Gels, Cremes und Lotionen sind oft mit dem Schriftzug «dermatologisch getestet» beschriftet. Und auf vielen Zahnbürsten und -pasten steht «klinisch getestet». Was aber wurde mit welchen Methoden getestet? Und haben die Produkte den Test erfolgreich bestanden? Der K-Tipp wollte es genau wissen und hat bei den Herstellern nachgefragt.
L’Oréal
Auf dem Bodytonic mit Meeresalgen der Linie Garnier Skin Naturals (Bild im pdf-Artikel) wird ein «sofortiger, hautstraffender Effekt» versprochen, und: «Nach 4 Wochen ist die Haut wieder gestrafft – wie geliftet.» Auch findet sich auf der Verpackung der Vermerk «dermatologisch getestet».
Dem Kosmetikgiganten L’Oréal gehören Garnier und Top-Marken wie Vichy, Lancôme, Kerastase und The Body Shop. Doch der Konzern macht bloss pauschale Angaben. «Die ausgeführten Tests werden nicht veröffentlicht», so L’Oréal-Sprecherin Danielle Bryner.
Die Berichte stünden nur «der befugten Behörde» zur Verfügung. Auf Nachhaken des K-Tipp betont Bryner aber, die hautstraffende Wirkung sei ebenfalls getestet worden. «Um unsere Aussagen zu stützen, berufen wir uns auf verschiedene Tests.» Alle Produktversprechungen müssten auch bewiesen werden können, so Bryner.
So genau müssen es die Hersteller bei ihrer Beweisführung allerdings gar nicht nehmen: «Dermatologisch getestet» ist gesetzlich nicht definiert. «Die Studien, auf die sich eine solche Aussage bezieht, müssen nicht wissenschaftlich durchgeführt werden», sagt Martin Brunner, stellvertretender Kantonschemiker von Zürich. «Im Prinzip können Hersteller in einem Mini-Test ein paar Personen zu ihrem Produkt befragen.»
Im Gesetz steht zwar: Hersteller von Lebensmitteln und Medikamenten sind verpflichtet, ihre Produkte nur mit wahren Versprechen zu bewerben. Für Kosmetika gilt dieses Gesetz aber nicht. «Sonst wären Werbeversprechen wie ‹hautstraffender Effekt› nicht möglich», sagt Martin Brunner.
Denn dies könnte kein Hersteller beweisen. Und weil es keine gesetzliche Grundlage gibt, mache es für die Kantonslabore keinen Sinn, solche Aussagen auf ihre Wahrheit zu überprüfen.
Unilever und Beiersdorf
Bei Unilever (Axe, Signal, Dove, Rexona) blockt Sprecher Markus Abt ab: «Wir können aus Wettbewerbsgründen keine Details bekannt geben.» Die Testmethoden entsprächen allgemein anerkannten wissenschaftlichen Standards. Weitere Aussagen auf Verpackungen basierten «auf intensiven Tests und Studien».
Es gibt aber auch andere Hersteller. Beiersdorf (Nivea) gibt immerhin rudimentär Auskunft, was und wie getestet wurde. Beim Nivea Make-up Beauty Lift Foundation (Bild im pdf-Artikel) habe man nicht nur die Hautverträglichkeit, sondern u. a. auch die Hautbefeuchtung untersuchen lassen sowie Messungen der Hautelastizität durchgeführt.
Damit solle die Aussage «straffend, glättend» untermauert werden. Genauere Angaben, etwa zur Zahl der Probanden und zur Testmethode, liefert auch Beiersdorf nicht.
Coop, Migros, Wala und Gaba
Transparenter geben sich Coop, Migros, der deutsche Naturkosmetika-Hersteller Wala und Gaba, das Mutterhaus von Elmex- und Meridol-Produkten. Zum Duschmittel Qualité & Prix Fresh Kick for Men («Hautverträglichkeit dermatologisch getestet») schreibt Coop, im Test mit 30 Probanden seien keine Unverträglichkeiten aufgetreten – und schickt das Zertifikat des Labors mit.
Und zur Enthaarungscreme Qualité & Prix (gleiche Werbeaussage) lieferte Coop die detaillierten Resultate. Die Migros legt einer Candida-Zahnbürste einen Auszug aus einem Prüfbericht der Universität Zürich bei.
Zur Zahnpasta Parodin Plus (Bild im pdf-Artikel) schreibt sie, die Aussagen «fördert die Regeneration» sowie «bakterienhemmende Schutzwirkung» seien «im klinischen Test bestätigt», 30 Probanden hätten mitgewirkt.
Die genauesten Auskünfte zu den Tests hinter den Werbeversprechungen kommen von Gaba: Zu zwei Elmex-Zahnbürsten hat die Firma ausführlich mitgeteilt, welche Kriterien getestet wurden und wie die Zahnbürsten abgeschnitten haben. Dazu hat Gaba Studienresultate mitgeliefert.
Für die Konsumenten bleibt ein schales Gefühl – gerade bei Aussagen, wie sie L’Oréal machte: «Ob mit ‹dermatologisch getestet› geworben wird, ist letztlich eine Marketing-Entscheidung.»