übergänge: 174 noch nicht saniert
Zudem gibt es Bahnübergänge, die etwa im Zusammenhang mit einem Strassenprojekt des Kantons saniert werden: Die Umsetzung kann so ebenfalls länger dauern. Zieht sich eine definitive Sanierung über mehrere Jahre in die Länge, muss die Bahn eine Zwischenlösung präsentieren. Als häufigste Massnahme fahren die Bahnen dann in den gefährlichen Abschnitten mit reduzierter Geschwindigkeit, wie das Bundesamt auf Anfrage erklärt.
Anfang dieses Jahres gab es in der Schweiz noch 380 Übergänge, die den Vorschriften nicht entsprachen: Davon wurden von Januar bis Oktober einige definitiv saniert. Genaue Zahlen erhebt der Bund erst Ende Jahr. Die Recherche des K-Tipp hat gezeigt: Von den noch zu sanierenden Bahnübergängen sind aktuell mindestens 174 noch nicht fertig. Beispiele:
Appenzeller Bahnen: 131 Bahnübergänge sind noch nicht saniert. Seit 2015 gab es laut der Bahn drei Unfälle auf Bahnübergängen des Streckenetzes.
Rhätische Bahn (RhB): Acht Bahnübergänge sind noch nicht gesetzeskonform. Vier davon sollen 2017 saniert werden. In den letzten Jahren gab es laut RhB zwei Unfälle auf ungesicherten Bahnübergängen.
BLS: Sechs Bahnübergänge sollen 2017 saniert werden. Einsprachen verzögern die Realisierung.
Wynental- und Suhrentalbahn: Elf Bahnübergänge sind noch nicht saniert, sechs davon werden erst 2017 fertiggestellt. Auf ungesicherten Übergängen gab es seit 2008 drei Todesfälle und mehrere Kollisionen mit Blechschaden.
Aare Seeland mobil: Ende 2016 sollen bis auf eine einzige Ausnahme die noch verbleibenden 18 gefährlichen Bahnübergänge saniert sein.