Wer schon Europaflüge mit Swiss ab Genf gebucht hat, weiss: Für Passagiere, die nur mit Handgepäck reisen, gibt es den Tarif «Geneva Economy Light». Ärgerlich war aber lange, dass es unmöglich war, nachträglich noch einen Koffer einzuchecken. Wer das wollte, musste zum nächsthöheren Tarif wechseln – was bei einem Retourflug schnell 100 Franken oder mehr kostete. Erst seit kurzem kann man auch mit dem Genfer «Light»-Tarif ein Gepäckstück aufgeben, und zwar am Flughafen – für 35 Franken.
Im Sommer führt Swiss auf dem europäischen Streckennetz ein neues Tarifsystem ein. Die Economy-Tarife heissen neu «Flex», «Classic» und «Light». Im «Light»-Tarif ist nur ein Handgepäck inbegriffen. Laut Swiss-Sprecherin Sonja Ptassek soll es aber möglich sein, bei Bedarf ein Aufgabegepäck dazuzubuchen. Zu welchem Preis, ist noch offen. Das Gleiche gilt für die Möglichkeit, einen bestimmten Sitzplatz zu reservieren.
Bereits inbegriffen sind Kofferaufgabe und Sitzplatzreservation im «Classic»-Tarif, der zudem Umbuchen erlaubt. Der «Flex»-Tarif schliesslich ist auch noch erstattbar. Und er berechtigt zur Platzreservation in der «bevorzugten Sitzzone» zuvorderst in der Economy-Klasse.
Bei anderen Airlines hat man es einfacher
Swiss lanciert das neue Tarifsystem parallel zu Lufthansa und Austrian Airlines. Auch Airberlin ergänzt das Angebot demnächst durch einen im Wesentlichen nur Handgepäck einschliessenden Tarif («Justfly»). Sie ziehen so mit Airlines wie Aer Lingus, Air France, Easyjet, Germanwings, KLM und Vueling gleich, die «Nur-Handgepäck»-Tarifklassen zumindest auf bestimmten Strecken schon viel früher eingeführt haben.
Wer kein Gepäck eincheckt, fliegt günstiger: Das ist fair. Will man jedoch mit grösserem Koffer reisen, machen die neuen Tarifsysteme das Buchen nicht leichter: Lohnt es sich dann, trotzdem den «Nur-Handgepäck»-Tarif zu wählen und das Aufgabegepäck dazuzubuchen? Oder ist der günstigste «Freigepäck-inklusive»-Tarif die bessere Variante? Und wie ist es, wenn man einen bestimmten Sitzplatz reservieren möchte?
Eine Faustregel gibt es nicht. Zwei Beispiele, Mitte März gebucht:
- Bei Vueling kostete der Flug Zürich–Barcelona retour (hin am 8. 5. um 9.35 h, zurück am 10. 5. um 18 h) im «Nur-Handgepäck»-Tarif «Basic» 380 Euro. Mit dazugebuchtem Koffer (26 Euro) und reserviertem Sitzplatz in den vorderen Reihen (18 Euro) stieg der Preis auf 424 Euro. 4 Euro günstiger war das Ticket im Tarif «Optima», der schon beides enthält – und dazu weitere Vorteile, etwa die Möglichkeit, ohne Aufpreis auf einen früheren Flug umzubuchen.
- Bei Easyjet zahlte man für den Flug Zürich–London Gatwick retour (hin am 8. 5. um 10.20 h, zurück am 10. 5. um 18.15 h) im «Nur-Handgepäck»-Tarif «Standard» 288 Franken. Mit dazugebuchtem Koffer (55 Franken) und reserviertem Sitz in den vorderen Reihen (24 Franken) stieg der Preis auf 367 Franken. Im Tarif «Flexi», der beides enthält, kostete der Flug mit 569 Franken klar mehr. Dafür umfasst «Flexi» noch «unbegrenzte Änderungen des Flugdatums», bevorzugtes Boarding u. a.m.
Die Beispiele zeigen: In den neuen Tarifsystemen das passende Angebot zum besten Preis zu finden, erfordert Durchhaltevermögen. Das gilt erst recht, wenn man für einen bestimmten Flug nicht nur bei einer, sondern gleich bei mehreren Airlines den Durchblick gewinnen will, um Preise vergleichen zu können.
Da dürfte mancher Passagier entnervt kapitulieren. Den Fluggesellschaften wirds recht sein.