Das weisse Reh mit hellbraunen Tupfen auf dem Rücken soll «aus 100 Prozent Naturkautschuk gefertigt und mit lebensmittelechter Farbe bemalt» sein. Kinder, die ihre ersten Zähne bekommen, nehmen «Lela» gerne «in den Mund und kauen auf den Ohren oder an den Beinen herum». Das lindere die Schmerzen beim Zahnen, so die Werbung von Hersteller Lässig in Deutschland.
Naturkautschuk – gut, dachte Simone Bircher (Name geändert) aus Zürich, als sie das Reh im Oktober 2013 bei Mytoys.de für ihre Zwillinge kaufte.
Ein paar Wochen später veröffentlichte das europäische Schnellwarnsystem Rapex die Meldung, «Lela» dürfe nicht mehr verkauft werden. Es enthalte Nitrosamine. Die Stoffe könnten «schon in kleinsten Mengen» krebsauslösend sein, warnt das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung.
Daraufhin wurde «Lela» aus dem Handel genommen. Nur: Wer das Reh schon gekauft hatte, erfuhr das nicht. Denn es gab keinen öffentlichen Produkterückruf, um Konsumenten via Medien zu warnen.
Schnellwarnsystem: Schweiz nicht dabei
Die zuständige Behörde in Deutschland sagte, es bestehe keine akute Gesundheitsgefahr. Und die Schweiz macht bei Rapex nicht mit. Dies werde vorläufig so bleiben, weil Verhandlungen mit der EU auch in diesem Bereich blockiert seien, heisst es beim Staatssekretariat für Wirtschaft.
Immerhin: Rund zehn Monate nach der Rücknahme reagierte Hersteller Lässig auf den öffentlichen Druck und rief das Babyspielzeug zurück. Auch Schweizer Kundinnen und Kunden können es zurückschicken und erhalten den Preis erstattet. Adresse: Maxi Baby, Seestrasse 3, 6052 Hergiswil.
Das Reh ist kein Einzelfall: Der K-Tipp hat kürzlich vor Gefahren durch Fingermalfarben der Marke Jovi gewarnt (Ausgabe 15/14). Laut Rapex enthält das Produkt Formaldehyd. Es kann bei Hautkontakt Allergien auslösen und die Schleimhäute reizen. Trotzdem wird die Jovi-Farbe noch verkauft. Der K-Tipp konnte sie bei Schulmaterialien Peter in Herznach AG problemlos bestellen. Hersteller Jovi aus Barcelona hat seine Händler in der EU über die Rücknahme informiert. Schulmaterialien Peter wusste jedoch nichts davon.
Tipp: Der K-Tipp publiziert in der «Rückrufliste» regelmässig Auszüge aus der Rapex-Liste.