Schock für Jacqueline Schwaller: Sie will in Bellach bei Solothurn aus ihrem parkierten Auto aussteigen, da knallt es: Der Seitenairbag ihres sechsjährigen Renault Clio ist unverhofft losgegangen. Schwaller erleidet Prellungen am Oberschenkel und hat tagelang Kopfschmerzen.
Airbag-Test im Dynamic Test Center in Vauffelin bei Biel: Im Auftrag von Kassensturz wird ein VW Golf mit Baujahr 96 gegen eine Betonwand gefahren. Schon ein Aufprall mit 13 km/h löst den Luftsack aus. Das dürfte nicht sein. Raphael Murri vom Dynamic Test Center (DTC): «Moderne Systeme würden eine solche Kollision nicht als gravierend interpretieren, die Airbags würden nicht zünden.»
Denn neuere Fahrzeuge sind mit bis zu 40 Sensoren ausgerüstet. Sie berechnen die Heftigkeit einer Kollision exakter und lösen zudem nur jene Luftsäcke aus, die bei einem Unfall Schlimmeres verhindern sollen. Denn Airbags können gefährlich sein: Sie sind – anders, als die Werbung vorgaukelt – keine flauschigen Luftkissen, die eine sanfte Landung garantieren. Der Sicherheitssack entfaltet sich, von einer Sprengstoffladung aufgeblasen, mit einem Riesenknall und schiesst mit 250 km/h aus seinem Versteck.
Airbag: Ungeschoren kommt keiner davon
Zwar sind Fehlauslösungen von Airbags auch bei älteren Fahrzeugen laut Murri sehr selten. Wer aber mit einem explodierenden Airbag Bekanntschaft macht, kommt kaum ungeschoren davon: Typische Verletzungen sind insbesondere Prellungen, Knochenbrüche, Gehörschäden, Schürfungen und Verbrennungen.
Es kann aber noch schlimmer kommen – dann nämlich, wenn sich beispielsweise Beifahrer im Auto hinfläzen, der Austrittsbereich der Airbags durch eine zu nahe Sitzposition oder Gegenstände verstellt ist.
Deshalb gilt:
-Sich bei aufrechter Rückenlehne korrekt hinsetzen. Den minimalen Abstand von Oberkörper zu Front-Airbag von 25 cm nicht unterschreiten. Auf keinen Fall Beine auf das Armaturenbrett hochlegen.
-Weder Mobiltelefon-Halter noch Kleiderbügel noch andere Gegenstände im Austrittsbereich von Airbags befestigen.
-Sich anschnallen – auch auf dem Rücksitz. Airbags sind kein Ersatz für Sicherheitsgurten.
-Wenn Sie Kleinkinder auf dem Beifahrersitz in der Babyschale transportieren: Beifahrer-Airbag deaktivieren (siehe auch K-Tipp 3/06) – und danach wieder aktivieren: Denn korrekt funktionierende Airbags können Leben retten.
Hinweise auf Defekte – seis vom elektronischen Warnsystem des Autos, seis auf der Rückrufliste der Auto-Industrie (www.auto-schweiz.ch->Rückrufe) – sollte man auf jeden Fall ernst nehmen.