Geschröpfte Fussball-Fans
Vor Fussballspielen erhöht der Tankstellenshop am Zürcher Hardturm jeweils die Getränkepreise. Doch mit dem Extraprofit für den Avia/Valora-Laden ist jetzt Schluss.
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K-Tipp 9/2005
04.05.2005
Gertrud Rall - redaktion@ktipp.ch
Zürich, 17. April, Sonntagnachmittag. Die Fans strömen zu Tausenden ins Hardturmstadion. Das Spiel GC-FC Zürich ist seit langem ausverkauft. Viele Fans verpflegen sich vor dem Match mit Getränken. Im von Valora betriebenen Avia-Tankstellen-Shop an der Hardturmstrasse sind sie deutlich günstiger als im Restaurant oder beim Take-away gegenüber.
Doch das ändert sich jeweils schlagartig eine Stunde vor Spielbeginn. Statt 1.90 kos...
Gertrud Rall - redaktion@ktipp.ch
Zürich, 17. April, Sonntagnachmittag. Die Fans strömen zu Tausenden ins Hardturmstadion. Das Spiel GC-FC Zürich ist seit langem ausverkauft. Viele Fans verpflegen sich vor dem Match mit Getränken. Im von Valora betriebenen Avia-Tankstellen-Shop an der Hardturmstrasse sind sie deutlich günstiger als im Restaurant oder beim Take-away gegenüber.
Doch das ändert sich jeweils schlagartig eine Stunde vor Spielbeginn. Statt 1.90 kostet die Halbliterdose Feldschlösschen plötzlich 3 Franken. Der Henniez-Preis steigt von 2.30 auf 4 Franken, Red Bull von 3.20 auf 4 und Smirnoff von 3.60 auf 4.50 Franken. Die Preise werden nun nicht mehr gescannt, sondern von Hand getippt. Angeschrieben sind weder die Flaschen noch die Regale. Hoch bleiben die Preise bis eine Stunde nach dem Match, dann sinken sie wieder auf Normalniveau.
«Das haben schon meine Vorgängerinnen so gehalten», verteidigt sich Daniela Riccitelli, Geschäftsführerin des Avia-Shops. Korrekt sei das Vorgehen aber nicht, wie Peter Hochstrasser, Chef der Abteilung Gewerbedelikte der Stadtpolizei Zürich, erklärt: «Ohne deutlich sichtbare Preistafel widerspricht das der Preisbekanntgabeverordnung und ist unlauterer Wettbewerb.» Kein Kavaliersdelikt: Für solche Vergehen drohen Gefängnis und Busse bis 100 000 Franken.
Profiteurin ist jedoch nicht die Geschäftsführerin, die zum Fixlohn arbeitet, sondern die Berner Valora AG, die sich in der Avia-Tankstelle eingemietet hat. Sie will von nichts gewusst haben: «Dieses Vorgehen entspricht nicht unserer Geschäftspolitik», behauptet Ines Najorka, Sprecherin des Konsumgüterkonzerns Valora. Massnahmen zur Behebung seien «bereits eingeleitet» worden.
Verbotene Aufschläge «sofort abgestellt»
Mitprofiteur ist auch die Avia-Tochter A. H. Meyer & Cie., die von Valora einen umsatzabhängigen Mietzins erhält. «Solche willkürlichen Preisaufschläge sind bei uns verboten», sagt Geschäftsleitungsmitglied Max Baumgartner. Er habe diese Praxis darum «sofort abgestellt». Völlig überrascht war er aber nicht. Einer seiner Konkurrenten habe schon mit dem gleichen Problem zu kämpfen gehabt. Branchenüblich sei das «jedoch mit Bestimmtheit nicht».
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