Gewinne auf Kosten der Kunden

Die Telecomfirmen berechnen einander weniger Gebühren für Anrufe in fremde Netze. Doch die Ersparnisse geben sie gar nicht oder nur teilweise an ihre Kunden weiter.

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K-Tipp 17/2010

17.10.2010

Letzte Aktualisierung:
19.10.2010

Christian Birmele

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Die Tarife für Telefonate vom Fest- ins Mobilfunknetz sind in der Schweiz nach wie vor weltmeisterlich hoch. In Frankreich zahlt man dafür heute nur rund ein Viertel, in Deutschland bloss die Hälfte.

Anfang September dann ein Hoffnungsschimmer für Schweizer Kunden: «Orange, Sunrise und Swisscom berechnen einander weniger Gebühren», stand in allen Tageszeitungen. Gemeint sind die sogenannten Terminierungsgebühren.

Sie fallen an, wenn jemand vom Festnetz auf ein fremdes Handynetz anruft. Beispiel: Telefoniert ein Swisscom-Kunde vom Festnetz auf ein Sunrise-Handy, muss Swisscom Sunrise nächstes Jahr 8,75 Rappen pro Minute zahlen. Bisher waren es 17 Rappen.

Swisscom wird noch mehr Gewinn machen

Viele Kunden hofften nun, die Telecom-Unternehmen würden die Einsparungen weitergeben. Denn sie begründeten die hohen Preise in der Vergangenheit stets mit den hohen Terminierungsgebühren. Doch weit gefehlt: Sunrise, Orange und Cablecom senken die Preise gegenüber den Kunden gar nicht. Swisscom nur ein bisschen. Konkret:

Swisscom zahlt künftig 8,25 Rappen weniger bei einem Anruf eines ihrer Kunden an die Konkurrenz, berechnet aber seinem Kunden nur 5 Rappen weniger. Und das auch nur im Laufe des Tages. Der Abend- und der Wochenendtarif bleiben gleich. Vollmundig behauptet Swisscom: «Wir schenken den Kunden 50 Millionen Franken.»

Tatsache ist: Pro Minute macht die Swisscom neu rund 4 Rappen mehr Gewinn. Das macht laut Schätzungen von Experten jährlich einen zweistel-ligen Millionenbetrag aus. Das will Swisscom-Sprecher Olaf Schulze aber nicht gelten lassen: «Die Rechnung ist nicht so einfach.»

Orange, Sunrise und Cablecom haben die Tarife gegenüber den Kunden gar nicht gesenkt. Die eingesparten Gebühren fliessen direkt in die Taschen der Unternehmen. Gemäss Schätzungen des K-Tipp macht Sunrise so rund 10 Millionen, Cablecom rund 5 Millionen und Orange etwa 170 000 Franken mehr Gewinn.

Nach Intervention des K-Tipp verspricht Therese Wenger von Orange: «Wir werden die Tarife senken.» Cablecom und Sunrise sehen jedoch keinen Handlungsbedarf.

Kleine Unternehmen senken die Preise

Dass es auch anders geht, zeigen kleinere Telecomunternehmen: So senkte zum Beispiel VTX die Tarife um 8 bis 12 Rappen, Telio um 6 Rappen pro Minute – und das den ganzen Tag. «Die Gewinn-margen der grossen Anbieter sind immer noch viel zu hoch», sagt Sascha Greber von Telio.

Günstiger telefonieren

Telefonieren übers Internet: Mit dem Computer oder einem speziellen Telefon kann man alle Anrufe über das Internet tätigen. Damit sparen Sie je nach Anbieter bis zu 20 Rappen pro Minute. Voraussetzung dazu ist ein schneller Internetzugang.

Abokosten senken: Das Festnetz-Abonnement macht meist den Hauptteil der Telefonrechnung aus. Vergleichen Sie deshalb nicht nur die Minutenpreise, sondern auch die Abokosten. Und: Wer hauptsächlich mit dem Handy telefoniert, braucht den Festnetzanschluss vielleicht gar nicht.

Sparvorwahl oder Pre-Selection: Durch Eingabe einer speziellen Vorwahl wird der Anruf über eine billigere Telefongesellschaft abgewickelt. So kann man beim Anruf vom Fest- ins Handynetz bis zu 10 Rappen pro Minute sparen. Nachteil: Die Tarife können sich täglich ändern, und man muss meist im Voraus zahlen. Mehr dazu im Artikel «Festnetz: Weniger zahlen für Anrufe aufs Handy».

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