Der Lebensmittelhersteller Mars informierte Ende Juni Schweizer Detailhändler darüber, dass in Bounty- und Snickers-Glaces Rückstände des Gases Ethylenoxid gefunden wurden. Sowohl das Gas selber als auch seine Rückstände stehen laut der europäischen Datenbank für Pestizide im Verdacht, das Erbgut in den Zellen zu schädigen und das Krebsrisiko zu erhöhen.
Schweizer Konsumenten erfuhren das jedoch nicht. Denn Aldi, Coop, Denner, Migros und Spar nahmen die betroffenen Produkte still und heimlich aus ihren Regalen. Einen öffentlichen Rückruf gab es nicht. Einige Kunden lagern also möglicherweise noch belastete Glaces im Tiefkühler. In Deutschland, Österreich und Schweden warnten Mars und die Behörden vor den Produkten.
Laut Gesetz müssen Hersteller Lebensmittel, welche die Gesundheit gefährden können, umgehend zurückrufen. Noch Mitte August fand der K-Tipp aber in einer Zürcher Spar-Filiale betroffene Bounty- und Snicker-Glaces. Nach dem Hinweis des K-Tipp nahm Spar die Artikel aus dem Verkauf.
Die Migros sagt, es habe bei den Produkten «keine Überschreitung des gesetzlich definierten Höchstwertes» gegeben. So argumentiert auch die Mars Schweiz AG gegenüber dem K-Tipp. Die Konzentration der Rückstände sei so klein, dass kein Risiko für die Kunden bestanden habe. Und: Die Entscheidung, die Produkte in der Schweiz nicht zurückzurufen, habe man in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit getroffen.
Das erstaunt, denn laut dem deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung gibt es für das Gas Ethylenoxid keinen Wert, bis zu dem kein Gesundheitsrisiko besteht. In seiner Bewertung von Ende Juli hält das Institut deshalb fest: «Rückstände des Stoffes in Lebensmitteln sind grundsätzlich unerwünscht.»
Die Ethylenoxid-Rückstände in den Glaces stammen vom Zusatzstoff Johannisbrotkernmehl (E410). Laut dem deutschen Lebensmittelverband wurden die Kerne des Johannisbrotbaums in der Türkei wahrscheinlich mit dem giftigen Ethylenoxid behandelt, damit sie bis zur Verarbeitung nicht verderben. E410 ist ein Verdickungsmittel und steckt in zahlreichen Lebensmitteln.
Rückstände auch in Tomatensauce
Ethylenoxid wurde nicht nur in Glaces festgestellt: Die Behörden mehrerer europäischer Länder fanden in den vergangenen Wochen Rückstände des Stoffes zum Beispiel auch in Tomatensauce, asiatischen Instantnudeln, Currypulver, Saucen und Fertig-Kartoffelgratin. Dutzende Produkte wurden deshalb öffentlich zurückgerufen.
Rückstände von Ethylenoxid wurden im Juli in Slowenien auch im Zusatzstoff Guarkernmehl (E412) entdeckt. Dieser Stoff dient ebenfalls in vielen Lebensmitteln als Verdickungsmittel.
Tipp: Lebensmittel mit den Zusatzstoffen E410 und E412 sollte man meiden. Sie können nicht nur verunreinigt sein, sondern auch Darmprobleme wie Blähungen, Krämpfe und Entzündungen auslösen. Die Stoffe müssen auf der Zutatenliste deklariert sein – entweder als E-Nummer oder mit vollem Namen.