Viele Eltern kennen das Problem: Das Kind schnallt sich während der Fahrt ab, weil der Gurt drückt. Oder die Mitfahrer auf dem Rücksitz haben kaum Platz neben den Kindersitzen.
Für solche Fälle gibt es Kindersitz-Zubehör. Gurtschlossabdeckungen oder Brustclips sollen verhindern, dass sich Kinder abschnallen können oder ungewollt aus dem Gurt schlüpfen.
Polster, Gurtführungshilfen und Adapter sollen den Sitzkomfort für Kinder oder für die anderen Mitfahrer auf den Rücksitzen erhöhen. Und sie sollen verhindern, dass der Autogurt am Hals des Kindes verläuft und es würgt.
Der Touring Club Schweiz (TCS) hat solche Produkte unter die Lupe genommen. Fazit: Viele sind unnötig, einige gar gefährlich und verboten.
Polster, Gurtführungshilfen und Adapter
Gurtpolster und dreieckige Gurtmanschetten
Sie umfassen den Autogurt, verändern seine Führung und halten ihn so vom Hals fern.
Fazit: Gefährlich
Die dreieckige Gurtmanschette kann den Beckengurt nach oben ziehen und bei einem Aufprall zu inneren Verletzungen führen. Besser ist ein Kindersitz mit Rückenstütze, weil diese den Fahrzeuggurt auf der Mitte der Schulter positioniert.
Gurtschlossverlängerung
Ein separates Gurtschloss, das ins Auto-Gurtschloss gesteckt wird. Bei drei Personen auf den Rücksitzen soll es das Anschnallen des Kindes erleichtern.
Fazit: Illegal
Die Anforderungen an die Fahrzeuggurte sind damit nicht mehr erfüllt. Bei einem Unfall könnte zudem das Fahrzeuggurtschloss brechen und den Gurt lösen.
Lifehammer Sicherheitsgurtführung
Ein Karabiner, der den Diagonalgurt bei Sitzerhöhungen an die Schulter legt, damit er nicht mehr in den Hals einschneidet.
Fazit: Nicht empfehlenswert
Die zusätzliche Gurtführung kann zu einer Veränderung der Gurtkräfte führen. Ein Kindersitz mit Rückenstütze ist besser.
Gurtschlossabdeckungen und Brustclips
Storchenbeck Auto Beltlock Stop
Für Sitze, die mit Hilfe des Autogurtes montiert -werden. Die Kunststoffkappe wird über das Gurtschloss des Autos gesteckt und verdeckt die Lösetaste. Das Kind kann sie nicht drücken und den Gurt nicht lösen. Dieser lässt sich nur durch einen schmalen Schlitz öffnen.
Fazit: Unnötig und unzulässig
Meistens haben Autos Gurtwarneinrichtungen. Sie informieren Fahrer, wenn sich ein Kind abschnallt. Ein Gurt muss sich im Notfall durch ein einziges Drücken öffnen lassen. Das ist hier nicht der Fall.
Buckle-upp Gurtschlosssicherung
Sie deckt das Gurtschloss des Kindersitzes ab und wird per Klettverschluss daran befestigt. So sollen Kinder die Lösetaste nicht mehr erreichen können.
Fazit: Unzulässig
Das System erschwert dem Kind zwar das Abschnallen, ganz verhindern kann es das aber nicht – vor allem bei etwas grösseren Kindern. Auch hier kann man das Kind im Notfall nicht durch ein einziges Drücken aus dem Kindersitz befreien.
Zusatz-Brustclips
Sie sollen verhindern, dass das Kind mit den Armen herausschlüpft.
Fazit: Nicht empfehlenswert
Die Hosenträgergurten von Kindersitzen sind im Brustbereich oft gepolstert. Deswegen muss der Brustclip im unteren Bereich der Gurte montiert werden. Die tiefe Montage reduziert den Nutzen, erschwert das Anschnallen und kann auf den Bauch drücken.
5 Point Plus Anti Escape System
Das sind Klettverschluss-Polsterungen, die die -Lücken im Gurtsystem von Kindersitzen schlies-sen. Dadurch kann das Kind die Arme nicht mehr aus den Gurten ziehen.
Fazit: Unbedenklich
Das System erschwert dem Kind das ungewollte Abschnallen. Komplett verhindern kann es das jedoch nicht – vor allem bei etwas grösseren Kindern.
Einige Kindersitze enthalten Schadstoffe
Der TCS hat 20 Kindersitze für verschiedene Altersklassen auf Sicherheit, Bedienung, Ergonomie und Schadstoffe getestet. Folgende elf Modelle erhielten die Note «sehr empfehlenswert»:
- Swandoo Albert + i-Size Base
- Swandoo Albert
- Bugaboo Turtle + Base
- Peg Perego Primo Viaggio i-Plus
- Jané Koos i-Size R1 + iPlatform
- Bugaboo Turtle
- Jané Koos i-Size R1
- Jané iMatrix + iPlatform
- Joie i-Spin 360
- Besafe iZi Kid X3 i-Size
- GB Everna Fix
Vier Kindersitze sind wegen ihres hohen Schadstoffgehalts «nicht empfehlenswert»: Der «Uppababy Mesa i-Size» und «Uppababy Mesa i-Size + i-Size Base» enthalten in ihrem Bezugsstoff das giftige Flammschutzmittel TCPP. Beim «Hauck iPro Baby» und dem «Hauck iPro Baby + iPro Base» fanden Experten zu viel Naphthalin. Der flüchtige Stoff steht gemäss Bundesamt für Gesundheit im Verdacht, krebserregend zu sein. Naphthalin kann über Mund, Nase und Haut aufgenommen werden.
Sowohl den Seiten- als auch den Frontalaufprall-Test bestanden alle 20 Sitze. Der «Hauck iPro Baby + iPro Base» kam beim Frontalaufprall aber sehr nahe an die Belastungsgrenze. Er hielt den Dummy zwar noch zurück, löste sich beim Test aber teilweise von seiner Isofix-Basishalterung. Einen besseren Schutz bot der Sitz, wenn er ohne Basis mit dem Fahrzeuggurt befestigt wurde.
Die detaillierten Testergebnisse sind zu finden auf www.tcs.ch " Testberichte & Ratgeber " Testberichte " Kindersitze " Kindersitze im TCS-Test