Gesundes Leben ersetzt die Basenpillen
Zu viel Säuren machen uns krank, behaupten die Hersteller von Basenmitteln. Doch auf teure Pülverchen können Gesunde getrost verzichten -, wenn sie sich gesund ernähren und sich regelmässig bewegen.
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Gesundheitstipp 5/2007
16.05.2007
Claudia Benetti
Zu viel Fleisch- und Milchprodukte, zu wenig Früchte und Gemüse. «In den westlichen Industrienationen ist die Säurebelastung bei den meisten Menschen überdurchschnittlich hoch.» So wirbt Biomed für seine Allsan-Basenprodukte.
Die Firma und andere Heilmittelhersteller versprechen: «Basenpräparate fördern das Gleichgewicht von Säuren und Basen im Körper.» Auch sollen die Mittel vor zahlreichen Beschwerden und Krankheiten schützen. Zum Beispiel vor Müdigkeit, Erschöpfung, Kopf...
Zu viel Fleisch- und Milchprodukte, zu wenig Früchte und Gemüse. «In den westlichen Industrienationen ist die Säurebelastung bei den meisten Menschen überdurchschnittlich hoch.» So wirbt Biomed für seine Allsan-Basenprodukte.
Die Firma und andere Heilmittelhersteller versprechen: «Basenpräparate fördern das Gleichgewicht von Säuren und Basen im Körper.» Auch sollen die Mittel vor zahlreichen Beschwerden und Krankheiten schützen. Zum Beispiel vor Müdigkeit, Erschöpfung, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Rheuma, Stimmungsschwankungen sowie Haut- und Magen-Darm-Problemen.
Nur schwere Krankheiten übersäuern den Körper
Doch Professor Carsten Wagner von der Universität Zürich erklärt: «Es ist nicht belegt, dass eine Übersäuerung krank macht.» Denn der Körper vermag die Säuren selber abzufangen: Puffersubstanzen im Blut neutralisieren sie. Die Lungen geben bei vertieftem Atmen ein Zuviel an Säuren ab. Und die Nieren scheiden bei Bedarf über den Urin zusätzlich Säuren aus.
Nur schwere Krankheiten, Vergiftungen, Hungerzustände und schwere körperliche Belastung, etwa durch Leistungssport, können den Körper sauer machen. Die Betroffenen brauchen dann meist intensive medizinische Betreuung.
In diesen Fällen kann das Einnehmen von Basenmitteln sogar schädlich sein: Sie können schwere Krankheiten längere Zeit überdecken. Dies kann eine wichtige Behandlung verzögern. Und bei Nierenkranken und bei Bluthochdruck können Basenprodukte sogar direkt die Gesundheit beeinträchtigen.
Ständig zu viel Säure im Blut: Droht Kalziumverlust?
Umstritten ist, ob Basenpräparate allenfalls den Knochenschwund im Alter bremsen können. Denn: Hat es dauernd zu viel Säure im Blut, entzieht der Körper den Knochen Kalzium. Darauf weist zumindest eine Studie von Ärzten im Bruderholzspital Basel hin. Nur sind die Untersuchungsresultate noch dünn. Grössere Studien müssen die Resultate erhärten.
Die Säuren lassen sich mit einem gesunden Lebensstil in Schach halten. Etzel Gysling, Arzt und Herausgeber der Zeitschrift Pharmakritik: «Für Gesunde genügt es, sich richtig zu ernähren, genug zu bewegen, nicht zu rauchen und nicht zu viel Alkohol zu trinken.»
Tatsächlich gibt es «saure» und «basische» Nahrungsmittel. Dabei ist nicht ausschlaggebend, wie sie schmecken, sondern wie sie im Stoffwechsel reagieren. So gehören Zitronen zu den basischen Lebensmitteln, obwohl sie sauer sind.
Ernährungsfachfrau Carine Buhmann empfiehlt vermehrt Salate, Früchte, Gemüse, Kartoffeln und fettarme Milchprodukte zu essen, hingegen Zucker, Weissmehl, Innereien eher zu meiden. «Gelegentliche Fastentage mit Molke oder Gemüsesäften können zusätzlich helfen», sagt sie.
Urintests sagen nichts über den Säuregrad im Blut aus
Einige Heilmittelhersteller preisen auch Urintests an. Mit ihnen wird die Säure im Urin gemessen. So soll man Rückschlüsse auf den Säuregrad des Körpers ziehen können. Professor Wagner sagt dazu: «Urintests geben keinen Aufschluss über den Säuregrad im Blut.» Um ihn zu messen, brauche es eine aufwendige ärztliche Blutgasanalyse.
Hersteller weisen Kritiken an ihren Produkten zurück: «Die Komplementärmedizin setzt Basenpräparate und Urintests erfolgreich ein», sagt Allsan-Marketingleiter Ueli Abderhalden. Ausserdem würden Basenmittel den Menschen helfen, die sich unausgewogen ernähren.
Das hilft dem Säure-Basen-Haushalt
So unterstützen Sie den Körper auf natürliche Weise:
Ernährung
- Essen Sie täglich Gemüse, Salat, Obst und ergänzen Sie den Speiseplan mit Kartoffeln, Vollkornprodukten, fettarmen Milch- und Sojaprodukten.
- Verarbeiten Sie die Produkte schonend, dass keine Nährstoffe verloren gehen.
- Essen Sie nur gelegentlich Hülsenfrüchte, Fleisch, Fisch, Eier.
- Konsumieren Sie wenig tierische Fette und Zucker.
- Trinken Sie viel - vor allem ungezuckerte Getränke wie Wasser und Kräutertee.
Kuren
- Legen Sie regelmässig einen Molken-, Obst- oder Gemüsetag ein.
- Machen Sie gelegentlich eine ärztlich begleitete Fastenkur.
Schwitzen
- Bewegen Sie sich regelmässig und moderat.
- Gehen Sie öfters in die Sauna. Durch das Schwitzen scheidet der Körper zusätzlich Säuren aus.
Entspannen
- Sorgen Sie für ausreichend Schlaf.
- Meiden Sie Stress.
Gifte meiden
- Rauchen Sie nicht.
- Trinken Sie wenig Alkohol.