Wer seine Geldanlagen über eine Bank bewirtschaftet, wird häufig arg zur Kasse gebeten: Depotgebühren, Kauf- und Verkaufskommissionen, Kosten der Fonds und anderer Produkte, Preise von Paket- oder Mandatslösungen – sie alle schlagen schnell einmal mit 1,5 Prozent der Anlagesumme zu Buche. Jedes Jahr. Hohe Kosten schmälern aber meist die Rendite.
Geld anlegen kann auch viel günstiger sein. Eine Möglichkeit sind Internet-Plattformen. Sie funktionieren ohne teure Bankfilialen und Berater. Zudem setzen sie ETFs ein (Exchange Traded Funds), also günstige börsenkotierte Indexfonds. So lassen sich die Gesamtkosten schon ab kleinen Investitionssummen auf weniger als 1 Prozent pro Jahr drücken (siehe Anhang).
Roboter kontrolliert das gewählte Risiko und macht Anlagevorschläge
Das VZ Vermögenszentrum bietet nebst anderen auch ein solches Anlagemodell an: «Anlegen mit ETF». Es existiert seit 2011. Anders als das VZ ist die Firma True Wealth eine reine Online-Plattform und seit Herbst 2014 auf dem Markt. Die Glarner Kantonalbank stieg Anfang 2015 mir ihrem «Investomat» ein.
Im Kern gleichen sich die drei Plattformen. Kauf und Verkauf geschehen über das Internet, vollständig automatisiert. Ein Beraterkontakt ist zwar möglich, aber nicht nötig. Es ist, als ob auf der anderen Seite ein Roboter im Einsatz wäre. Er nimmt die persönlichen Daten auf, unterbreitet Anlagevorschläge, investiert das Geld und kontrolliert das Risiko gemäss den Vorgaben. Anweisungen werden sekundenschnell ausgeführt. Nur die Vertragsunterzeichnung und die persönliche Identifikation bei Eröffnung des Kontos sind noch nicht per Internet möglich.
Die Plattformen erheben eine Verwaltungsgebühr. Mit ihr sind abgedeckt: die Investition von Neugeldern, Kauf und Verkauf der eingesetzten Fonds, Depotgebühr und Rückzug des Geldes. Dazu kommen diejenigen Kosten, die den eingesetzten Fonds von den Herausgebern direkt belastet werden (Stichworte: TER, laufende Kosten; siehe Tabelle).
Ein weiterer Vorteil: Man kann die Geldanlage anonym durchspielen, ohne schon Kunde zu sein. Am Anfang steht immer ein Fragenkatalog, der z. B. die geplante Investitionssumme, Einkommens- und Vermögensverhältnisse, Anlagehorizont und Risikoappetit auslotet. Aufgrund dieser Antworten erstellt der Computer einen auf den Interessenten bzw. Kunden zugeschnittenen Anlagevorschlag.
Das Geld wird standardmässig breit gestreut, und zwar auf verschiedene Anlageklassen und Länder bzw. Regionen. Für jede Anlageklasse wählt der Roboter passende ETFs, die jeweils – wie bei Fonds üblich – viele Einzeltitel enthalten.
Alle drei Plattformen überwachen zudem die Portfolios und greifen korrigierend ein, wenn sie sich von den Vorgaben zu weit entfernen.
Beispiel: Der Anleger wählt ein mittleres Risiko mit ca. 50 Prozent Aktien. Wenn diese nun viel besser laufen als andere Anlageklassen, kann es passieren, dass der Aktienanteil auf 60 und mehr Prozent steigt, womit das Portfolio zu risikoreich wird. Das Umgekehrte träfe zu, wenn die Aktienbörsen einbrächen. Deshalb findet von Zeit zu Zeit ein sogenanntes Rebalancing statt: Aktien und Co. werden auf ihre Zielgrössen zurückgeführt. Das verursacht keine zusätzlichen Kosten. Der Anlagevorschlag lässt sich auch jederzeit gratis abändern. So kann man unter anderem den Anteil der Aktien am gesamten Portfolio senken oder erhöhen. Oder die Gewichtung von Schweizer und ausländischen Anlagen verschieben.
Wer geübt ist im Umgang mit dem Internet, hat – technisch gesehen – mit Online-Plattformen keine Probleme. Etwas anderes ist die Anlageseite. Zwar können auch Finanzlaien die Plattformen nutzen – allerdings ist dies ein Blindflug. Eine Gefahr stellt auch die Schnelligkeit dar: Ein, zwei Klicks, und schon ist das Geld investiert, umgeschichtet oder zurückgezogen. Das kann zu unüberlegten Entscheiden verleiten.
Tipps: So klappt der Umgang mit Anlage-Robotern im Internet
1. Internet-Plattformen sind eine Option, wenn Sie kostengünstig und eigenhändig Geld in Obligationen, Aktien und andere Wertschriften investieren möchten – vergleichbar mit einer Geldanlage aufgrund einer einfachen Beratung in einer Bank.
2. Nutzen Sie Online-Plattformen nur, wenn Sie zumindest Grundkenntnisse über Obligationen, Aktien, ETFs und andere Begriffe haben, die auftauchen. Oder wenn Sie sich diese Kenntnisse aneignen wollen. Die Plattformen machen zwar Anlagevorschläge, doch Entscheide und Hauptverantwortung liegen bei Ihnen.
3. Die Plattformen zeigen für jede Anlagevariante, wie hoch das jeweilige Renditepotenzial in den kommenden Jahren und Jahrzehnten sein könnte. Bedenken Sie, dass diese Angaben auf Erfahrungswerten aus der Vergangenheit beruhen. Die Zukunft kann ganz anders aussehen.
4. Schauen Sie ab und zu rein. Vielleicht gibt es Neuigkeiten über die eingesetzten Produkte oder über die möglichen Anlagegebiete. Doch führen Sie Ihr Depot mit ruhiger Hand. Lassen Sie sich nicht von den täglichen Medienberichten ins Bockshorn jagen. Viele Anleger lassen sich von gerade vorherrschenden Stimmungen anstecken, sind mal überoptimistisch, ein anderes Mal zu pessimistisch. Dann kaufen oder verkaufen sie zur Unzeit.