Ausgewogen, vielschichtig und intensiv: Die degustierten Amarone-Rotweine sorgten bei der Fachjury mehrheitlich für zufriedene Gesichter. Die Experten prüften zwölf Vertreter des beliebten italienischen Rotweins in einer Blinddegustation. Häufigster Kritikpunkt: der zum Teil etwas dominante Geschmack nach Alkohol.
Insgesamt neun Flaschen erreichten eine gute Bewertung. An der Tabellenspitze mit je 15,6 von maximal 20 Punkten liegen einer der günstigsten und einer der teuersten Weine: der «San Zenone» für Fr. 14.49 aus dem Aldi und der «Marne 180» für 45 Franken aus der Vinothek Brancaia. Beide Flaschen zeigten typische Merkmale eines klassischen Amarone: ein kräftiger Rotwein mit einer guten Struktur und einer leichten Bitterkeit, dazu viele unterschiedliche Aromen – von dunklen Beeren über Nüsse bis zu Zimt und Schokolade. Bei den anderen als gut bewerteten Weinen sind die Preisunterschiede ebenfalls gross.
Zum Teil untypische Aromen
Drei Flaschen im Bereich zwischen 25 und 45 Franken erzielten nur eine genügende Bewertung: Der «Palazzo Maffei» aus dem Coop hatte laut Jury wenig Geschmack, der «Il Lussurioso» von Caratello Weine etwas bittere Gerbstoffe. Und der Amarone «Tommasi» von Martel fiel wegen zum Teil untypischer Aromen auf.
Caratello Weine zeigt sich über die Bewertung seines Amarone erstaunt. Der Verkäufer vermutet, dass eine fehlerhafte Flasche für das mässige Ergebnis verantwortlich ist. Die anderen Händler kommentierten die Degustation nicht.
Amarone-Weine stammen aus dem norditalienischen Anbaugebiet Valpolicella nördlich von Verona. Sie bestehen aus den lokalen Rebsorten Corvina, Rondinella, Corvinone und Molinara.
Traube wird während Monaten getrocknet
Trauben für den Amarone werden möglichst reif und schonend geerntet und vor dem Keltern mehrere Monate lang getrocknet. Der Wasserverlust führt zu einer Konzentration der Inhaltsstoffe. Im Idealfall entsteht so ein kraftvoller, aromatischer und eleganter Wein.
Die Fachjury des K-Tipp
Die Jury hat die Weine wie immer blind degustiert und anhand der gebräuchlichen 20-Punkte-Skala benotet. Für den K-Tipp degustierten folgende Experten:
- Hans Georg Babits, Weinakademiker, Académie du vin
- Ursula Geiger, Wein- und Genussjournalistin
- Benjamin Herzog, Chefredaktor des Genussmagazins «Fallstaff Schweiz»
- Andrin C. Willi, Gastro- und Weinjournalist
- Eva Zwahlen, Weinjournalistin