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K-Tipp 10/2002
15.05.2002
Gewürze: McCormick ist viel teurer als andere Hersteller
Bei McCormick kosten Pfeffer, Muskat Paprika und Zimt dreimal so viel wie bei der Migros. Dabei spielen geschmackliche Unterschiede praktisch keine Rolle.
Pia Seiler pseiler@ktipp.ch
Für Menschen im Mittelalter waren Gewürze eine Kostbarkeit. Ein Pfund Muskatnuss konnte schnell mehrere ausgewachsene Ochsen kosten. Und für Pfeffer zahlte man zeitweise sogar mit Gold - mit so viel Gold, wie de...
Gewürze: McCormick ist viel teurer als andere Hersteller
Bei McCormick kosten Pfeffer, Muskat Paprika und Zimt dreimal so viel wie bei der Migros. Dabei spielen geschmackliche Unterschiede praktisch keine Rolle.
Pia Seiler pseiler@ktipp.ch
Für Menschen im Mittelalter waren Gewürze eine Kostbarkeit. Ein Pfund Muskatnuss konnte schnell mehrere ausgewachsene Ochsen kosten. Und für Pfeffer zahlte man zeitweise sogar mit Gold - mit so viel Gold, wie der Pfeffer wog.
Diese Zeiten sind längst vorbei. Gewürze sind Massenware. Weisser Pfeffer ist in der Migros für 90 Rappen pro Glas zu haben, das macht weniger als 3 Franken pro 100 Gramm.
Anbieter wie McCormick verlangen zwar nicht gleich Gold, aber das Dreifache des Migros-Preises. Teuer sind auch weitere Gewürze von McCormick, dem grössten Gewürzhändler der Welt: Zimt, Paprika und Muskat etwa kosten mehr als dreimal so viel wie bei der Migros, bezogen auf den Grammpreis der Gewürze im kleinen Glas. Auch die Gewürze von Butty (ebenfalls aus dem Hause McCormick) sowie die Coop-Eigenmarke sind deutlich günstiger als die McCormick-Gewürze.
Wie kommt das - ist der Geschmack bei McCormick auch dreimal besser? «Vom Schreibtisch aus kann ich das schwer beurteilen», sagt Fritz Albrecht, verantwortlich für McCormick Schweiz, und fügt an: «Der Inhalt des Glases rechtfertigt den Preisunterschied wohl nicht.»
Das Drumherum jedoch, «das Marketingkonzept», verteure das Produkt. Edle Verpackung, Rezeptbroschüren, Hotline für Kunden, Verkaufspromotionen, Direkt-Mailings - das schlage zu Buche. «Grossverteiler hingegen können ihre Eigenmarken anbieten», sagt Albrecht.
Zudem nehme es McCormick besonders genau bei der Qualitätskontrolle, vor allem wenn es um Schimmelpilzgifte gehe. Das beteuern allerdings auch Migros und Coop.
Für Niklaus Jaeggi, Kantonschemiker von Baselland, gehören Paprika, Pfeffer und Muskat diesbezüglich zu den «Problemgewürzen». Schimmelpilze können Pfefferkörner, Muskatnüsse und Gemüsepaprika befallen, sind von blossem Auge kaum sichtbar und durchdringen die ganze Frucht.
Besonders heikel: das Stoffwechselprodukt Aflatoxin B1. Es gilt als stärkstes Krebs förderndes Schimmelpilzgift und kann Leberkrebs verursachen. «Tierversuche haben gezeigt, dass vor allem die Aufnahme kleiner Konzentrationen über lange Zeit problematisch ist», so Jaeggi.
Das Konsumentenmagazin Saldo hat die «Problemgewürze» vor einem halben Jahr getestet. Dabei wiesen 8 von 15 Proben Spuren von Aflatoxin B1 auf. Darunter waren 2 Gewürze von Migros (Muskat und Paprika), je eines von Coop und Butty (beide Muskat) - aber keines von McCormick.
Zufall oder nicht: Tatsache ist, dass Gewürze meist auf Plantagen im Fernen Osten angebaut und mit Chemikalien besprüht werden. Gewürze können denn unter anderem auch durch Blei belastet sein. Für Kantonschemiker Jaeggi wäre deshalb eine Preisdifferenz bei Gewürzen vor allem dann gerechtfertigt, wenn sie aus kontrolliertem Bio-Anbau stammen würden.
Doch das ist weder bei Butty, Coop, Migros oder McCormick so. Bio sei bei Gewürzen «weniger ein Thema», sagt Migros-Sprecherin Susan Hoby. «Der Konsument assoziiert Gewürze grundsätzlich mit gesundem Anbau», zitiert Hoby aus einer Migros-Studie vom letzten Jahr.