Bei Schweizer Billigbieren ist oft unklar, woher sie stammen. Viele tragen Namen, die geradezu urschweizerisch klingen: St. Gotthard, Gletscherbräu, Anker oder gar 1291. Doch welche Brauerei das Bier produziert hat, erfährt man nicht.
Auf der Dose des Prix-Garantie-Biers von Coop zum Beispiel heisst es lediglich «hergestellt in Deutschland». Auf Anfrage des K-Tipp sagt Coop nur: «Wir kommunizieren keine Details zu den Lieferanten unserer Eigenmarkenprodukte.»
Prix-Garantie-Bier: Made in Germany
Um dem Hersteller des Coop-Biers auf die Spur zu kommen, konsultierte der K-Tipp die deutsche Aussenhandelsstatistik. Bekannt ist, dass Coop sein Prix-Garantie-Bier seit 2013 in Deutschland produzieren lässt. Die Statistsik zeigt: Im deutschen Bundesland Saarland stieg Anfang 2013 die Menge des in die Schweiz exportierten Biers massiv an: von rund 250 Tonnen auf durchschnittlich 1200 Tonnen pro Monat.
Im Saarland gibt es primär eine Brauerei, die für Dritte braut: Karlsberg in Homburg. Im Internet hält Karlsberg fest: «Das Markengeschäft wird ergänzt durch Lohnproduktion, insbesondere für internationale Kunden.» Ein Brancheninsider bestätigt, dass Karlsberg für Coop das Prix-Garantie-Bier produziert – mit einem Unterbruch 2016 und 2017.
Auch Aldi, Denner, Lidl und Spar machen um die Brauerei ihrer Eigenmarkenbiere ein Geheimnis. Sie gaben dazu gegenüber dem K-Tipp keine Auskunft. Nur die Landi und Volg legen offen, dass ihre Biere bei der Ramseier AG in Hochdorf LU gebraut werden. Alle drei Unternehmen gehören zum Berner Agrarkonzern Fenaco. Ramseier ist bekannt für Obstsäfte, gehört gleichzeitig aber auch zu den grössten Bierproduzenten in der Schweiz.
Laut Ramseier werden in Hochdorf jährlich rund 34 Millionen Liter Bier gebraut. Pro Stunde könnten 25'000 Dosen abgefüllt werden.
Viele Biere stammen aus Hochdorf LU
Es überrascht deshalb nicht, dass Ramseier weitere grosse Kunden hat. Branchenkenner und teilweise firmeninterne Dokumente bestätigen: Aldi, Denner, Lidl und Spar lassen ihr Biere in Hochdorf brauen. Das bedeutet: Die meisten Eigenmarkenbiere stammen von Ramseier.
Unterschiede gibt es bei den Preisen. Die Landi verkauft ihr Lagerbier Farmer hell für 60 Rappen pro Dose. Bei Aldi, Denner und Lidl kosten günstige Eigenmarken 75 Rappen pro Dose, bei Spar zahlt man Fr 1.10 und bei Volg Fr 1.–.
Laut Ramseier weichen die Rezepturen der Biere voneinander ab, die Händler könnten Wünsche anbringen.
Mit Feldschlösschen in Rheinfelden AG stellt ein weiterer grosser Schweizer Brauer Bier «verdeckt» her: das «1291» (Denner) und das «Anker» (Coop).
Diese Biere gibt es im Multipack regelmässig mit 50 Prozent Rabatt. Sie sind damit teilweise noch günstiger als andere Eigenmarken – ebenso im Vergleich zum Markenbier von Feldschlösschen. Die Brauerei sagt dazu, die Eigenmarkenbiere hätten andere Rezepturen als Biere der Marke Feldschlösschen.
Für Kunden ist es ärgerlich, dass die Verkäufer bei Bieren den Hersteller oft nicht nennen. Doch das Gesetz lässt dies zu: Gemäss Lebensmittelverordnung müssen auf Getränken lediglich der Name oder die Firma sowie eine Adresse des Unternehmens stehen, welches das Lebensmittel «herstellt, einführt, abpackt, umhüllt oder abgibt».
Brauereien wollen teure Marken schützen
Eine Mitarbeiterin einer Bierbrauerei in Deutschland erklärt gegenüber dem K-Tipp, weshalb nicht nur die Hersteller, sondern auch die Brauereien nicht gern über Partnerschaften sprechen: «Keine Brauerei will die eigene Marke konkurrenzieren, die einiges teurer ist.»