Ein Babyphone soll schlafende Babys überwachen und Eltern alarmieren, wenn die Kinder aufwachen oder schreien. Moderne Geräte mit Bildschirm liefern sogar Videobilder aus dem Kinderbett. Früher waren Babyüberwachungsgeräte nichts anderes als simple Funkgeräte. Heute gibt es sie auch als Apps für Smartphones, Tablets oder Laptops. Eltern brauchen wie bei klassischen Babyphones zwei Geräte: eines für die Eltern und eines, welches das Kind überwacht.
Mit guten Babyphones sollten Eltern auch von der Nachbarwohnung aus dem Baby beim Schlafen zuhören oder zuschauen können. Voraussetzung dazu ist eine genügende Reichweite. In diesem Punkt zeigten sich im Test die grössten Unterschiede.
Die fünf Produkte mit Ton-Übertragung ohne Bild waren dabei den meisten Modellen mit Bildschirm überlegen, vor allem in Innenräumen. Sie erreichten alle eine gute Teilnote. Von den Geräten mit Monitor konnten in diesem Punkt nur zwei mithalten: Philips Avent und das «DVM-64» von Alecto. Die anderen übertrugen die Signale nicht gut durch Wände.
Die beiden Apps im Test schafften hingegen bei der Reichweite drinnen und draussen Bestnoten. Bei den Babyphones ohne Monitor erzielten die Geräte von Reer, Alecto und Philipps die Note «sehr gut». Bei den Geräten mit Monitor und den Apps gabs maximal ein «gut».
Die teure App fiel im Praxistest durch
Das Babyphone «BY 110» von Beurer wies in Innenräumen die schlechteste Übertragungsqualität auf. Im Freien kam es bereits bei 110 Metern Distanz zu Störungen, und bei 170 Metern riss die Übertragung ganz ab. Bei allen anderen Geräten war das erst ab 500 Metern der Fall. Wer das Babyphone in der Nachbarwohnung auf der anderen Strassenseite benutzen will, kauft am besten eines der Geräte mit einer guten Note bei der Reichweite.
Ungenügend schnitt die App «Babyphone Saby» ab: Die Prüfer fanden vor allem die Handhabung problematisch. Bei dieser App ist es möglich, beim Tippen auf dem Smartphone ohne Warnmeldung das Elterngerät auszuschalten.
Beim Modell BY 110 will die Firma Beurer die Reichweite verbessern. Die Tonqualität des Babyphones BY 84 habe bisher zu keinen Kundenreklamationen geführt, schreibt Beurer dem K-Tipp. Dennoch will Beurer den Klang der Geräte nochmals überprüfen.
Eines ist bei jeder Überwachungslösung wichtig: Sie soll das Kind während des Betriebs möglichst wenig mit Elektrosmog belasten. Darüber müssen sich Eltern keine Sorgen mehr machen: Im Gegensatz zu früher strahlten alle Babyphones – auch die Apps, die im Test über das WLAN-Netzwerk liefen – bei voller Leistung und einem Meter Abstand zum Kind nur mit einer Feldstärke von 0,2 bis 2,1 Volt pro Meter. Gemäss Labor unterschritten die Babyphones die geltenden Immissionsgrenzwerte um mehr als das 100fache.
«Grenzwerte zu hoch angesetzt»
Gemäss der Forschungsstiftung Strom und Mobilkommunikation der ETH Zürich (FSM) schützen die aktuellen Grenzwerte vor den bekannten Gesundheitsgefahren von elektromagnetischen Feldern. In Fachkreisen wird laut der FSM aber diskutiert, ob nicht auch schwache elektromagnetische Felder gesundheitlich negative Auswirkungen haben können. Aus der Sicht einiger Umweltverbände und Experten sind die Grenzwerte zu hoch angesetzt. Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit rät zu einem Mindestabstand von einem Meter zwischen Babyphone und Kinderbett. Elektrosmogexperte Peter Schlegel empfiehlt gar zwei Meter Abstand oder mehr («Gesundheitstipp» 7/2021).
Tipp: Eltern, die mit ihren Babys sprechen möchten, sollten ein Gerät mit Videofunktion oder eine App wählen. Nur bei diesen ist Gegensprechen möglich.
So hat der K-Tipp die Babyphones getestet
Das Münchner Labor Müller BBM testete für den K-Tipp und die TV-Sendung «Kassensturz» 10 Babyphones mit einer Eltern- und einer Kind-Station sowie zwei Apps. Die Apps wurden in Android Version 12 und der iOS-Version 15 auf den Smartphones Apple iPhone 13 mini und One Plus 9 Pro getestet. Die Prüfkriterien:
- Reichweite: In Räumen und im Aussenbereich untersuchten die Experten, wann die ersten Störungen auftraten. Notiert wurde auch der Zeitpunkt, zu dem es zum Abriss der Ton-Übertragung kam. Im Innenraum wurde die Übertragungsqualität an verschiedenen Punkten mit zunehmender Zahl an Zwischenwänden und -decken bewertet. Im Freien mass das Labor die Distanz in Metern, bis Störungen auftraten.
- Handhabung: Zwei Experten bewerteten, wie einfach sich die Geräte einrichten lassen und ob die Bedienung im Alltag sicher und problemlos funktioniert.
- Tonqualität: Mit identischen Sprachaufnahmen überprüfte das Labor die Qualität der Übertragung.
- Videoqualität: Bei hellem und bei stark gedimmtem Licht wurde die Bildqualität bei der Übertragung aus dem Kinderzimmer untersucht.
- Stromverbrauch: Die Experten massen mit einem Multimeter den Stromverbrauch der Elterneinheit und des Gerätes im Kinderzimmer. Fazit: Alle Modelle mit Bildschirm verbrauchten mehr Strom als die rein akustischen Babyphones.