Zwei iPhones kommen ins Bild. Eine Stimme im Hintergrund sagt: Heute bin ich 6,1 Kilometer gelaufen.» Eine andere: «Ich habe eine Bündner Nusstorte gegessen mit 612 Kalorien.» Dann ertönt eine dritte Stimme: «Mit der Health-App kannst du deine Gesundheit mitverfolgen.» So warb Apple kürzlich im Schweizer Fernsehen für seine Gesundheits-App. Das Programm soll auf dem Handydisplay anzeigen, wie viele Schritte der Besitzer geht, wie viele Kalorien er konsumiert und verbrennt, wie hoch Puls, Blutzucker, Blutdruck und Gewicht sind und wie der Schlaf war.
Was der Werbespot allerdings verschweigt: Es ist umständlich, mit dieser App Gesundheitsdaten zu erhalten. Denn die App kann sie nicht automatisch ordnen und aufzeichnen. Viele Angaben muss man selber eintragen. Nur gerade Schritte kann das iPhone mit seinen Bewegungssensoren zählen. Doch dafür müsste man das Handy ständig am Körper tragen.
Die meisten Konkurrenten von Apple haben deshalb Geräte auf den Markt gebracht, die man am Handgelenk oder in der Hosentasche trägt: Aktivitätstracker. Sie senden die aufgezeichneten Daten direkt ans Smartphone oder an den Computer. Die meisten Tracker können nicht nur Schritte zählen, sondern berechnen auch gleich die zurückgelegte Strecke. Sie zeichnen auf, wie lange man aktiv war und wie viele Kalorien man dabei verbrauchte. Viele Geräte überwachen den Schlaf – und registrieren auch, wenn man unruhig schläft.
Studien weisen drauf hin, dass solche Geräte dazu beitragen können, dass man sich mehr bewegt. Vor zwei Jahren hatte die US-Universität Indiana 40- und 66-jährige Testpersonen drei Monate lang mit einem Schrittzähler ausgestattet. In dieser Zeit bewegten sie sich über 15 Prozent mehr und waren am Ende im Durchschnitt mehr als 1 Kilo leichter.
Bereits 2007 fanden Forscher der School of Medicine in Stanford (USA) heraus, dass Schrittzähler helfen, Blutdruck, Bewegung und Gewichtsverlust zu verbessern: Die Testpersonen liefen durchschnittlich 2000 Schritte mehr pro Tag.
Praktisch: Einige Aktivitätstracker vibrieren, wenn man sich eine ganze Weile nicht bewegt hat. Die Tracker sind zudem erstaunlich genau, wie Forscher der State University Iowa im September berichteten. Beispiel Kalorienverbrauch: Alle geprüften Geräte schätzten
den tatsächlichen Energieverbrauch plus minus 10 Prozent richtig ein. Der Zürcher Präventivmediziner David Fäh sagt: «Diese Abweichung ist nicht zentral. Viel wichtiger ist es, dass der Nutzer seine Fortschritte feststellen kann.»
«Schlaf überwachen kann nützlich sein»
Auch den Schlaf zu überwachen, sehen Fachleute als sinnvoll an. Esther Werth, Leiterin des Schlaflabors der Uni Zürich, findet, es mache zwar keinen Sinn, jeden Morgen die Nacht auszuwerten: «Es kann jedoch nützlich sein, das Schlafverhalten über längere Zeit zu dokumentieren», sagt Werth. So könne man feststellen, ob man früher und regelmässiger ins Bett gehen sollte, damit man genug Schlaf bekomme. Zu wenig Schlaf kann zu Diabetes und Bluthochdruck führen.
Bei vielen Trackern kann man dank Sensoren den Puls durchgehend messen. Bei Geräten mit Brustgurt geben Hersteller eine Genauigkeit von bis zu 97 Prozent an, unabhängige Untersuchungen gibts noch keine. Für Bernhard Meier, Herzspezialist am Berner Inselspital, wäre die Genauigkeit sogar für Personen gut genug, die Herz-Kreislauf-Krankheiten haben und ihren Puls beim Training im Auge behalten müssen.
Die Geräte haben allerdings auch Nachteile: Die meisten Hersteller behalten sich vor, die gesammelten Daten weiterzugeben. Das geht aus den Allgemeinen Geschäftsbedingungen hervor. Nur Vivofit-Hersteller Garmin verspricht, zuerst das Okay des Gerätekäufers einzuholen. Der Datenschutz ist damit in den meisten Fällen nicht gewährleistet. Tipp vieler Fachleute: Beim Eröffnen des Kundenkontos ein Alias angeben und keine E-Mail-Adresse verwenden, die Vor- und Nachnamen enthält.
Weiterer Nachteil: Die Geräte kommunizieren alle über den Funkstandard Bluetooth 4.0. Und den verstehen iPhones erst ab Modell 4S. Auch viele Smartphones verstehen es nicht. Dann hilft ein Blick in die technischen Daten.
Und: Nur die Tracker von Fitbit, Polar und Garmin tauschen ihre Daten auch mit dem PC aus.