Benützer von Bus und Bahn werden seit zwei Monaten gezwungen, Masken zu tragen. Das Gleiche gilt in einigen Kantonen auch in Schulen und Läden. Doch wie hygienisch sind Gesichtsmasken? Wie viele Bakterien und Pilze finden sich auf getragenen Masken? Der K-Tipp bat Mitte August 20 Pendler in Zürich im Stadtzentrum am Bellevue sowie am Bahnhof Stadelhofen um ihre getragenen Einwegmasken und liess sie im Labor untersuchen.
Der K-Tipp fand kein Labor, das die Masken auf das Coronavirus untersuchen wollte. Als sehr schwierig erwies sich auch die Suche nach einem Labor, das bereit war, die Masken auf Bakterien und Pilze zu testen. Der K-Tipp musste zehn Schweizer Mikrobiologie-Labors anfragen, bevor sich eines zum Test bereit erklärte. Begründung: Es sei für die Mitarbeiter zu gefährlich, getragene Masken zu analysieren, da diese mit dem Coronavirus belastet sein könnten. Denn Masken wirken wie Filter: Die Atemluft strömt durch die Fasern des Gewebes.
Dabei bleiben auch Bakterien und Pilze hängen. Im feuchtwarmen Milieu können sich diese rasch vermehren. Wer mit den Fingern an seiner Maske herumzupft, bringt weitere Bakterien auf das Gewebe. Auch Viren werden mit den Tröpfchen, die sie umgeben, teilweise aufgefangen. Sie vermehren sich aber im Gegensatz zu Bakterien nicht auf der Maske.
Auf Oberflächen können Viren laut dem deutschen Bundesamt für Risikobewertung je nach Umgebungsbedingungen wenige Stunden bis Tage überleben. Deshalb sollte man die Maske nicht mit den Fingern berühren, ohne die Hände vorher und nachher gründlich zu waschen. Das Ansteckungsrisiko via Hände kann eine mögliche Erklärung dafür sein, dass sich seit Einführung der Maskenpflicht die Ansteckungszahlen in der Schweiz erhöhten (K-Tipp 14/2020).
Die K-Tipp-Stichprobe zeigt: Viele Leute tragen ihre Masken mehrere Tage bis wochenlang (siehe Tabelle im PDF). Eine junge Zürcherin sagte dem K-Tipp, sie trage ihre Maske wohl bereits seit drei Wochen. Sie könne es sich nicht leisten, die Produkte mehrfach am Tag auszuwechseln.
Schimmel kann die Atemwege reizen
Andere Passanten gaben an, die Einwegmasken mehrmals zu verwenden, weil sie nicht unnötig Abfall produzieren möchten. Doch das ist keine gute Idee: Denn 11 der 20 untersuchten Masken enthielten mehr als 100 000 Bakterienkolonien, drei davon gar mehr als eine Million. Darunter war die Maske eines Mannes, der sie nur einen Tag trug. Solche Zahlen weisen auf eine starke Verschmutzung hin. Zum Vergleich: Bei einer Stichprobe von 20 Touchscreen-Bildschirmen von Billett- und Geldautomaten waren die meisten Geräte nur mit 3 bis 69 Bakterienkolonien belastet (K-Tipp 8/2020).
Die Mikrobiologen suchten auch nach Staphylokokken. Fündig wurden sie auf 14 von 20 Masken. Diese Bakterien kommen vor allem auf der Haut und den Schleimhäuten von Menschen und Tieren vor. Unter den Staphylokokken gibt es etwa 50 Arten. Einige davon können Lungen- und Hirnhautentzündungen auslösen. Das deutsche Robert-Koch-Institut nennt weitere Probleme wie Wundinfektionen und eitrige Hautentzündungen. Die grösste Menge dieser Bakterienart fand das Labor auf der Maske einer Frau, welche sie drei Stunden trug.
Auf 15 der 20 Masken fand das Labor Schimmel- und Hefepilze. Eingeatmete Schimmelsporen können laut Bundesamt für Gesundheit zu Atemwegs- und Augenreizungen führen. Ein gesundes Immunsystem wird normalerweise mit Schimmel fertig. Geschwächte Personen hingegen müssen allergische Erkrankungen, Asthma oder Bronchitis befürchten.
Der Bund rief im Sommer rund 14 Millionen verschimmelte Masken zurück, die er an die Gesundheitseinrichtungen der Kantone geschickt hatte. Spitalpersonal in Bern klagte damals gemäss Berichten des Schweizer Fernsehens SRF über beissende Augen und Atemprobleme.
Immerhin: Die Mikrobiologen fanden auf den getragenen Masken weder Fäkalkeime noch Genitalpilze.
Ist eine Maske feucht, sollte man sie ersetzen
Wie gefährlich mehrfach getragene Masken sind, ist unter Wissenschaftern umstritten: Der deutsche Virologe Hendrik Streeck vom Institut für Virologie der Universitätklinik Bonn warnte im Juni vor dem falschen Gebrauch der Gesichtsmasken, weil sie ein Nährboden für Keime sind. Hygiene-Facharzt Klaus-Dieter Zastrow hingegen sieht keine Gefahr, solange die Alltagsmasken nicht feucht und warm sind. Laut dem Fraunhofer Institut für angewandte Forschung in Kaiserslautern (D) nimmt die Verkeimung mit steigender Feuchtigkeit zu. Auch das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt, Masken zu ersetzen, wenn sie feucht sind.
So geht man mit Masken um
- Masken nur dort tragen, wo Abstandhalten nicht möglich ist oder wo eine behördliche Pflicht besteht.
- Masken nur mit gewaschenen Händen berühren und anziehen. An den Schlaufen anfassen. Nur einmal verwenden. Wer die Maske mehrfach verwendet, sollte sie nach Gebrauch trocknen lassen. Das hemmt das Keimwachstum.
- Feuchte Masken ersetzen. Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt eine maximale Tragezeit von vier Stunden.
- Masken aus Stoff möglichst oft bei mindestens 60 Grad waschen.
Coronavirus: Die aktuellen Zahlen
3,1 % Durchschnittlicher Anteil positiver Corona-Testresultate pro Tag. Tests: 13 161 pro Tag, positiv: 409 pro Tag. Unbekannt: die Zahl der Corona-Positiven mit Krankheitssymptomen.
5,1 Durchschnittliche Anzahl Hospitalisierungen von infizierten Patienten pro Tag in der Schweiz.
1,2 Durchschnittliche Anzahl Todesfälle von infizierten Patienten pro Tag in der Schweiz.