Grosse Grössen bis zu 110 Franken teurer
Wer Kleider aus dem Katalog bestellt, bezahlt auch für Normgrössen oft happige Aufpreise. Einige Versandhäuser machen jedoch keinen Unterschied zwischen Molligeren und Dünnen.
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K-Tipp 17/2005
19.10.2005
Der Jelmoli Versand bietet einen Blazer von Esprit für Fr. 159.90 an - allerdings nur für Frauen, die maximal Kleidergrösse 38 tragen. Bereits ab Grösse 40 ist das gute Stück 20 Franken teurer.
Männer müssen noch tiefer in die Tasche greifen: Bei Quelle kostet eine bestimmte Lederjacke 249 Franken und 329 Franken ab Grösse 46. Bei Übergrösse 60 sinds satte 110 Franken Aufpreis.
Bestraft der Versandhandel all jene, die nicht Idealmassen entsprechen?
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Der Jelmoli Versand bietet einen Blazer von Esprit für Fr. 159.90 an - allerdings nur für Frauen, die maximal Kleidergrösse 38 tragen. Bereits ab Grösse 40 ist das gute Stück 20 Franken teurer.
Männer müssen noch tiefer in die Tasche greifen: Bei Quelle kostet eine bestimmte Lederjacke 249 Franken und 329 Franken ab Grösse 46. Bei Übergrösse 60 sinds satte 110 Franken Aufpreis.
Bestraft der Versandhandel all jene, die nicht Idealmassen entsprechen?
Patrick Kessler vom Quelle Versand sagt Nein. Für die abgestuften Preise gebe es eine Reihe betriebswirtschaftlich nachvollziehbarer Gründe: Für grosse Grössen brauche es andere Schnittmodelle und mehr Stoff, zudem würden diese Kleidungsstücke in kleinerer Stückzahl produziert. Ähnlich argumentiert André Gassmann vom Ackermann-Versand, zu dem auch Veillon gehört: «Wir machen keine Mischkalkulationen. Entstehen bei der Produktion ab Grösse 48 zusätzliche Kosten für Material, Schnitt und Nähzeit, bezahlt der Kunde einen höheren Preis.»
Schwer nachvollziehbar bleibt jedoch, warum einige Versandhäuser schon ab der bei Frauen weit verbreiteten Grösse 40 mehr verlangen. Zudem: Der Textilverband Schweiz empfiehlt, reguläre Grössen - Frauen bis 48, Männer bis 56 - ohne Aufpreis zu verkaufen. Während sich Läden daran halten, wird die Empfehlung von vielen Versandhäusern ignoriert. Begründung: Die abgestuften Preise seien in Deutschland und Frankreich üblich und würden von Versandhäusern mit ausländischem Mutterhaus übernommen.
Versandhandelsriesen wie Otto - Jelmoli und Heine gehören zum deutschen Konzern - kalkulieren seit Jahrzehnten mit höheren Preisen für grosse Grössen. Nicht so die Schweizer Marke Spengler, obwohl sie nun zur deutschen Quelle gehört. Hier gibt es nach wie vor für alle Grössen nur einen Preis.
Auch der Modeversand La Redoute behandelt Dicke und Dünne gleich: «Alle sollen modische Kleider tragen können, und zwar zum gleichen Preis», heisst es dort. Immerhin: Versandhäuser wie Quelle und Ackermann haben spezielle Kollektionen für Mollige lanciert, die ohne oder wenigstens mit moderaten Preisaufschlägen auskommen.
(ohm)