Der Rückruf der schwedischen Transportsysteme-Firma Thule hatte es in sich: Der Dachveloträger Sprint Nr. 569000 sei unsicher, weil die Klemmvorrichtung versagen könne. Es bestehe die Gefahr, dass sich das Velo während der Fahrt vom Autodach löse, so Thule. Die Firma forderte dazu auf, den Fahrradträger auszutauschen. Zugleich stoppte sie den Verkauf der Sprint-Veloträger sofort.
Vor dem Thule-Sprint-Dachträger warnte Mitte Juni auch der K-Tipp: In der Rubrik «Gefährliche Produkte» stand die Meldung prominent an erster Stelle (K-Tipp 12/2016). Auch das Eidgenössische Büro für Konsumentenfragen informierte darüber. Rund drei Monate später wurden die Dachträger immer noch zum Kauf angeboten.
Schnalle locker am Klettergurt
Der K-Tipp fand die fehlerhaften Dachveloträger gleich bei zwei Internethändlern in der Schweiz. Bei Velo-Direct.ch konnte er das Produkt für 299 Franken problemlos bestellen und beziehen. Shop-Inhaber Willi Felix sagt dazu, er sei von Thule über den Rückruf nicht informiert worden. Den Träger werde er nicht mehr verkaufen – «aber nicht wegen des Rückrufs, sondern weil er sehr teuer ist und daher einfach nicht läuft».
Der Thule-Dachträger ist kein Einzelfall: Vor rund drei Monaten schlug der englische Hersteller von Kletterausrüstung, Wild Country, Alarm. Bei seinen Syncro-Klettergurten aus der Produktion des laufenden Jahres gebe es Fehler: Eine der Hüftgurtschnallen könne ins Rutschen geraten. Laut Wild Country mussten diese Gurte sofort aus dem Verkauf genommen werden.
Trotzdem konnte der K-Tipp Syncro-Klettergurte bei Bergzeit.ch kaufen. Die Frage, warum er das zurückgerufene Produkt noch immer im Sortiment führe, beantwortete der Händler nicht.
Vom Rückruf nichts gewusst
Weitere Beispiele für wirkungslose Rückrufe: Ende Juni publizierte das europäische Schnellwarnsystem Rapex den Rückruf eines Laufgitters der Marke Baby Vivo. Beim Öffnen der Türe könnten Kinder ihre Finger einklemmen. Und doch hatte das Internetgeschäft Gut-Kaufen.ch das Baby-Vivo-Laufgitter (Produkte-Nr. 34534523) Anfang September noch immer im Sortiment. Auf Anfrage des K-Tipp sagte der Shop-Betreiber, er habe vom Rückruf bis jetzt nichts erfahren. Er werde das Laufgitter aber ab sofort nicht mehr verkaufen.
Der Elektronik-Händler PC-Ostschweiz.ch wiederum verkaufte ein Gerät, das vor Kohlenmonoxid warnen sollte. Laut Rapex reagierte das Gerät aber beim Entweichen von Kohlenmonoxid nicht schnell genug und wurde zurückgerufen. Denn das farb-, geruch- und geschmack-lose Gas ist giftig. Erst auf Hinweis des K-Tipp nahm PC-Ostschweiz.ch das Gerät aus dem Sortiment.
Vor dem Kauf Rückrufe checken
Prüfen Sie vor Bestellungen im Internet, ob ein Produkt zurückgerufen wurde. Der K-Tipp warnt in seiner Rückruf-Rubrik immer wieder vor gefährlichen Produkten. Dabei werden stets auch Auszüge der Rückrufe von europäischen Behörden publiziert. Diese veröffentlichen jede Woche im Internet eine neue Rückrufliste (zu finden unter http://ec.europa.eu/consumers/index_en.htm ! Consumer safety ! Rapid Alert System for dangerous non-food products ! Weekly report listings).