Die Firma iGenea wirbt im Internet für ihre «DNA Herkunftsanalyse» , zu finden auf Igenea.ch. Eine angebliche Kundin wird dort mit dem Satz zitiert: «Ich fühle mich in vielen Ländern zu Hause. Jetzt weiss ich wieso.»
iGenea verspricht, mit ihren Gentests die geografische Abstammung von Kunden bestimmen zu können und allenfalls verwandte Prominente oder «Urvölker» wie die Wikinger in den Genen aufzuspüren. Dafür müssen Kunden der Firma einen DNA-Abstrich senden. Die DNA enthält Erbinformationen, aus denen sich auch körperliche Eigenschaften oder Krankheitsrisiken eines Kunden ablesen lassen.
Ein Basistest kostet bei iGenea 179 Franken. Dafür erhält man per Post eine Anleitung, zwei Röhrchen und Wattestäbchen, um selbständig im Mund einen Speichelabstrich vorzunehmen. Die DNA-Segmente werden darauf von iGenea mit DNA-Proben aus verschiedenen Regionen der Welt verglichen, die sich in ihrer Datenbank befinden. Der Vergleich zeigt dann, wie oft ein Teil des eigenen Erbguts bei iGenea-Kunden aus einer bestimmten Region vorkommt.
Gendaten können bei anderen Firmen landen
iGenea schickt das Genmaterial der Kunden zur Untersuchung an ein Labor des Unternehmens FamilytreeDNA im US-Bundesstaat Texas. Vorsicht: Diese Daten sind ungenügend vor kommerzieller Verwertung oder vor dem Zugriff von Behörden geschützt. Das Bundesamt für Gesundheit warnt: Proben könnten in den USA unbemerkt bei weiteren Firmen und Behörden landen.
FamilytreeDNA geriet im Jahr 2019 in die Schlagzeilen, weil die Firma zwei Millionen DNA-Profile an die US-Bundespolizei FBI weitergab – ohne richterliche Anordnung. Die Behörde wertete die Daten für Ermittlungen aus.
Wegen solcher Gefahren hat die Schweiz das Gesetz über genetische Untersuchungen beim Menschen revidiert. Seit 2022 dürfen ausschliesslich Gesundheitsfachleute wie etwa ein Apotheker einen Gentest zur Ahnenforschung veranlassen. Und die Kunden müssen informiert werden, wenn ihre DNA im Ausland landet.
Trotzdem werden Gentests in der Schweiz Konsumenten immer noch direkt angeboten. Der K-Tipp fand auf Anhieb ein halbes Dutzend Internetseiten mit solchen Angeboten: etwa unter Dna-test.ch, Myheritage.ch oder Easydna.ch. Die eingesendeten Gentests werden stets ins Ausland geschickt. Denn in der Schweiz ist kein einziges DNA-Testlabor für die Ahnenforschung zugelassen.
Laut dem Bundesamt für Gesundheit ist die Durchsetzung der gesetzlichen Vorschriften schwierig, da die Unternehmen ihren Sitz meist im Ausland haben.
Auch Gentests zur Gesundheit sind unzuverlässig
Einige Firmen versprechen Kunden, nach dem Einsenden von DNA-Proben medizinische Fragen zu beantworten. Die Tests könnten klären, wie hoch zum Beispiel das Risiko für bestimmte Krankheiten wie Alzheimer ist. Karl Heinimann, medizinischer Genetiker am Unispital Basel, zweifelt an der Zuverlässigkeit solcher Tests: «In den Verfahren werden nur kleine Ausschnitte der DNA analysiert, sogenannte Einzelnukleotid-Polymorphismen.» Eine Studie zeigte 2018, dass solche Tests eine Fehlerquote von rund 40 Prozent aufwiesen.